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Die Eroberung von Plassans - 4

Die Eroberung von Plassans - 4

Titel: Die Eroberung von Plassans - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Ohren.
    »Ach! Meine Schwiegermutter hatte Sie mit einer Einladung beauftragt?«
    »Ja, sie war gestern in die Sakristei gekommen … Da ich Wert darauf lege, zu ihr liebenswürdig zu sein, hatte ich ihr versprochen, diesen Teufelsmenschen heute zu besuchen … Ich war sicher, er würde ablehnen.«
    »Und hat er abgelehnt?«
    »Nein, ich bin sehr überrascht gewesen, er hat angenommen.«
    Mouret sperrte den Mund auf, dann schloß er ihn wieder.
    Der Priester blinzelte mit äußerst zufriedener Miene.
    »Man muß gestehen, daß ich sehr geschickt gewesen bin … Über eine Stunde lang setzte ich Faujas die gesellschaftliche Stellung Ihrer Frau Schwiegermutter auseinander. Er schüttelte den Kopf, entschloß sich nicht, sagte, daß er Zurückgezogenheit liebe … Schließlich war ich am Ende; da ist mir eine Ermahnung dieser lieben Dame eingefallen. Sie hatte mich gebeten, auf das Wesen ihres Salons viel Gewicht zu legen, der, wie die ganze Stadt weiß, neutrales Gebiet ist … Da hat er sich anscheinend einen Ruck gegeben und hat eingewilligt. Er hat für morgen ausdrücklich zugesagt … Ich werde der trefflichen Madame Rougon zwei Zeilen schreiben, um ihr unseren Sieg anzukünden.« Mit sich selber sprechend, seine großen blauen Augen rollend, blieb er noch einen Augenblick da. »Herr Rastoil wird schön verärgert sein, aber das ist nicht meine Schuld … Auf Wiedersehen, lieber Mouret, baldiges Wiedersehen; schöne Grüße zu Hause.« Und er trat in die Kirche, ließ die gepolsterte Doppeltür hinter sich sacht wieder zufallen.
    Mouret sah diese Tür mit einem leichten Achselzucken an.
    »Noch ein Schwätzer«, brummte er vor sich hin, »noch einer jener Menschen, die einen keine zehn Worte anbringen lassen und immerzu sprechen, um nichts zu sagen … Ah! Der Faujas geht morgen zum Schwarzkopf; es ist sehr ärgerlich, daß ich mit diesem Dummkopf Rougon verkracht bin.«
    Dann lief er den ganzen Nachmittag wegen seiner Geschäfte umher. Am Abend fragte er beiläufig seine Frau beim Zubettgehen:
    »Gehst du morgen abend zu deiner Mutter?«
    »Nein«, antwortete Marthe, »ich habe zuviel zu erledigen. Ich werde wahrscheinlich nächsten Donnerstag hingehen.« Er ließ es dabei bewenden. Aber bevor er die Kerze ausblies, begann er wieder:
    »Du hast unrecht, nicht öfter hinzugehen. Geh doch morgen abend zu deiner Mutter; du wirst dich ein bißchen unterhalten. Ich werde auf die Kinder aufpassen.«
    Erstaunt sah Marthe ihn an. Gewöhnlich hielt er sie in der Wohnung fest, brauchte er sie für tausend kleine Handreichungen, brummte, wenn sie für eine Stunde wegging.
    »Wenn du es wünschst, gehe ich«, sagte sie.
    Er blies die Kerze aus, legte den Kopf auf das Kissen und murmelte:
    »So ist es, und du wirst uns von dem Abend erzählen. Das macht den Kindern Spaß.«
     

Kapitel VI
    Am folgenden Abend holte Abbé Bourrette Abbé Faujas gegen neun Uhr ab; er hatte ihm versprochen, ihn in den Salon der Rougons einzuführen und dort vorzustellen. Als er ihn mitten in seinem großen kahlen Zimmer stehen und bereits fertig angekleidet antraf, wie er sich schwarze, an den Fingerspitzen ausgeblichene Handschuhe anzog, betrachtete er ihn mit einer leichten Grimasse.
    »Haben Sie keine andere Soutane?« fragte er.
    »Nein«, antwortete Abbé Faujas seelenruhig, »diese ist noch anständig, glaube ich.«
    »Zweifellos, zweifellos«, stammelte der alte Priester. »Es herrscht eine sehr scharfe Kälte. Nehmen Sie nichts um die Schultern? – Also gehen wir.«
    Es waren jetzt die ersten Fröste. Abbé Bourrette, der in einen gesteppten seidenen Überrock warm eingehüllt war, kam außer Atem, als er Abbé Faujas folgen wollte, der nur seine dünne, abgetragene Soutane anhatte. An der Ecke des Place de la SousPréfecture und der Rue de la Banne blieben sie vor einem ganz aus weißen Steinen errichteten Haus stehen, einem der schönen Häuser der Neustadt mit in Stein gehauenen Rosetten an jedem Stockwerk. Ein Dienerin blauer Livree empfing sie im Vestibül; er lächelte Abbé Bourrette zu, während er ihm den gesteppten Überrock abnahm, und schien sehr erstaunt beim Anblick des anderen Abbé, dieses großen, gleichsam mit Axthieben behauenen Teufels, der bei einer solchen Kälte ohne Mantel ausgegangen war. Der Salon lag im ersten Stock.
    Abbé Faujas trat erhobenen Hauptes mit ernster Ungezwungenheit ein, während sich Abbé Bourrette, der sehr aufgeregt war, wenn er zu den Rougons kam, obwohl er auf keiner ihrer

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