Die Erfindung des Jazz im Donbass
berührte mich am Ellenbogen und wies mit den Augen nach vorne. Dort standen noch drei, ebenso schweigend, auch sie musterten uns konzentriert, wie Namen auf Soldatengräbern. Hinter ihnen stand der Hund, den Kopf gesenkt und böse knurrend. Endlich verstand ich, wonach es hier roch. Nach Öl und echten Problemen.
Die Bauern glichen einer Motorradgang – sie sahen mürrisch und unzufrieden aus, waren bärtig und grobschlächtig. Einige trugen schwarze Trainingsanzüge mit Lederjacke, andere Lederkluft mit Jeansjacke, wieder andere Tarnanzug mit Lederhemd. Einer hatte ein rotes Tuch um den Kopf, ein anderer eine Sonnenbrille auf der Nase, noch einer einen abgewetzten Schafspelz auf dem nackten Körper. Einer von denen, die vor uns standen, hielt ein Stück Eisenrohr, warf es von einer Hand in die andere, schwang es schwer und schlug die rostige harte Oberfläche in seine riesigen Hände. Plötzlich holte er aus und schlug das Eisenstück mit Wucht auf die Motorhaube. Der Wolga dröhnte wie Ostergeläut. Sjewa sprang hinaus, der Priester folgte ihm eilig, ohne die Tür hinter sich zuzuschlagen. Tamara klammerte sich mit eisernem Griff an meinen Ärmel.
– Nur ruhig, – sagte ich ihr und tastete nervös in der einen Tasche nach dem Handy, in der anderen nach der Bosch-Elektroschere und dem angeschärften Schraubenzieher, – ganz ruhig.
Sjewa stand drei Bauern gegenüber und versuchte, etwas zu sagen. Sie sahen ihn raubtierhaft herablassend an, als warteten sie auf einen Vorwand, ihn ins schwarze Öl zu treten.
– Was fällt dir ein? – fragte Sjewa schließlich den Bauern mit der Eisenstange.
– Was willst du? – antwortete der und wischte sich die Hand an der Lederhose ab.
– Warum, fuck, machst du mein Auto kaputt? – Sjewa versuchte, streng zu klingen.
– Komm bloß her, dann mach ich dich kaputt, – antwortete der Bauer und bewegte seinen Bauch in Sjewas Richtung. Auch die beiden anderen zogen den Kreis enger.
– Wartet, wartet, – rief da der Priester.
Die drei hielten inne und blickten in seine Richtung.
– Was habt ihr denn? – fuhr der Priester begütigend fort. – Wir kommen von einer Hochzeit. Ich bin Priester. Wir wollten bei euch vorbeischauen.
– Priester? – fragte ein Bauer in Lederkluft. – Woher kommt ihr?
– Von dort. – Der Priester zeigte nach Osten. – Von der Grenze.
– Dort gibt’s nicht mal ne Kirche, – sagte darauf der Bauchige und warf das Rohr von der rechten Hand in die linke.
– Wir brauchen keine Kirche, – sagte der Priester darauf. – Wir trauen auch ohne Kirche.
– Baptisten? – fragte der in Lederkluft düster.
– Stundisten, – flüsterte ihm der Nachbar zu.
Die Gesichter der Bauern verdüsterten sich noch mehr.
– Okay, – sagte der mit dem Rohr, – kommt mit zum Agronomen, dem könnt ihr erzählen, was das für eine Kirche ist.
– Hört mal, – versuchte der Priester milde zu widersprechen, – wir müssen los, wir werden erwartet, man wird einen Suchtrupp losschicken.
– Onkel, – sagte darauf der Kerl mit dem Rohr. – Wenn sie euch suchen, werden sie euch auch finden. Aber jetzt los, zum Agronomen. Klar?
– Na gut, gehen wir, – sagte der Priester unsicher.
– Habt ihr Telefone dabei? – fragte der Bauchige.
– Wieso? – fragte Sjewa verständnislos zurück.
– Her damit, – befahl der Bauer kurz.
– Lass gut sein, – versuchte Sjewa abzuwehren.
Der Bauer packte das Rohr mit beiden Händen und pfefferte es Sjewa einfach in den Bauch. Sjewa klappte zusammen wie ein Feldbett. Der Priester wollte ihm zu Hilfe eilen, aber ein Bauer versperrte ihm den Weg. Ich rannte hin, Tamara glitt hinter mir her. Sofort waren wir von den vier Hinteren umringt. Am nächsten stand ein kleiner junger Bauer mit punkähnlicher Irokesenfrisur und einer nagelneuen Brechstange in der Hand. Ich stoppte und schirmte Tamara ab.
– Her mit dem Telefon, – sagte der Bauer mit dem Rohr zu Sjewa.
Sjewa zog wortlos das Handy aus der Tasche und gab es dem Bauchigen. Einer der Bauern kletterte in den Wolga, zog den Schlüssel ab und steckte ihn ein.
– Jetzt du, – sagte der Bauer und legte dem Priester das Rohr an die Brust. – Her mit dem Telefon.
– Ich habe keins, – sagte der Priester verzagt.
– Und wie hältst du dann mit deiner Gemeinde Kontakt? – Untersuch die da, – sagte er zum Punk und zeigte auf Tamara und mich.
– Also, Madame! – Der Punk streckte bereitwillig die Hände nach Tamara aus. – Her mit
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