Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Erbsünde

Titel: Die Erbsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnard Christiaan
Vom Netzwerk:
ins Stadtinnere fuhren, fiel ihm ein, daß er kein Restaurant kannte, wo sie beide, zwei Männer verschiedener Farbe, zusammen essen konnten. Gewiß nicht in einem der Hotels, es sei denn, er hätte vorher einen Antrag an die Regierung gestellt, womöglich in vierfacher Ausfertigung; auch nicht in einem der besseren Restaurants, die er kannte. Wahrscheinlich würden sie nicht einmal in einer der Autoraststätten bedient werden, wo man auf Plastikgeschirr einen grässlichen Fraß bekam. Und dafür müßte er wenigstens auf den Rücksitz klettern und Philip als seinen Chauffeur ausgeben.
    Deon verlangsamte die Fahrt, um das Problem zu bedenken. Vielleicht konnte Vittorio im ›Florenzia‹ eine versteckte Ecke für sie finden. Allerdings würde das auffallen, denn sie müßten dann schon den Hintereingang benützen, um von den Gästen nicht gesehen zu werden. Was sollte er bloß tun? Nach Hause? Elizabeth war beim Bridge, und das Mädchen hatte seinen freien Nachmittag. Seine eigenen Kochkünste beschränkten sich auf Eier mit Speck.
    Philip mußte gespürt haben, in welcher Zwickmühle Deon saß, denn als sie das Ende der Autostraße erreichten, sagte er: »Ach, weißt du, eigentlich esse ich nie richtig zu Mittag. Wie wär's, wenn wir einen Imbiss kauften und uns irgendwo auf eine stille Bank damit setzten?«
    »Gute Idee«, stimmte Deon dankbar zu. »Ich esse auch selten zu Mittag.«
    Sie gingen in eine Imbissstube und kauften Sandwichs und Milch. Philip erlaubte würdevoll, daß Deon zahlte, und sie trugen ihre Tüten durch die Straßen am Parlamentsgebäude vorbei zu dieser Bank unter den Eichen.
    Sie aßen, ohne viel zu sprechen, warfen ihre Brotkrusten den flinken, grauen Eichhörnchen hin, die mit ihren buschigen Schwänzen die Stämme rauf- und runterhuschten.
    »Du wirst dich sicher wundern, warum ich dich treffen wollte«, begann Philip schließlich.
    »Zugegeben.«
    »Ich will Geld«, sagte der Farbige ohne Umschweife.
    Deon blinzelte und starrte ihn an. Erpressung? durchfuhr es ihn. Er verwarf den Gedanken sofort, aber ganz wohl war ihm nicht in seiner Haut.
    »Natürlich – du brauchst es nur zu sagen …«
    Philip lachte ein wenig zu laut. »Das habe ich schlecht vorgebracht. Ich will es natürlich nicht für mich selbst. Es ist für das Forschungsprojekt. Ich dachte, du bist der Mann, der mich am besten beraten kann, wie ich die nötigen Mittel dazu beschaffen kann.«
    Deon war erleichtert und beschämt. »Aber natürlich, mit Vergnügen! Wieviel brauchst du und wofür?«
    »Ich habe dir doch von meiner Forschungsarbeit in Kanada erzählt. Ich glaube, ich erwähnte auch die Gefahren, die bei der Behandlung genetischen Materials bestehen.«
    »Ja, wir haben uns darüber unterhalten«, sagte Deon abwartend.
    »Einen Teil dieser Arbeit könnte ich hier tun. Leider fehlen mir die Apparate dazu.«
    »Beschreibe mir doch einmal genau, was du machst.«
    »Im Grunde geht es darum, ob sich bei der äußerlichen Behandlung genetischen Materials, also in Retorten und Gläsern, die Information verändert, die es übermittelt. Das wollen wir herausfinden.«
    »Und wie geht ihr da vor?«
    »In Kanada haben wir ein paar ziemlich komplizierte Versuche laufen. Was ich hier vorhabe, ist einfach die Befruchtung eines Eies mit dem Samen von Versuchstieren und die Zucht des Embryos.«
    »Aha. Und dann untersucht ihr den Embryo auf Anomalien in der Entwicklung?«
    »Ja. Bei einigen Experimenten untersuchen wir sie im Frühstadium, solange sie noch in Kulturen leben. Bei anderen übertragen wir den Embryo in den Uterus eines pseudoschwangeren Tieres und untersuchen den Fötus in späteren Entwicklungsstadien.«
    »Mensch! Da habt ihr euch aber eine Menge vorgenommen. Wieviel Geld brauchst du dafür?«
    »Nicht so viel, abgesehen von dem Elektronenmikroskop. Die gehen ja in die Zehntausende. Ich glaube nicht, das wir eins kaufen können, aber mir wäre schon mit einer Leihgabe geholfen.«
    »In der Pathologie ist kürzlich ein neues installiert worden. Du hast doch Professor Martyn kennen gelernt? Ich bin sicher, daß er dir helfen wird. Was brauchst du sonst noch?«
    »Eine Unterkunft für die Tiere. Und noch so dies und jenes.«
    Deon schlug sich energisch mit den Handflächen auf die Knie und stand auf. Er fühlte sich von neuer Energie und Zuversicht durchdrungen. Das Wortgefecht mit Snyman heute Morgen nagte noch an ihm, aber das sollte ihn von seinem frisch gefassten Vorsatz nicht ablenken.
    »Mach eine Liste von

Weitere Kostenlose Bücher