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Die Erbsünde

Titel: Die Erbsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnard Christiaan
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seine Freunde zu Weingelagen in den Tavernas ein.
    Schließlich mußte er wegen dieser anderen ›Beschäftigung‹ nach Madrid ziehen, und sie ging mit. Ihr Verhältnis war stürmisch, eine Mischung von Hass und Liebe. Es gab erbitterte Szenen und tränenreiche Versöhnungen, Zärtlichkeiten und unglaubliche Grausamkeit. Rob war verrückt. Trish war fest davon überzeugt. Vielleicht hatte auch sie während dieser Zeit einen Knacks abgekriegt. Nach drei Jahren verließ sie ihn.
    »Was für ein Mann war er?« fragte Deon, zugleich abgestoßen und fasziniert.
    »Er war … Ach, ich weiß nicht … Er sah nicht einmal gut aus.« Sie verzog den Mund zu einem Lächeln. »Nicht so gut wie du.«
    »Aber er hatte doch offensichtlich etwas, das dich anzog.«
    »Es war dieses Abenteuerliche, das er ausstrahlte. Alles, was er tat, war neu, genial, geistreich. Einmal gab er eine Zeitschrift heraus, die aber nur eine einzige Ausgabe erlebte. Dann wollte er Filme machen. Er überredete eine alte Dame, das Geld dafür zu geben, ein paar tausend Dollar, aber irgendwie schmolzen sie dahin, ehe er auch nur das Drehbuch geschrieben hatte. Er hatte Charme, besonders mit Frauen. Und dann war da etwas Dunkles um ihn, besonders wenn er seine Launen hatte. Dann lag er oft tagelang auf dem Bett, ohne sich zu rühren oder Antwort zu geben, wenn ich mit ihm sprach. Und plötzlich – klick – war er wieder da und jagte hinter der nächsten Phantasterei her. Mit ihm zu leben war, wie auf einem Vulkan zu sitzen.«
    »Der Bursche kommt mir ein bißchen paranoid vor«, wagte Deon zu sagen. »Warum hast du ihn nicht eher verlassen?«
    »Ich wollte ja, aber ich konnte es nicht. Er war wie ein Kind, ich konnte ihn nicht im Stich lassen.«
    Sie sah zu Giovanni hinüber, der im Sand spielte.
    »Und wie ging es weiter?« fragte Deon hastig.
    »Ich habe ihn dann doch verlassen und bin nach Malaga zurückgekehrt. Bald darauf ging ich nach Italien.«
    »Und dort hast du geheiratet?«
    »Ja, aber es hat lange gedauert, bis ich darüber hinweg war. Selbst heute noch …« Sie schüttelte versonnen den Kopf. »Frauen sind merkwürdige Geschöpfe. Ich glaube, wir haben eine unerschöpfliche Fähigkeit, uns selbst Schmerzen zuzufügen.«
    »Nicht nur ihr Frauen«, entgegnete Deon.
    Sie sagte nichts, und nach einer Weile ließ sie wieder den Sand durch die Finger rieseln.
    »Kommst du manchmal in die Stadt?« fragte er etwas hilflos.
    »Nicht oft.« Zum ersten Mal klang ihre Stimme fern und ausweichend. Er war zu weit gegangen. Aber jetzt gab es kein Zurück.
    »Falls du kommst, würdest du dich dann zum Lunch mit mir treffen? Oder zum Dinner?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube nicht.«
    »Und wenn du es dir anders überlegst – wie kann ich es dann herausfinden? Dein Vater hat ja kein Telefon.«
    Plötzlich lachte sie. »Du scheinst ja ganz schön Bescheid zu wissen. Sein Nachbar nimmt Gespräche an, wenn nötig.«
    »Welche Nummer?«
    Nach kurzem Zögern gab sie ihm die Nummer. »Aber ich glaube nicht, daß es Zweck hat.«
    »Wir werden sehen«, sagte er hartnäckig.
    Trish stand entschlossen auf und rief nach ihrem Sohn. Er kam sofort, Eimer und Spaten in der Hand.
    »Es war nett, dich wieder zu sehen«, sagte sie unverbindlich heiter.
    »Darf ich euch nach Hause fahren?«
    »Nein, danke, wir gehen immer zu Fuß. Wir können ein bißchen Bewegung gut brauchen.« Sie lächelte ihm zum Abschied strahlend zu.
    Er neigte förmlich den Kopf. »Ich hoffe, wir sehen uns wieder.«
    Sie lächelte weiter, ohne etwas zu sagen.

8
    Eine unsinnige Phrase ging ihm unaufhörlich im Kopf herum, wie einer dieser penetrant eingängigen Werbeschlager, die man unfreiwillig vor sich hin summt und nur schwer wieder los wird: »Der Hund war es, der starb.« Wie sich das in seinem Gehirn eingenistet hatte, wußte er nicht, aber wie bei einer hängen gebliebenen Grammophonnadel wiederholte es sich endlos: »Der Hund war es, der starb.«
    Zuerst war er ernüchtert und verstimmt gewesen, als er nach Hause fuhr. Er begann schneller zu fahren, nahm die gefährlichen Kurven absichtlich kühn, gab Gas auf den geraden Strecken, wie um baldmöglichst einen großen Abstand zwischen Trish und sich zu legen.
    Eine Kurve, die in sanftem Bogen begonnen hatte, schwenkte unerwartet scharf ab. Die äußeren Räder kamen auf Kies, und er verlor die Kontrolle über den Wagen. Durch die Windschutzscheibe sah er einen mit Heidekraut bewachsenen, steil abfallenden Abhang in rasendem Tempo auf sich

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