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Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Titel: Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Olaf Henkel
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Französisch? Das Gewirr von 23 Sprachen würde unweigerlich zu grotesken Abstimmungsergebnissen führen. Gewiss, es gibt für alles Übersetzer, aber dass eine Übersetzung selbst schon eine Deutung des Gehörten bietet, die von dem abweicht, was der Sprechende sagte, ist auch bekannt. Eine Folge davon findet sich in Brüssel, wo es zu einigen der verabschiedeten Gesetze ebenso viele Deutungen wie Sprachen gibt.
    Wie eigenartig mutet Schäubles Vorschlag an, die Griechen über den Verbleib in der Euro-Zone abstimmen zu lassen, die Deutschen aber nicht. Mich wundert, dass die Deutschen das kommentarlos hingenommen haben. Und wenn Schäuble anregt, die Akzeptanz der europäischen Politik durch Direktwahl des Kommissionspräsidenten zu erhöhen – hätte er nicht erst vorschlagen müssen, die Akzeptanz der deutschen Politik durch Direktwahl des Bundespräsidenten zu erhöhen?
    Aber man will die Deutschen unter strenger Kontrolle halten. Sie sollen sich nie wieder verwählen. Und da passt es genau, dass man ihnen die D-Mark nimmt und einen Euro mit der Begründung vor die Nase setzt, er sei Friedensgarant. Womit eigentlich gemeint ist, man könne Europa am besten durch den Euro vor den Deutschen schützen. Ich spreche da wohlgemerkt nicht von ausländischen, sondern von deutschen Politikern. Sie zeigen uns damit, was sie von dem Volk halten, das sie zu vertreten vorgeben. Für sie ist der Euro mehr als eine Währung, er ist das Allerheiligste einer neuen Friedensordnung.
    Zu den Euro-Fanatikern à la Schäuble gehört auch ein anderer enger Mitarbeiter Angela Merkels, der Fraktionsvorsitzende der CDU / CSU -Fraktion, Volker Kauder. Wie der Finanzminister erweckt auch er den Eindruck äußerster Verlässlichkeit, dazu bedingungsloser Loyalität gegenüber der »Chefin« und der Einheitswährung. Im November 2011 ließ er einen Satz vom Stapel, der europaweit Aufsehen erregte: »Jetzt auf einmal wird in Europa Deutsch gesprochen.« Der diplomatische Rohrkrepierer rief in vielen Ländern die Erinnerung an deutsche Soldatenstiefel in ihren Straßen wach.
    Dabei hatte der »gute Europäer« Kauder sich nur ungeschickt ausgedrückt. Er hatte sagen wollen, dass sich europaweit die deutschen Ideen von Stabilität und Solidität durchgesetzt haben. Vielleicht hatte er mit seinem kernigen Spruch nicht einmal so sehr die Europäer als vielmehr die Deutschen im Auge, denen er signalisieren wollte: Keine Angst vor der Europäisierung – Europa hat sich längst eingedeutscht.
    So oder so stellte sein Satz den größtmöglichen Unsinn dar, vielleicht sogar mehr als das: Kauder suggerierte etwas, das nicht den Tatsachen entsprach. Europa spricht eben nicht Deutsch, sondern umgekehrt, die Deutschen in Gestalt von Angela Merkel, Wolfgang Schäuble und auch Volker Kauder sprechen Französisch. Was Kauder implizit leugnete, um in seinem Land Stimmung für den Merkel-Kurs zu machen, ist die Tatsache, dass Frankreich sich in allen entscheidenden Punkten gegen Deutschland durchgesetzt hat. Denn selbst wenn Europa den Anschein erweckt, Deutsch zu sprechen, so handelt es in der Euro-Politik doch französisch.
    Oft kommt es einem vor, als fühlten sich deutsche Politiker den französischen Interessen mehr verpflichtet als den deutschen. Wer es wagt, auf die Abhängigkeit von Frankreich hinzuweisen und deutsche Interessen in den Vordergrund zu schieben, wird als Euro-Kritiker ausgegrenzt und vom obersten Euro-Hüter Wolfgang Schäuble mit Nichtbeachtung gestraft. Wer an der Einheitswährung zweifelt, so berichtet Joachim Starbatty, »bekommt seine kalte Verachtung zu spüren«. Auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann habe »Schäubles Bannstrahl getroffen«, weil er den Frontwechsel seiner Regierung von der stabilitätsorientierten Bundesbankpolitik zur »Koste es was es wolle«-Rettungspolitik nicht mitvollzog.
    Damals, im September 2012, schrieb die FAZ Klartext: »Wenn der Finanzminister behauptet, … dass es zwischen Bundesbank und EZB keinen Konflikt gebe, obwohl beide den Konflikt offen austragen, dann lügt er.« Nicht auszuschließen, dass Schäuble sehr wohl weiß, wie dieser Konflikt Frau Merkel in die Karten spielt: Während die Bundesbank im Namen der Kanzlerin laut die Interessen der deutschen Sparer vertritt, lässt Merkel die EZB leise gewähren, wenn sie ebendiese Interessen für den Erhalt des Euro aufs Spiel setzt.
    Da ich zu denen gehöre, die nicht nach seiner Euro-Pfeife tanzen, habe auch ich einmal Schäubles »kalte

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