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Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Titel: Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Olaf Henkel
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Draghis Kappe.
    Um seiner ersten großen Geldspritze ein preußisches Mäntelchen umzuhängen, taufte Draghi sie, als Fortsetzung seiner Pickelhauben-Verirrung, nach dem deutschen Riesengeschütz »Dicke Bertha«, mit dem einst Paris beschossen wurde. Schon bevor er billige Euros über Europa abfeuerte, hatte Draghi Staatsanleihen Not leidender Südländer für 218 Milliarden Euro aufgekauft, womit er großzügig die Löcher in deren Staatshaushalten mit EU -Geld zu stopfen begann. War die EZB immer stolz darauf gewesen, nicht unter politischem Einfluss zu stehen, übte Draghi, ohne die geringste demokratische Legitimierung, nun selbst politischen Einfluss aus, etwa indem er den italienischen Staatspräsidenten telefonisch drängte, Neuwahlen in seinem Land zu verschieben. Gegen derlei Machtausübung eines Eurokraten hat die Demokratie keine Chance.
    Noch als BDI -Präsident hatte ich immer dann öffentlichen Protest angemeldet, wenn ein Bundeskanzler oder sein Finanzminister meinten, die Unabhängigkeit der Bundesbank infrage stellen zu müssen, sei es mit unerwünschten Ratschlägen oder mit Kritik. Nie vergessen werde ich, wie Kohls Finanzchef Theo Waigel vor der Bundesbank eine spektakuläre Hubschrauberlandung hinlegte, um die Bundesbanker zu einem ebenso spektakulären Schritt zu veranlassen: Um ein plötzlich entstandenes Haushaltsloch zu stopfen, sollte die Bundesbank ihre Goldbestände verkaufen. Die Bank ließ ihn samt Hubschrauber abblitzen. Bei Mario Draghi haben sich die Machtverhältnisse umgekehrt: Wenn er ruft, muss die Bundesbank kuschen.
    Heute werden die zyprischen Banken dafür kritisiert, dass sie in griechische Anleihen »überinvestiert« haben. Denn das führte zum Kollaps ihres Bankensystems und schließlich zum haircut für seine Sparer. Dabei haben sie nur getan, was Herr Draghi auch gesagt und getan hat: gutes Geld für schlechte Papiere ausgegeben. Aus unserer Sicht könnte man auch sagen: Unser gutes Geld für schlechte südliche Anleihen ausgegeben. Das heißt, wenn Draghi angekündigt hat, zur Stabilisierung eines Landes so viele Staatspapiere wie nötig aufzukaufen, kann dies den zyprischen Banker nur ermutigt haben, in Griechenland munter zuzugreifen und hohe Zinsen zu kassieren. Und ganz ohne Risiko, denn Draghi würde ihn ja raushauen.
    Dann kam der Zusammenbruch der Ferieninsel, und die Troika musste harte Bedingungen diktieren – womit Draghis vollmundige Ankündigung widerlegt war. Er selbst hat daraufhin das Steuer herumgerissen und indirekt mit dem Rauswurf Zyperns aus dem Euro gedroht. Womit der sonst so spendable EZB -Chef sich zur Statuierung eines Exempels ausgerechnet das kleinste Land ausgesucht hatte.
    4. Wolfgang Schäuble
    Einer, der sich wohl nicht selbst belügt, ist Wolfgang Schäuble. Wenn neben Jean-Claude Juncker und Mario Draghi noch einem anderen der Ehrentitel »Profi der Täuschung« zukommt, dann ihm. Im Gegensatz zur Kanzlerin ist ihr wohl engster Mitarbeiter für mich kein Rätsel. Ich habe ihn lange Jahre bewundert. Heute halte ich ihn für einen Fanatiker. Irgendwann hat er sich in den Euro-Morast, den Merkel mit verschuldet hat, hineingeritten und empfiehlt dies seitdem allen zur Nachahmung. Heute fürchte ich, dass ihn sein unbeirrbares Sendungsbewusstsein, »Europa und den Euro zu retten«, für Deutschland richtiggehend gefährlich macht.
    Was meine persönliche Beziehung zu Wolfgang Schäuble betrifft, hat sie seit der Eurokrise einen radikalen Wandel durchgemacht. Wobei ich betonen muss, dass nicht ich es war, der sich verändert hat. Wir haben uns in den Neunzigerjahren kennengelernt, anlässlich regelmäßiger Treffen zwischen den Chefs der Unternehmerverbände und den Fraktionsvorsitzenden der Regierungskoalition, zu denen neben Schäuble der CSU -Mann Michael Glos und Otto Graf Solms von der FDP gehörten.
    Von allen mir bekannten CDU -Politikern sprach er sich am deutlichsten für Reformen aus. Zwar hatte er nicht viel Ahnung von Wirtschaft, doch sah er, dank seiner schnellen Auffassungsgabe, die Notwendigkeit von Strukturveränderungen ein. Zudem war er, wie wenige andere Politiker, mit der Gabe des Zuhören-Könnens gesegnet. Wenn man mit ihm sprach, hatte man nicht das Gefühl wie bei vielen seiner Kollegen, dass die Worte wie von einer Gummiwand abprallten. So zurückhaltend er sich gab, bemerkte ich doch bald, dass er unter allen Politikern der mutigste war. Schäuble, das spürte man, wollte etwas bewegen. Und nicht Griechenland oder

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