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Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition)

Titel: Die Euro-Lügner: Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Olaf Henkel
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Franzosen, die sich keinem solchen Zwang unterwerfen, ausgegeben werden. Wie die Nehmerländer im deutschen Ländertransfer kann Frankreich Schulden aufnehmen, die von Deutschland irgendwann bezahlt werden müssen. Und wie die Franzosen beruhigt mit 62 und, nach einer Gesetzesänderung des neu gewählten Präsidenten Hollande, teilweise sogar mit 60 in Rente gehen können, während der deutsche Michel demnächst bis 67 weiterarbeitet. Wäre es kein Schelmenstück, das die Kanzlerin stillschweigend duldete, müsste man diesen Schachzug der Franzosen genial nennen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die Franzosen den Fiskalpakt in der Nationalversammlung mit Zweidrittelmehrheit verabschiedet haben – in der französischen Verfassung steht die Schuldenbremse nicht, wohl aber in der unseren.
    Ich frage mich, welche Antwort Angela Merkel auf den Vorwurf der Doppelzüngigkeit bereithätte? Vermutlich würde sie auf die »Solidarität« hinweisen, ohne die keine Gemeinschaft möglich ist. Will sagen: Um der Solidarität willen muss man manchmal die Wahrheit etwas zurechtbiegen, den Wählern eine rosarote Brille vorhalten, damit sie über gewisse unangenehme Einzelheiten hinwegsehen. Man muss ihnen ein X für ein U vormachen, weil Ersteres nun einmal Europas gemeinsamer Sache nützt.
    Doch diese Antwort hilft der Kanzlerin nicht wirklich aus der Klemme: Als das Atomkraftwerk in Fukushima havarierte, wischte sie Europas »gemeinsame Sache« mit Leichtigkeit vom Tisch. Gemeinsame Energiepolitik – nein danke. Praktisch über Nacht änderte sie ihre Meinung über Nuklearanlagen, denen sie eigentlich längere Laufzeiten zugestanden hatte. Stattdessen betrieb sie, wie von Furien gehetzt, den sofortigen Ausstieg.
    Die EU rieb sich ungläubig die Augen. Deutschland hat neun Nachbarn, die teilweise Atomkraftwerke betreiben, Nachbarn, mit denen unser Land in einem europäischen Stromverbund zusammengeschlossen ist. Dieses System soll Stromausfälle der einzelnen Teilnehmer durch Einspeisungen aus anderen Ländern ausgleichen. Wenn es in Europa eine funktionierende Solidarität gibt, von der alle Seiten profitieren, dann ist es das Verbundsystem der Stromerzeuger.
    Nach ihrem Sinneswandel in Sachen Kernkraft dachte Angela Merkel gar nicht daran, die neun Nachbarn darüber zu informieren, geschweige denn zu konsultieren. Stattdessen preschte sie mit dem vor, was sie persönlich für wünschenswert hielt, und fand nichts dabei, die Europäer vor den Kopf zu stoßen. Bedeutet das, dass europäische Solidarität für sie dort endet, wo es um die Wählermehrheit geht? Tatsächlich war die deutsche Öffentlichkeit, angeheizt durch eine hysterische Presse, in einen Schockzustand verfallen, der den der Japaner noch übertraf.
    Verfolgte man die Berichterstattung unserer Medien, konnte man glauben, das Erdbeben sei bei Helgoland aufgetreten und der verheerende Tsunami den Rhein hochgeschwappt, um dort das Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich zu zerstören. Grünen-Chefin Claudia Roth verfiel gar auf die Vorstellung, die fast 20000 Toten, die der Tsunami gefordert hatte, als Opfer der »Atom-Katastrophe« auszugeben – als endgültigen Beweis dafür, »wie tödlich die Hochrisikotechnologie Atom ist«. Diese irrationale Angst machte auch vor dem Unterbewusstsein der Kanzlerin nicht Halt, die für einen schwachen Augenblick Europa vergaß.
    Dafür dachte Angela Merkel an Deutschland: Sie nutzte die Gelegenheit, den Grünen ihr Lieblingskind abzunehmen. Spontan entschied sie sich für den Ausstieg, unbeeindruckt von den horrenden Kosten, die auf die Deutschen zukommen. Unbeeindruckt auch von den besorgten Mienen, mit denen die Europäer auf ihr sprunghaftes Verhalten blickten. Unbekümmert über den Affront gegenüber ihrem engsten Verbündeten Frankreich, der an die Atomkraft glaubt. Und was, wenn die Franzosen wie wir die Kernkraftwerke abgeschaltet hätten? Dann wäre es bei uns ohne deren Atomstrom bald zappenduster gewesen. Bezeichnend, dass sich kein anderes EU -Land der deutschen Radikalkur angeschlossen hat. Selbst die Japaner sind vom Ausstieg wieder abgerückt.
    Man darf also fragen, wo in diesem Fall Merkels heilige Kuh der europäischen Einheit geblieben ist? Und darf man nicht doppelzüngig nennen, wenn sie den Deutschen immer neue Bürgschaften zumutet, die aus Solidarität zu leisten sind, um dann im Fall Fukushima die europäische Einheit beiseitezuschieben und ein deutsches Extrasüppchen zu kochen?
    Angela Merkel ist

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