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Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Titel: Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Grant
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Wie er da rangekommen ist. Er hat ein Loch in den Zaun geschnitten und ist in die GOLEM eingestiegen. Der kleine Gangster.
    Meine Finger krümmen sich um sein Schulterblatt.
    Ich küsse jemanden, der glaubt, dass mein Dad noch am Leben ist. Oder auch nicht. Judd musste Clints Taxizentrale nämlich mit den neuen Lichterketten ausstatten, und da hat Clint es ihm gesagt. Clint hat ihm gesagt, dass mein Dad tot ist, und jetzt gibt es niemanden mehr, der mir etwas bedeutet und es nicht weiß.
    T-Shirts aus.
    Er fragt nicht, warum ich gelogen habe.
    Auf meiner Schulter Kassiopeia. Er kartografiert die Sternbilder auf meiner Haut. Kassiopeia hat die Form eines W. Da, da, da, da, da. Er verbindet die Sommersprossen. Er wolle meine Schultern in seine Sternenkarte eintragen, sagt er.
    Sag was Astronomisches.
    Gelber Zwerg der Spektralklasse G2V.
    Was ist das.
    Die Sonne.
    Komm her.
    Ich bin hier.
    Komm näher.
    Wenn ich mit dir zusammen bin, habe ich ein starkes Déjà-vu-Gefühl, sage ich.
    Wenn das Déjà-vu-Gefühl anhalten soll, musst du einfach ganz still liegen.
    Ach ja. Im Ernst.
     
    Unter der Dusche bemerkt Judd die Trauerseife. Ich will sie vor ihm verstecken, aber sie flutscht mir aus den Händen und bleibt zwischen seinen Füßen liegen. Bei dem Versuch, sie wieder aufzuheben, rutsche ich aus und falle hin. Wenn auch in zwei Etappen. Ich schlage um mich. Judd versucht, mich aufzufangen. Aber ich bin zu glitschig. Und lande krachend auf dem Wannenboden.
    Ich schäme mich ja so, sage ich.
    Ach was. Judd geht in die Knie.
    Aber nicht lesen, was auf der Seife steht.
    Baby, ich weiß längst Bescheid.
     
    Ist es sehr merkwürdig, einen Mann dafür zu lieben, dass er meinem Vater Lichterketten verkauft hat.
    Nicht komischer, als eine Frau dafür zu lieben, dass sie die Treppe hinuntergefallen ist und ihren Cowboyhut wieder aufgesetzt hat, obwohl ihr das Blut übers Kinn lief und sie Tränen in den Augen hatte.
    Wir holen uns im Swiss Chalet etwas zu essen. Er fragt, wie ich mit meinen Ermittlungen vorankäme. Ich erzähle ihm von Humouse House und Leonel de Tigrel, dem Erzfeind von meinem Dad. Ich habe auch ein paar Leute aus St. John’s unter Verdacht. Verlaine denkt, ich sei nicht ganz dicht. Sie meint, ich hätte kein Motiv.
    Eine Maus, die zwei Millionen wert ist, sagt Judd und leckt sich die Finger ab. Und eine Reise nach Stockholm. Wenn das kein Motiv ist.
    Es tut so gut, das zu hören!
    Wir trinken aus blauen Pappbechern.
    Prost.
    Hast du auch deine GOLEM-Akte mit der Post bekommen, frage ich.
    Ja.
    Mein IQ war enttäuschend.
    Meiner auch.
    Aber du bist Lichterkettenerfinder.
    Ich weiß. Denen hab ich’s echt gezeigt.
    Zwinker zwinker.
    Ehrlich gesagt, meiner war mehr als enttäuschend.
    Das liegt daran, dass man Menschen wie dich nicht messen kann.
    Ich höre auf zu kauen. Ach ja. Was bin ich denn für ein Mensch.
    Ich weiß auch nicht. Aber ich wünschte, es gäbe mehr von deiner Sorte.
    Judd legt seine starken Arme auf den Tisch. Und wenn ich möchte, darf ich sie berühren. Und er meine. Und ich darf ihn an diesen Armen aufs Bett ziehen.
     
    Ich rufe zu Hause an und höre den Anruf beantworter ab. Vielleicht hat Onkel Thoby ja eine Nachricht hinterlassen. Nichts. Der Strom schwankt. Der Wind singt sein b. Judd sagt: Der Wind zerrt an dem Kabel auf dem Isthmus.
    Dem was.
    Dem Isthmus.
    Du meinst, à la was gut ist, muss nicht teuer sein.
    Nein, ich meine den schmalen Streifen Land, der uns mit dem Rest der Insel verbindet. Auf dem Isthmus ist es immer windig. Und über diese Landenge kommt unser gesamter Strom. In einem Kabel.
    In einem Kabel!
    Darum spürst du einen Windstoß erst ein paar Minuten nach der Stromschwankung. So lange braucht der Wind vom Isthmus hierher.
    Wir liegen still und horchen.
    Judd sagt, das Geräusch des Windes sei das Geräusch der Erde, die durchs All rast.
    Ich glaube, heute Nacht werde ich schlafen. Mein Kopf auf Judds Bauch. Meine Haare noch feucht. Er strickt etwas Blaues. Ich betrachte die ferne Stadt auf dem Tisch und sage: Für deine Lichterketten verdienst du eine Reise nach Stockholm.
    Die Stricknadeln hören auf zu klappern. Eine Hand auf meiner Schulter.
    Danke für meinen Fallschirm, sage ich.
     
    E ine Kette winziger, batteriebetriebener Weihnachtslichter schmückt meine Schlossmauer. Hübsche Idee. Ich inspiziere die Neun-Volt-Batterie in einer Ecke meiner unbescheidenen Behausung, und als gerade niemand hinsieht, versuche ich sie zu fressen. Nein. Daraus wird wohl

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