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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie hatte sich in ihren Nerz gewickelt und geradeaus geblickt, so, als wären sie im Streit auseinandergegangen.
    Die Gefangene ihrer Macht, dachte Lobow. Die Erbin. Mein armes Mädchen.
    Er ließ den Portier ein Taxi bestellen, gab fünf Francs Trinkgeld und fuhr nach Hause. Dort trank er noch einen Kognak, dann griff er zum Telefonhörer und verlangte ein Gespräch nach Moskau.
    Nach einiger Zeit meldete sich ein Mann, der sich Kyrill Tichinowitsch nannte. Die Nachtwache in der Abteilung II des KGB. Ein Hauptmann. Lobow kannte ihn gut.
    »Hier Boris Jegorowitsch Lobow«, sagte Lobow langsam. »Ich begrüße dich, Kyrill Tichinowitsch. Sag dem Onkel Pujatkin, daß es der Pariser Tante gutgeht und daß sie wieder Appetit hat. Ich werde für sie kochen. Sie hat viel Hunger und muß einiges nachholen. – Kannst du das behalten?«
    »Bin ich ein Idiot, Boris?« rief Kyrill.
    »Zwinge mich nicht zu Kommentaren, Genosse.« Boris lachte laut. »Ich bin jedenfalls glücklich, daß mit Tantchen alles so gut gelaufen ist. Gute Nacht, Kyrill.«
    Er legte auf und warf sich angezogen auf sein Bett. Leuchtreklamen flimmerten durch das Fenster. Der Straßenlärm rumorte dumpf durch die Scheiben. Paris schlief nie.
    Übermorgen im Bois de Boulogne. Sie hatten sich an einer Stelle verabredet, wo am Morgen noch keine Nichtstuer lagern. Wo es weiße Bänke gibt und Buschgruppen, hinter denen man sich verstecken kann. Ein Zusammentreffen voller Groschenromanromantik. Die Erbin und der arme einäugige Russe.
    Pünktlich um zehn wartete Lobow im Bois. Er saß auf einer Bank, rauchte nervös eine Zigarette und dachte an die Worte, die Pujatkin in der vergangenen Nacht zu ihm ins Telefon gesagt hatte: »Sei lieb zu Tantchen, mein Sohn. Überfalle sie nicht mit Zärtlichkeit, aber sei hartnäckig. Und wenn sie Hunger hat, gib ihr, was sie will. Nur so wird Tantchen gesund.«
    Das Ganze ist hundsgemein. Aber es dient Rußland und schwächt den Westen. Das allein ist entscheidend. Wir leben nicht mehr für uns, wir leben für die Weltrevolution. Lyda ist das Banner des Kapitalismus – auch wenn sie als Mensch ein wirklich armes Luder ist: Sie ist eine Penopoulos. Die Letzte einer Familie, in der Moskau wie ein Stachel saß, ohne daß es jemand merkte. Was auch mit den Penopoulos' geschehen war, immer hieß es: Welch ein Schicksal! Wer wußte, daß das Schicksal zwei Namen hatte: Nikita Alexejewitsch Masajew und Pal Diogenowitsch Okoschkin?! Und der liebe Gott, der alles leitete, nannte sich Oberst Tichon Pawlowitsch Pujatkin.
    Um zehn nach zehn kam Lyda. Sie kam zu Fuß. Die Taxe hatte sie, noch ehe der Fahrer Lobow sehen konnte, weggeschickt. Sie trug ein einfaches, weißblau gepunktetes Kleid mit einem weiten Rock, hatte die Haare mit einem Band zusammengebunden und lief in Schuhen mit flachen Absätzen.
    So könnte sie ein Bauernmädchen aus der Ukraine oder aus Nordsibirien sein, dachte Lobow und sprang auf. Er wußte nicht, warum – aber plötzlich breitete er seine Arme weit aus und rief: »Lyda!«
    Sie antwortete mit einem Schrei, begann zu laufen, breitete ebenfalls die Arme aus, und so prallten sie zusammen, fielen sich in die Arme und küßten sich. Erst als sie keine Luft mehr bekamen, trennten sie sich und sahen sich groß an. »Mein Gott, was habe ich getan!« sagte Lyda und warf den Kopf weit in den Nacken. »Das ist ja Wahnsinn.«
    »Es konnte nicht anders sein!« Lobow umfaßte ihren Kopf. »Noch niemand hat Vulkane zustopfen können.«
    »Trotzdem bleibt es Wahnsinn! Küß mich noch einmal!«
    Er küßte sie, diesmal nicht so wild, sondern mit einer tastenden Zärtlichkeit. Sie lag in seinen Armen, hielt die Augen geschlossen und genoß seit langer Zeit wieder das Gefühl, vor Glück zu schweben. »Ich liebe dich«, sagte Lobow.
    »Meine Schiffe …«
    »Wenn du glaubst, meine Liebe könnte dich in Konflikte bringen, verlasse ich meinen Posten und werde arbeitslos.«
    »Das ist leicht gesagt.«
    »Ich bin ein genügsamer Mensch. In Moskau hatte ich eine Zweizimmerwohnung. Sie kostet im Monat soviel wie hier im Westen ein gutes Abendessen. Eine Staatswohnung. Wenn man sie mir kündigt, wohne ich bei meiner Mutter.« Er hielt sie von sich weg und blickte sie ernst an. »Willst du, daß ich alles aufgebe?«
    »Nein! Warum, Boris? Wir müssen jeder unser eigenes Leben führen, nur ab und zu leben wir gemeinsam. Es geht nicht anders. Aber wir werden uns sehen, sooft es möglich ist.«
    »Nur wenn du in Paris bist?«
    »Ich

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