Die Ernaehrungsfalle
Pipelines von innen her anfressen. Ähnliche Effekte treten auch im menschlichen Darm auf.
Eine Gruppe britischer Wissenschaftler hatte vor Jahren den Schlamm in der Mündung des Flusses Tay in der Nähe des Hafens von Dundee an der Ostküste Schottlands untersucht und eine bestimmte Sorte Bakterien gefunden, die sich dem Abbau von Schwefel widmen
und daraus ihre Lebensenergie gewinnen: Desulfovibrio. Einige dieser Wissenschaftler führte ihre Karriere später in ein Team, das sich mit der Erforschung des menschlichen Verdauungskanals beschäftigte - und überraschenderweise stießen sie hierbei wieder auf jene Bakterien, die liebend gern Schwefel verzehren. Diese bewohnten den Verdauungstrakt vor allem jener Menschen, deren Darmwand angegriffen war: 96 Prozent aller Patienten mit Darmentzündung (»Colitis ulcerosa«) und immerhin jeder Zweite der (noch) Gesunden hatten auch die schwefelfressenden Bakterien im Leib.
Dass diese ein aggressives Milieu schaffen, war seit Längerem bekannt: So hatten große Ölfirmen schon in den Achtzigerjahren festgestellt, dass Bakterien dieses Typs ihre Pipelines angriffen und erheblichen Schaden anrichteten. Dass sie den Darmkanal ebenfalls besiedeln und beschädigen, das war bis dahin nicht bekannt. »Das ist eine potenzielle Bombe«, meinte John Cummings, einer der beteiligten Wissenschaftler. Denn schließlich enthielten viele Fabriklebensmittel, die massenhaft verzehrt werden, jene Schwefelverbindungen. Wer häufig Fertiggerichte isst, verzehrt große Mengen dieser Schwefel-Additive: Nach einer Untersuchung der EU-Kommission über die Verwendung von → Zusatzstoffen nehmen Erwachsene bis zum 2,6-Fachen und Kinder sogar bis zum Zwölffachen der akzeptablen Tagesdosis zu sich. Das ist kein Wunder, denn → Schwefeldioxid und Sulfite sind europaweit für 61 Lebensmittelgruppen als → Konservierungsstoff zugelassen. Auch wer viel Fleisch isst, kann das Wachstum der Bakterien fördern.
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE)
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) ist die wichtigste fachliche Instanz in Sachen Ernährung in der Bundesrepublik Deutschland. Sie berät die Bundesregierung zu diesem Thema und legt Richtlinien für die Ernährungsberatung, Verzehrsempfehlungen und Empfehlungen für die Nährstoffaufnahme fest. Die entsprechenden Vereinigungen in den deutschsprachigen Nachbarländern sind
die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE) und die Österreichische Gesellschaft für Ernährung (ÖGE).
Zu den wichtigsten Aufgaben der DGE und ihrer Schwestervereinigungen gehört die Abgabe von Verzehrs- und Nährstoffempfehlungen, etwa für Vitamine. Gefragt ist ihre Kompetenz allerdings auch bei der Frage nach der Schädlichkeit von → Diäten oder Nahrungsinhalten. Die Autorität der Ernährungsgesellschaften beruht auf ihrer fachlichen Kompetenz und ihrer Unabhängigkeit von wirtschaftlichen Interessen. Diese Unabhängigkeit ist allerdings häufig gefährdet. So lassen sich die Gesellschaften DGE, SGE und ÖGE ihre Kongresse von Firmen wie → Nestlé , Danone, → Unilever und → Weight Watchers sponsern. Auch die führenden Köpfe sind zuweilen industriellen Interessen mehr oder weniger stark verbunden. So setzte sich etwa Dagmar von Cramm, Präsidiumsmitglied der DGE, sehr für eine Vereinigung mit dem satirisch anmutenden Namen → Dosenköche ein. Auch der frühere Vorsitzende Volker → Pudel , 2009 verstorben, arbeitete eng mit der Food-Industrie zusammen. Zum Ehrenmitglied der DGE wurde 2007 Professor Klaus-Dieter → Jany ernannt. Er war der → Gentechnik-Experte der Karlsruher Bundesforschungsanstalt für Ernährung und hat sich in den Neunzigerjahren sehr für den Gentechnik-Konzern → Monsanto engagiert. Seit 2008 ist er auch für das →Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und die europäische Lebensmittelbehörde → EFSA tätig.
Manche Statements führender Vertreter wirken auch wissenschaftlich einseitig bis fragwürdig. So setzte sich etwa der DGE-Vorsitzende Peter Stehle von der Universität Bonn als Sprecher einer professoralen Expertenrunde (→Hohenheimer Konsensusgespräche) sehr für den Geschmacksverstärker →Glutamat ein: Ein Pfund am Tag für einen Erwachsenen sei völlig unschädlich, so das Urteil der Fachleute in ihrem »Update« zu diesem Thema. In der gleichen Expertenrunde war auch der baden-württembergische DGE-Geschäftsführer Peter Grimm dabei. Organisator war der Hohenheimer Professor Hans Konrad
Weitere Kostenlose Bücher