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Die Eroberung von Plassans - 4

Die Eroberung von Plassans - 4

Titel: Die Eroberung von Plassans - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Rougon. »Sie haben recht. Das letzte Mal, als ich ihn gesehen habe, kam er mir ganz wunderlich vor. Er hat nie einen sehr klaren Verstand gehabt … Ach! Mein armer Liebling, versprich mir, daß du mir alles anvertraust. Ich werde jetzt nicht mehr in Frieden schlafen. Hörst du, bei der ersten Narrheit deines Mannes zögere nicht, setz dich nicht weiter der Gefahr aus … Verrückte sperrt man ein!«
    Mit dieser Bemerkung ging sie.
    Als Trouche mit Abbé Faujas allein war, grinste er mit seinem boshaften Lachen, bei dem seine schwarzen Zähne zu sehen waren.
    »Die Hausbesitzerin schuldet mir großen Dank!« murmelte er. »Nun kann sie nachts so viel herumzappeln, wie sie will.«
    Der Priester, dessen Gesicht erdfahl war und der auf die Erde sah, antwortete nicht. Dann zuckte er die Achseln, er ging nach hinten in den Garten, um unter dem Laubengang sein Brevier zu lesen.
     

Kapitel XVIII
    Sonntags ging Mouret aus alter Kaufmannsgewohnheit aus, machte einen Rundgang durch die Stadt. Nur noch an diesem Tag verließ er die enge Einsamkeit, in die er sich mit einer Art Scham einschloß. Er tat das mechanisch. Gleich am Morgen rasierte er sich, zog ein weißes Hemd an, bürstete seinen Gehrock und seinen Hut ab; nach dem Mittagessen befand er sich dann, ohne daß er wußte wie, auf der Straße, wanderte mit kleinen Schritten einher, sah sauber aus und hatte die Hände auf dem Rücken.
    Als er eines Sonntags aus dem Haus trat, gewahrte er auf dem Bürgersteig der Rue Balande Rose, die sich lebhaft mit Herrn Rastoils Dienstmädchen unterhielt. Die beiden Köchinnen verstummten, als sie ihn sahen. Sie musterten ihn mit so sonderbarer Miene, daß er sich vergewisserte, ob nicht ein Zipfel seines Taschentuches aus einer seiner Gesäßtaschen heraushing. Als er auf dem Place de la SousPréfecture angelangt war, wandte er den Kopf; er sah sie noch an derselben Stelle aufgepflanzt: Rose machte das Torkeln eines Betrunkenen nach, während das Dienstmädchen des Präsidenten schallend lachte.
    Ich gehe zu schnell, sie machen sich über mich lustig, dachte Mouret.
    Er verlangsamte den Schritt noch. Während er die Rue de la Banne in Richtung Markt hinunterging, lief en die Ladenbesitzer an die Türen und blickten ihm neugierig nach. Er nickte dem Metzger leicht zu, der verdutzt stehenblieb, ohne seinen Gruß zu erwidern. Die Bäckerin, vor der er den Hut zog, schien so entsetzt zu sein, daß sie zurückschreckte. Die Obsthändlerin, der Kolonialwarenhändler, der Konditor machten sich von einem Bürgersteig zum anderen mit dem Finger auf ihn aufmerksam. Er ließ eine regelrechte Aufregung hinter sich zurück; Gruppen bildeten sich, mit Hohngelächter untermischtes Stimmengewirr stieg auf.
    »Haben Sie gesehen, wie steif er geht?«
    »Ja … Als er über den Rinnstein hinwegsteigen wollte, hätte er beinahe einen Purzelbaum geschossen.«
    »Man sagt, sie seien alle so.«
    »Wie dem auch sei, ich habe tüchtig Angst ausgestanden … Warum läßt man ihn ausgehen? Das müßte verboten werden.«
    Eingeschüchtert, wagte Mouret nicht mehr, sich umzudrehen; er wurde von einer unbestimmten Unruhe erfaßt, obgleich er nicht klar begriff, daß man über ihn sprach. Er lief schneller, ließ die Arme ungezwungen hin und her pendeln. Er bedauerte, seinen alten Gehrock angezogen zu haben, einen haselnußbraunen Gehrock, der nicht mehr modern war. Auf dem Marktplatz angekommen, zögerte er einen Augenblick, wagte sich dann entschlossen mitten unter die Gemüsehändlerinnen. Aber dort rief sein Anblick einen wahren Aufruhr hervor.
    Wo er vorbeikam, bildeten die Hausfrauen von ganz Plassans Spalier. Die Händlerinnen, die an ihren Verkaufstischen standen und die Fäuste in die Hüften stemmten, sahen ihm scharf ins Gesicht. Es gab ein Gedränge, Frauen stiegen auf die Prellsteine der Getreidemarkthalle. Er beschleunigte den Schritt noch immer, suchte sich herauszulösen, vermochte nicht mit Bestimmtheit zu glauben, daß er die Ursache dieses Heidenlärms war.
    »Na ja! Man könnte meinen, seine Arme sind Windmühlenflügel«, sagte eine Bäuerin, die Obst verkaufte.
    »Er rennt wie ein Bürstenbinder; beinahe hätte er meinen Stand umgeworfen«, fügte eine Salathändlerin hinzu.
    »Haltet ihn! Haltet ihn!« schrien die Müller aus Spaß.
    Von Neugier erfaßt, blieb Mouret jäh stehen, stellte sich unbefangen auf die Zehenspitzen, um zu sehen, was vor sich ging: er glaubte, man habe soeben einen Dieb ertappt. Ein ungeheures schallendes

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