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Die Erbsünde

Titel: Die Erbsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnard Christiaan
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machte. Er stand auf und schob den Stuhl zurück.
    »Lass uns gehen. Das führt zu nichts.«
    Elizabeth griff mit abgewandtem Gesicht nach ihrer Handtasche und dem Mantel und ging steif vor ihm her zur Tür. Sie verabschiedete sich mit überschwänglicher Liebenswürdigkeit von dem dicken kleinen Italiener, während Deon seine Taschen nach dem passenden Geld durchsuchte. Er gab ein Trinkgeld und wurde mit einer Verbeugung und einem dankbaren Lächeln und, als Elizabeth gerade nicht hinsah, mit einem verstehenden Achselzucken belohnt.
    Die Geste männlichen Mitgefühls erheiterte Deon und gab ihm fast seine gute Laune wieder, als er Elizabeth zum Wagen folgte. Sie startete den Motor und fuhr mit einem so plötzlichen Ruck an, daß die halbgeschlossene Tür gegen sein Bein schlug. Mit Mühe unterdrückte er seine aufsteigende Wut.
    »Liz«, sagte er schließlich. Er suchte sorgfältig nach versöhnlichen Worten. »Bitte, verzeih mir. Ich wollte dich gewiß nicht beleidigen.«
    Sie schwieg, ihr Profil war hart und unbeweglich.
    Scher dich zum Teufel, du kleines Luder. Ich lauf dir doch nicht nach, schoß es ihm durch den Kopf. Und er wollte die unwiderruflichen Worte gerade ausstoßen, aber ein Rest von Hoffnung und die Erinnerung an schöne gemeinsame Stunden hielten ihn zurück.
    »Lass uns doch nicht streiten«, sagte er mit aller verfügbaren Wärme und Herzlichkeit, »es ist doch sinnlos. Der einzige Grund, warum ich dir weh tun wollte, ist, weil mir klar geworden ist«, er senkte die Stimme, »daß ich dich liebe.«
    Er wußte, daß ein Misston in seinen Worten klang, wie im Läuten einer gesprungenen Glocke. Und doch empfand er echt, was er mit solcher offensichtlichen Heuchelei sagte. Würde sie durch seine leeren Phrasen hindurch spüren, daß er sie aufrichtig brauchte?
    Sie raste auf der rechten Fahrbahn dahin und wechselte, ohne Zeichen zu geben, nach links, was ein empörtes Hupkonzert zur Folge hatte. Ungerührt bog sie in eine Parklücke ein.
    »Komm, wir laufen ein bißchen«, sagte sie und öffnete die Tür, ehe er etwas erwidern konnte. Sie überquerte schon den Rasen zur Strandpromenade; schnaufend holte er sie ein.
    »Du willst also, daß ich dir nachlaufe«, lachte er atemlos.
    Sie sah ihn mit einem vielsagenden Blick von der Seite an. »Nein, Deon. Keiner von uns beiden braucht dem andern mehr nachzulaufen. Es gab eine Zeit, da bin ich hinter dir hergerannt, selbst als du schon längst in die entgegengesetzte Richtung liefst, aber das ist jetzt vorbei.«
    Von einer Straßenlaterne fiel ein Lichtschein auf ihr Haar, und er dachte: Du Idiot, wo hast du bloß die ganze Zeit deine Augen gehabt. Sie sah bezaubernd aus.
    »Wie kommst du darauf, daß ich dir jemals weggelaufen bin?«
    Sie lächelte mit höhnisch hochgezogener Braue. Er konnte sie nicht ansehen.
    Der Nordwestwind brauste über das winterliche Meer. Die langen Lichterreihen entlang der Promenade blinkten dunstiggelb durch den Sprühnebel. Sie waren allein. Wer wollte auch in so einer Nacht draußen sein?
    »Also – es ist vorbei zwischen uns?«
    Sie sah aufs Wasser. »Ich glaube, ja. Es hat doch keinen Sinn. Und außerdem … der andere …«
    Etwas in ihrer Stimme ließ ihn aufhorchen. Vielleicht spielte sie ihm nur etwas vor? »Wer ist dieser Mensch eigentlich?«
    »Das ist doch egal.«
    »Gibt es ihn überhaupt?«
    »O ja«, sagte sie ernst.
    »Wann hast du ihn kennen gelernt?«
    »Das ist schon lange her.«
    »Wie kannst du so sicher sein, daß du ihn liebst?«
    »Ich weiß es.«
    »Dann sag doch, wer es ist!«
    »Findest du nicht, daß deine Fragerei ziemlich zwecklos ist?«
    »Wieso? Wenn ich meinen Gegner nicht kenne, wie soll ich ihn da besiegen?«
    »Du hast keinen Gegner, Deon. Gib's auf. Geh zurück in dein Krankenhaus.«
    »Was soll das heißen?«
    »Du hast mir oft genug gesagt, daß du in erster Linie für deine Patienten da bist, oder etwa nicht? Also bitte, jetzt kannst du dich ihnen ganz widmen.«
    War es möglich, daß er jemals seine Arbeit als Vorwand benutzt hatte, sich nicht mit ihr zu treffen? Ja, dachte er mit ungläubigem Kopfschütteln, das stimmt.
    Ihre Schritte hallten hohl auf dem Pflaster.
    »Du bist nicht fair«, sagte er betroffen.
    »Fair?«
    »Nun ja, schließlich bin ich Arzt. Du mußt doch Verständnis dafür haben, daß ich für meine Patienten verantwortlich bin.«
    »Ach, Deon.« Sie seufzte hilflos. »Lass uns nicht wieder anfangen, uns was vorzumachen.«
    »Ich mach' dir nichts vor.«
    »Bitte.

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