Die Erfinder Des Todes
Leichen ihrer Opfer rituell in einer Situation zur Schau, die sie als Pornografie gesehen haben oder die für sie sonst besonders bedeutungsvoll ist. Aber die meisten sexuell motivierten Mörder würden damit zufrieden sein, dass sie irgendein Opfer übel zugerichtet haben, das im weitesten Sinn ihrem Phantasiebild entspricht. Dass er den Verfasser des Buchs verfolgt und ermordet, das seinen Wunsch zu töten angeregt hat, ist eine merkwürdig persönliche Angelegenheit. Und es ist ausgesprochen ungewöhnlich bei einem Verbrechen, bei dem in der Regel die Entpersonalisierung des Opfers ein wichtiger Faktor ist.«
Kit fuhr sich mit der Hand über den Schädel, sein Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Belustigung und Verzweiflung.
»Es muss bei dir immer gleich eine ganze Vorlesung sein, nicht wahr? Aber meine Frage hast du immer noch nicht beantwortet.«
Fiona grinste. »Ich hatte gehofft, dass du es nicht bemerkst.
Wenn du unbedingt auf einer Antwort bestehst, würde ich mich für einen Stalker entscheiden, du weißt schon, einer, der auf Menschenpirsch geht und der in diesem Fall von Copycat besessen ist. Aber das ist reine Spekulation.«
»Das ist Murder Behind the Headlines auch, aber das hält dich nicht davon ab, es zu lesen«, gab Kit zu bedenken. Er stand auf und ging im Zimmer umher. »Es ist schon ein bisschen erschreckend, oder? Der Gedanke, dass jemand Drew wie ein Schatten gefolgt ist, unsichtbar bis zum letzten Moment, in dem er sich zeigte. Man denkt nie an so etwas, wenn man schreibt.
Der gleiche Spinner glaubt in deinen Worten seine Lebensgeschichte wiederzufinden.«
»Du würdest wahrscheinlich nie wieder ein Buch schreiben, wenn du diese Möglichkeit ernst nimmst«, sagte Fiona. »Für die Verrücktheit anderer Leute bist du nicht verantwortlich. Komm, nimm mich in den Arm.«
Er ging zu ihr und zog sie vorsichtig hoch, bis sie stand, und legte die Arme um sie. Sie wandte ihm das Gesicht zu und sah zu ihm auf. »Es gibt auch andere Möglichkeiten, dich abzulenken, Kit«, sagte sie leise, als seine Lippen sich auf ihre senkten.
Innerhalb der Mauern von Toledo war der abendliche Paseo der Spaziergänger in vollem Gange. Paare, Familien und Gruppen erfreuten sich auf der Plaza Zodocover an der Abendluft und flanierten bei Gesprächen über die Tagesangelegenheiten zwischen den gelben Lichtflecken. Der Höhepunkt der Touristensaison war bereits vorbei, und in den vielen, nun halb leeren Restaurants servierte man Touristen und Einheimischen das Abendessen und begrüßte die Stammgäste mit einem Lächeln und den üblichen freundlichen Floskeln. Die Bars machten gute Geschäfte, die Tische drinnen und draußen waren voll, denn ältere Kunden genossen ihren Digestif mit dem Kaffee. Die jungen Männer schauten sich nach den Frauen um, die in Gruppen zusammenstanden, schwatzten und kicherten. Es war ein scharfer Kontrast zu den nur schummerig beleuchteten Gassen und engen Straßen, die von der Plaza aus nach allen Seiten auseinander liefen.
In einem Café an der Ecke des Platzes lächelte Miguel Delgado der Engländerin zu, die hinter dem Empfangstisch im Hotel Alfonso VI arbeitete. Zwei Abende zuvor hatte er ein Zusammentreffen mit ihr eingefädelt. Er war über ihre Handtasche gestolpert und hatte ihr Glas umgestoßen. Sie war mit Bekannten zusammen, hatte daher gar keinen Hintergedanken vermutet und den angebotenen Drink angenommen, mit dem er ihr den verschütteten ersetzte. Heute Abend waren ihre Freunde jedoch nicht da. Für den Preis eines weiteren Drinks konnte er die erste Etappe seines nächsten Racheakts antreten.
Er trank den Rest seines Café solo und faltete seine Zeitung zusammen. Er passte auf, dass er keine Aufmerksamkeit erregte, ging dann an ihren Tisch, neigte leicht den Kopf und lächelte.
»Buenas tardes«, sagte er.
Die Frau erwiderte sein Lächeln ohne jedes Anzeichen von Unsicherheit. Ein paar Minuten später waren sie tief ins Gespräch vertieft. Delgado war wieder am Ball.
Kapitel 13
... Einem offiziellen Vermerk habe ich gestern Abend ent-nommen, dass Blake eine Vereinbarung mit jemandem von einem Sonntags-Boulevardblatt getroffen hat. Du weißt ja, wie so was sich dann anhört: »Die Hölle – mein Leben als fälschlich angeklagter Hampstead-Heath-Killer«. Und danach ist er nach Spanien verschwunden, angeblich um von all dem Stress wegzukommen. Natürlich behalten wir ihn genau im Auge, wenn auch aus einiger Entfernung. Nach Aussage des Reisebüros hat Blake
Weitere Kostenlose Bücher