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Die Eroberung von Plassans - 4

Die Eroberung von Plassans - 4

Titel: Die Eroberung von Plassans - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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besser als er über die Ausgaben unterrichten könnte.
    An jenem Abend war Mouret beim Schlafengehen sehr fröhlich. Er hatte Frau Faujas nicht ein Spiel gewinnen lassen.
    »Du siehst ganz glücklich aus, meine Gute«, sagte er zu seiner Frau. »He! Hast du gesehen, wie ich ihr ihre Quinte hingeschmissen habe? Die Alte war darüber ganz verdreht.« Und als Marthe ein Seidenkleid aus einem Schrank nahm, fragte er sie überrascht, ob sie morgen auszugehen beabsichtige. Er hatte unten nichts gehört.
    »Ja«, antwortete sie, »ich habe Gänge zu erledigen; ich habe in der Kirche eine Verabredung mit Abbé Faujas wegen Angelegenheiten, die ich dir erzählen werde.«
    Verdutzt blieb er vor ihr hingepflanzt stehen, blickte sie an, um zu sehen, ob sie sich nicht über ihn lustig mache. Dann murmelte er, ohne böse zu werden, auf seine spöttelnde Weise:
    »Schau, schau, das ist mir nicht aufgefallen. Da hältst du es also nun mit den Pfaffen.«
     

Kapitel VIII
    Am nächsten Tag ging Marthe zuerst zu ihrer Mutter. Sie erläuterte ihr das gute Werk, von dem sie träumte. Als die alte Dame lächelnd den Kopf schüttelte, wurde sie beinahe böse; sie gab ihr zu verstehen, daß sie wenig Nächstenliebe habe.
    »Das ist eine Idee von Abbé Faujas«, sagte Félicité unvermittelt.
    »In der Tat«, murmelte Marthe überrascht, »wir haben darüber ausführlich zusammen gesprochen. Wieso wissen Sie das?«
    Frau Rougon zuckte leicht die Achseln, ohne näher zu antworten. Sie fuhr lebhaft fort:
    »Nun gut, meine Liebe, du hast recht! Du mußt dich beschäftigen, und was du da gefunden hast, ist sehr gut. Das bekümmert mich wirklich, dich immer in diesem abgelegenen Haus, das nach Tod riecht, eingeschlossen zu sehen. Nur rechne nicht auf mich. Ich will um nichts mit deiner Angelegenheit zu tun haben. Man würde sagen, daß ich alles mache, daß wir uns verständigt hätten, der Stadt unsere Ideen aufzudrängen. Ich wünsche im Gegenteil, daß du allen Nutzen aus deinem guten Gedanken haben sollst. Ich werde dir mit meinem Rat helfen, wenn du darin einwilligst, aber nicht mehr.«
    »Ich hatte doch damit gerechnet, daß Sie dem Gründungskomitee angehören würden«, sagte Marthe, die der Gedanke, in einem so großen Wagnis allein zu bleiben, ein wenig erschreckte.
    »Nein, nein, meine Anwesenheit würde die Dinge verderben, versichere ich dir. Sage dagegen recht laut, daß ich nicht zum Komitee gehören könne, daß ich es dir unter dem Vorwand abgeschlagen habe, ich sei zu sehr beschäftigt. Laß sogar verlauten, ich hätte kein Zutrauen zu deinem Vorhaben … Das wird diese Damen zum Beitritt bewegen, du wirst sehen … Sie werden entzückt sein, bei einem guten Werk mitzuwirken, an dem ich nicht mitwirke. Besuche Madame Rastoil, Madame de Condamin, Madame Delangre; besuche Madame Paloque ebenfalls, aber als letzte; sie wird sich geschmeichelt fühlen, sie wird dir mehr nützen als alle anderen … Und wenn du nicht mehr weiter weißt, frage mich um Rat.« Sie geleitete ihre Tochter bis zur Treppe. Dann blickte sie ihr ins Gesicht und fragte mit ihrem spitzen Altweiberlächeln: »Geht es ihm gut, dem lieben Herrn Abbé?«
    »Sehr gut«, erwiderte Marthe ruhig. »Ich gehe nach SaintSaturnin, wo ich den Herrn Architekten der Diözese kennenlernen soll.«
    Marthe und der Priester hatten gedacht, daß die Dinge noch zu sehr in der Luft schwebten, als daß man den Architekten behelligen könne. Sie beabsichtigten lediglich, mit dem Architekten, der sich täglich nach SaintSaturnin begab, wo gerade eine Kapelle ausgebessert wurde, ein Zusammentreffen herbeizuführen. Sie könnten ihn dort wie zufällig um Rat bitten. Als Marthe die Kirche durchquert hatte, erblickte sie Abbé Faujas und Herrn Lieutaud, die auf einem Baugerüst miteinander sprachen und nun eilends herabstiegen. Eine Schulter des Abbé war ganz weiß von Gips; er interessierte sich für die Arbeiten.
    Zu dieser Nachmittagsstunde war nicht eine Andächtige dort, das Kirchenschiff und die Seitenschiffe waren menschenleer, mit einem heillosen Durcheinander von Stühlen überfüllt, die zwei Kirchendiener geräuschvoll in Reihen aufstellten. Inmitten des Lärms der Maurerkellen, die die Wände abkratzten, riefen sich Maurer von den Leitern herab etwas zu. Die Kirche SaintSaturnin hatte nichts von einem Gotteshaus an sich, so daß sich Marthe nicht einmal bekreuzigt hatte. Sie setzte sich vor der Kapelle, die gerade ausgebessert wurde, zwischen Abbé Faujas und Herrn Lieutaud,

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