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Die Eroberung von Plassans - 4

Die Eroberung von Plassans - 4

Titel: Die Eroberung von Plassans - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Mannes, den sie jeden Tag mitbrachte, um ihn ständig dem Einfluß des Unterpräfekten anzuempfehlen.
    »Das ist seine einzige Heilmethode«, flüsterte sie.
    Inzwischen ging Herr Péqueur des Saulaies, nachdem er sich wieder zu Herrn Delangre und Herrn de Condamin gesellt hatte, geschickt zu Werke, um sie auf die Seite der Toreinfahrt zu führen. Als er nur noch ein paar Schritte davon entfernt war, blieb er stehen, als interessiere er sich für das Federballspiel, das in der Sackgasse weiterging. Abbé Surin, dessen Haare vom Wind zerzaust waren, der die Ärmel der Soutane aufgekrempelt hatte und seine Handgelenke sehen ließ, die weiß und dünn waren wie die einer Frau, hatte soeben die Entfernung vergrößert, indem er Fräulein Aurélie zwanzig Schritt weiter aufstellte. Er fühlte sich beobachtet, er übertraf sich wahrlich. Auch Fräulein Aurélie hatte durch das Zusammenspiel mit einem solchen Meister einen ihrer guten Tage. Aus dem Handgelenk heraus geschlagen, beschrieb der Ball einen sanften, langgezogenen Bogen; und das mit einer derartigen Regelmäßigkeit, daß er von selbst auf die Schlager zu fallen, in dem gleichen geschmeidigen Flug von einem zum anderen zu fliegen schien, ohne daß sich die Spieler vom Fleck rührten. Den Oberkörper etwas zurückgebeugt, brachte Abbé Surin die Anmut seiner Figur zur Geltung.
    »Sehr gut, sehr gut!« rief der Unterpräfekt entzückt. »Ah! Herr Abbé, ich gratuliere Ihnen.« Sich zu Frau de Condamin, Doktor Porquier und den Paloques umwendend, sagte er dann: »Kommen Sie doch, so etwas habe ich noch nie gesehen … Gestatten Sie, Herr Abbé, daß wir Sie bewundern?«
    Die ganze Gesellschaft der Unterpräfektur bildete nun hinten in der Sackgasse eine Gruppe. Abbé Faujas hatte sich nicht gerührt; er erwiderte Herrn Delangres und Herrn de Condamins Grüße mit einem leichten Kopfnicken. Er strich immer noch die Punkte an. Als Aurélie den Ball verfehlte, sagte er gutmütig:
    »Das macht für Sie dreihundertzehn Punkte, seit der Abstand verändert wurde; Ihre Schwester hat nur siebenundvierzig.«
    Während er anscheinend mit lebhaftem Interesse dem Federball nachsah, warf er schnelle Blicke zu Rastoils Gartentür, die weit offengeblieben war. Bis jetzt hatte sich dort allein Herr Maffre sehen lassen. Er wurde aus dem Innern des Gartens gerufen.
    »Was haben Sie nur so laut zu lachen?« fragte ihn Herr Rastoil, der mit Herrn de Bourdeu am Gartentisch plauderte.
    »Monsignores Sekretär spielt«, antwortete Herr Maffre. »Er bringt erstaunliche Dinge zuwege, das ganze Viertel sieht ihm zu … Der Herr Pfarrer, der auch dort ist, ist aufs höchste verwundert.«
    Herr de Bourdeu nahm eine reichliche Prise Schnupftabak und murmelte:
    »Ah! Herr Abbé Faujas ist da?«
    Er begegnete Herrn Rastoils Blick. Beide Herren schienen bedrückt.
    »Man hat mir erzählt«, wagte der Präsident einzuwerfen, »der Abbé sei bei Monsignore wieder in Gunst aufgenommen.«
    »Ja, heute früh erst«, sagte Herr Maffre. »Oh! Eine vollkommene Versöhnung. Ich habe sehr rührende Einzelheiten erfahren. Monsignore hat geweint … Wirklich, Abbé Fenil hat ein bißchen unrecht gehabt.«
    »Ich glaubte, Sie seien der Freund des Generalvikars«, bemerkte Herr de Bourdeu.
    »Allerdings, aber ich bin auch der Freund des Herrn Pfarrer«, entgegnete der Friedensrichter rasch. »Gott sei Dank verfügt er über eine Frömmigkeit, die allen Verleumdungen trotzt. Ist man nicht so weit gegangen, seine Sittlichkeit anzugreifen? Das ist eine Schande!«
    Der ehemalige Präfekt sah den Präsidenten erneut mit eigentümlichem Gesichtsausdruck an.
    »Und hat man sich nicht bemüht, den Herrn Pfarrer in politischen Geschichten bloßzustellen!« fuhr Herr Maffre fort. »Es hieß, er käme hierher, um alles umzustürzen, nach rechts und links Stellen zu vergeben, der Pariser Clique zum Sieg zu verhelfen. Von einem Räuberhauptmann hätte man nicht schlechter reden können … Kurzum, ein Haufen Lügen!«
    Herr de Bourdeu zeichnete mit der Spitze seines Stocks ein Profil in den Sand des Gartenweges.
    »Ja, ich habe von diesen Dingen gehört«, sagte er lässig. »Es ist sehr wenig glaubhaft, daß ein Diener der Kirche eine solche Rolle übernimmt … Im übrigen will ich zur Ehre von Plassans glauben, daß er völlig scheitern würde. Hier gibt es niemanden, der käuflich ist.«
    »Klatschereien«, rief der Präsident achselzuckend. »Kann man denn eine Stadt wenden wie eine alte Jacke? Paris kann uns alle seine

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