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Die Erbsünde

Titel: Die Erbsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnard Christiaan
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konnte er sich aus dem Kopf schlagen. Er stand auf, klatschte im Vorbeigehen einer Krankenschwester auf den Po und studierte den Dienstplan an der Tür. Donnerstag. Arzt vom Dienst war Bill du Toit, und diensttuender Chirurg dieser Bennett.
    Deon seufzte abgrundtief. Er konnte Bennett nicht ausstehen. Er war ein sarkastischer Hund, der auf alle Assistenzärzte herabsah, als wäre er selbst nie einer gewesen. Wahrscheinlich hatte er einen Minderwertigkeitskomplex. Bill du Toit war anständig, der ließ ihn ab und zu auch mal was anderes tun als nur den Wundhaken halten, den Bennett spöttisch ›Idiotenhaken‹ nannte. Nichts zu machen. Bennett würde heute Abend wieder den Laden schmeißen, sich wie üblich mit der Operationsschwester kabbeln und seine kleinen Sticheleien von sich geben. Dabei war er nicht einmal gut in seiner Arbeit, im Gegenteil, er war ein mieser Chirurg.
    Als Deon in den Umkleideraum kam, stand Bennett schon in Unterhosen da und zog sich an. Er sah kurz über den Rand seiner Hornbrille. »Wieviel Blut hat er bekommen?«
    Deon öffnete sein Jackett und knöpfte das Hemd auf. »Zwei Liter bis jetzt.«
    »Er blutet stark. Ich hoffe, Sie haben nachbestellt?« Sein Ton war schneidend und überheblich.
    Deon merkte, daß ihm der Kamm schwoll. Hielt der Kerl ihn für einen Dummkopf? Er nickte betont knapp.
    Bennett hüpfte auf einem Bein herum, als er die weiße Leinenhose überstreifte. Er nickte zur Tür hin. »Ist Bill fertig?«
    »Er ist beim Patienten«, sagte Deon, zog sich schnell aus und trat unter die kalte Dusche. Das eisige Wasser prickelte ihm angenehm belebend auf der Haut. Er rubbelte sich mit einem Frottiertuch ab und begann sich anzuziehen. Jetzt war er wieder hellwach.
    Bennett hängte seine Straßenkleidung sorgfältig im Spind auf. »Machen Sie aber jetzt ein bißchen fix, ja?« sagte er, ohne aufzusehen. »Wir können nicht den ganzen Abend auf Sie warten.«
    Deon konnte nur mit Mühe eine scharfe Antwort unterdrücken. Er ging an Bennett vorbei zum Wandschrank. In dem Augenblick steckte jemand den Kopf zur Tür herein und lächelte bescheiden. Aber den schüchtern blinzelnden Augen hinter den dicken Brillengläsern widersprach eine spitze, arrogante Nase.
    »'n Abend, Jungs«, sagte Professor Snyman. Er öffnete die Tür ganz und trat ein. Er war im Smoking, der schwarze Querbinder saß ihm makellos gerade unterm Kinn.
    »Guten Abend, Sir«, grüßten Bennett und Deon im Chor.
    Professor Snyman strich mit den Händen an sich herab, eine Geste, die seinen förmlichen Anzug entschuldigen sollte. »Wieder so ein Galadiner«, sagte er mit einem gekünstelten Lachen. »Zum Glück hat es nicht lange gedauert, daher wollte ich mal kurz reinschauen, um mir die Magenresektion von gestern anzusehen.« Er machte eine kleine Pause, dann fragte er beiläufig: »Und was gibt's bei Ihnen, Tim?«
    Deon wandte sich ab. Er zog sich das Unterhemd über den Kopf, um sein Grinsen zu verbergen. Der Alte konnte ihm nichts vormachen. Jeder wußte, daß er den Operationstrakt als sein eigenes Reich betrachtete und es ihn quälte, daß andere Zugang zu seinem Heiligtum hatten, selbst wenn es seine eigenen Mitarbeiter waren. Trotzdem spielte er jedes Mal wieder diese Komödie: zuerst seine Bitte um Einlass, und wenn diese ihm gewährt wurde, überschwengliche Dankesbezeigungen.
    »Schusswunde, Sir«, sagte Bennett. »Es sieht so aus, als sei die Leber getroffen. Das Rückgrat ist wahrscheinlich auch in Mitleidenschaft gezogen worden.« Nach einer geschickt abgepassten Pause sagte er lebhaft, als sei der Gedanke ihm gerade erst gekommen: »Wollen Sie ihn sich einmal ansehen, Sir?«
    Snyman stelzte geziert zur Tür, und Bennett hielt sie ihm mit einem Lächeln auf. Der alte Herr trat auf den Gang. In der Tür drehte Bennett sich zu Deon um und sagte mit gerunzelter Stirn: »ich würde mich freuen, wenn Sie heute noch irgendwann fertig würden, Dr. Van der Riet.« Seine Stimme war laut genug, um Professor Snyman noch zu erreichen.
    Deon stieg die Zornesröte ins Gesicht. Aber wieder riß er sich zusammen. Er bückte sich, um die Hosenbeine in seine weißen Gummistiefel zu stecken. Warte nur, du Mistkerl, der Tag wird kommen, an dem ich dir's heimzahlen werde, dachte er.
    Snymans schwarzgekleidete Gestalt tänzelte eifrig durch den Korridor, Bennett neigte seinem Meister ehrerbietig den Kopf zu, dann verschwanden die beiden im Vorbereitungsraum. Deon stampfte hinterdrein. Im Waschraum nahm er sich eine

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