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Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Titel: Die Erbin und ihr geliebter Verraeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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beschädigten Kaktus ein wenig zurecht, entfernte die abgebrochenen Tentakeln und tat sie auf einen Haufen.
    „So“, sagte sie schließlich. „Jetzt kommt der unterhaltsame Teil.“ Sie nahm die grünen Tentakel und steckte sie zurück in die Erde. „Erst war da ein Kaktus, jetzt haben wir sieben, acht …“ Sie nahm das letzte Kaktusstück und steckte es in den Topf, den sie gefüllt hatte. „Neun.“
    „Was? Das ist alles? Kein Wasser, keine besonderen Tränke?“
    „Es wird ein paar Monate dauern, bis sie Wurzeln schlagen“, antwortete die Frau. „Gießen Sie sie nur, wenn der Sand trocken ist. Aber ja, wie ich schon sagte: Der Kaktus ist eine Pflanze, die nur schwer umzubringen ist.“ Sie reichte Jane den Topf. „Hier. Für Sie.“
    „Ach du meine Güte“, sagte Jane überrascht. „Dürfen Sie das? Mir einfach so einen Kaktus geben?“ Sie runzelte die Stirn und schaute die Frau an. „Warten Sie, Sie sind hier nicht angestellt. Dann dürfen Sie das nicht tun.“
    „Wenn Sie damit zur Tür hinausgehen, gehört er dennoch Ihnen“, erwiderte die Frau. „Ich hätte nicht gedacht, dass die unerschrockene Miss Jane Fairfield sich von so etwas Unbedeutendem wie fremdem Eigentum abhalten lässt.“
    „Woher wissen Sie meinen Namen?“
    „Ich bin Violet Waterfield, Countess of Cambury.“ Sie schaute sie erwartungsvoll an.
    Jane blinzelte. „Erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen.“
    Die andere Frau wirkte überrascht. „Sie wissen nicht, wer ich bin? Oliver vergisst immer noch gerne die Ehrenmitglieder.“ Sie hielt ihre linke behandschuhte Hand hoch. „Die linken Brüder? Oliver, Sebastian, Robert?“
    „Oliver. Meinen Sie …“
    „Natürlich meine ich Oliver Marshall“, sagte die Frau.
    „Woher wissen Sie …“
    Die Countess lächelte geheimnisvoll. „Ich weiß alles. Das ist meine Aufgabe in unserer kleinen Gruppe.“
    „Verstehe“, sagte Jane leicht verwirrt. „Was für ein schönes Amt.“
    „Amt?“ Die Frau schnaubte. „Natürlich nicht.“ Dieses Mal war ihr Lächeln überaus selbstzufrieden, während sie erklärte: „Ich tue das ehrenamtlich.“

Kapitel 10

    I N J ANES K OPF herrschte immer noch leichte Verwirrung, als sie spät nachts das Zimmer ihrer Schwester betrat.
    Jahrelang war Emily ihre einzige Vertraute gewesen, diejenige, der sie all ihre Sorgen anvertraut hatte. Aber binnen der letzten paar Tage hatte sie jede Menge Geheimnisse, die sie ihrer Schwester nicht verraten konnte.
    Da ist dieser Mann. Er hat erwogen, mich bloßzustellen, aber das ist nicht wichtig – ich muss dir von den Johnson-Zwillingen erzählen.
    Wusstest du, dass Bradenton eine Prämie auf meinen Kopf ausgesetzt hat? Offensichtlich bin ich eine ganze Stimme im Parlament wert. Oder die Zerstörung eines Kaktus. Ich bin mir nicht sicher, was mich mehr ehrt.
    Denkst du, Mr. Marshall mag mich? Ich weiß einfach nicht, was ich von ihm halten soll.
    Aber das war auch geschwindelt. Sie wusste genau, was sie von ihm hielt.
    Während sie noch ihre Gedanken sammelte, begann ihre Schwester zu reden. „Wusstest du, dass es Leute gibt, die keinen Alkohol trinken?“
    Jane legte den Kopf zur Seite. „Ich habe davon gehört.“ In Cambridge, umgeben von jungen Männern, hatte sie allerdings vor allem gehört, wie man sich über sie lustig machte. „Sind es die Quäker, die nichts vom Trinken halten, oder die Methodisten? Ich kann mir das einfach nicht merken.“ Sie blickte zu ihrer Schwester, die sie eingehend betrachtete. „Warum?“
    „Ich habe darüber gelesen.“ Leise Röte malte sich dabei auf ihre Wangen, was darauf hindeutete, dass es mehr war als eine rein theoretische Überlegung. „Es gibt doch … auch noch andere, oder?“
    „Hmm. Ich laufe in der Regel nicht herum und frage.“
    „Natürlich.“ Ihre Schwester senkte den Blick, betastete den Stoff ihres Nachthemdes.
    Jane versuchte sich zu überlegen, was sie ihrer Schwester sagen konnte. Wenn sie anfing, ihr die Geschichte zu erzählen, konnte sie nichts zurückhalten. Und jetzt musste sie auch die Geheimnisse anderer wahren. Sie konnte ihre Schwester nicht in das einweihen, was Genevieve ihr gesagt hatte. Das war deren Geschichte. Jane war nicht immer einer Meinung mit Emily gewesen, aber sie hatte noch nie Geheimnisse vor ihr gehabt.
    „Du bist nachdenklich“, stellte Emily fest. „Was um alles in der Welt ist geschehen?“
    „Nichts“, log Jane.
    Emily schaute sie an. Sie blickte durch den Raum zu dem neuen Kaktus auf Janes

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