Die ewige Nacht: Die Legende von Wasgo (German Edition)
Zeit, dass du erfährst, wer du bist.“
Antares wusste, worauf er sich eingelassen hatte. Nachdem Wasgo ihm und Sinclair alles erzählt hatte, waren sie sich sicher, dass Luzifer den Jungen entführen wollte. Wenn ihm das gelänge, ließe sich die Prophezeiung kaum noch erfüllen. Also musste unter allen Umständen Wasgos Entführung durch den Höllenfürsten verhindert werden. Aber wie sollten sie es nur tun? Es war Sinclair, der den Vorschlag machte, den kleinen Wasgo im Wald nach dem vermeintlichen Sinclair suchen zu lassen. Sie waren sich sicher, dass dieser falsche Sinclair entweder der Höllenfürst persönlich oder einer seiner Schergen war. Es würde sehr gefährlich werden, diese Schergen zu vernichten oder Luzifer derart zu besiegen, dass der nie wieder daran denken würde, seinen Enkelsohn in die Hölle zu entführen. Antares musste also dem Höllenfürsten gegenüber so mächtig erscheinen, dass der auf einen weiteren Kampf mit ihm verzichten wollte. Dennoch war es Antares und Sinclair bewusst, dass der bevorstehende Kampf mit Luzifer Opfer verlangen würde. Antares konnte dabei sterben, aber auch Sinclair oder seine Vampire konnten vernichtet werden.
Antares wollte Wasgo nicht in Gefahr bringen. Deshalb beschloss er, seinen Sohn bei Luziferine in der Höhle zu lassen. Sie sollte ihn dort beschützen, während er zusammen mit Sinclair und dessen Vampiren den Kampf mit Luzifer aufnahm. Sollte Antares dabei sein Leben lassen müssen, konnte Wasgo immer noch durch Luziferine und Sinclair in der Zauberkunst unterrichtet werden. Luziferine müsste sich in dem Falle mit den Zauberbüchern beschäftigen, um ihrem Sohn die wichtigsten Zauber beibringen zu können.
Wasgo beruhigte sich. Er wischte sich die Tränen mit seinen kleinen Händchen vom Gesicht. Mit seinen großen braunen Augen sah er die Mutter an. Mit noch zitternder Stimme fragte er: „Was meinst du, Mutter? Wer soll ich denn sein?“
Luziferine erzählte ihrem Sohn die Geschichte der ewigen Nacht. Sie erzählte ihm, wie und warum sich die Erde verdunkelt hatte, sie erzählte ihm von der Prophezeiung und von Jodaryon, sie erzählte ihm von ihrer abenteuerlichen Flucht in diese Höhle und auch davon, dass sein Vater ein Zauberer war und somit auch er, Wasgo, einer werden würde.
Wasgos Vater sollte ihm zunächst die wichtigsten Kenntnisse beibringen. Dann sagte sie: „Und du, mein Junge, bist derjenige, der die Prophezeiung erfüllen wird. Du wirst Jodaryon befreien und mit ihm gemeinsam den Kampf gegen die bösen Mächte und gegen Bossus aufnehmen. Dabei wirst du weitere Zauber von Jodaryon erlernen. Du wirst einmal ein mächtiger Magier sein, der mit Jodaryon der Erde die Sonne wiedergeben und damit das Leben auf der Erde wieder schön und lebenswert machen wird.“
Ängstlich sah Wasgo seine Mutter an und sagte: „Aber ich bin doch noch ein kleiner Junge.“
„Hab keine Angst, mein Sohn“, erwiderte Luziferine, „du hast noch genug Zeit, dich darauf vorzubereiten. Erst wenn du ein junger Mann bist, wird es soweit sein, dass du in den Kampf ziehen musst.“
„Wer war der alte Mann im Wasser, Mutter?“, wollte Wasgo nun wissen.
„Der alte Mann im Wasser war dein Großvater und mein Vater. Er ist der Höllenfürst Luzifer. Er hat mich aus der Hölle verbannt und mich meiner magischen Kräfte beraubt. Seitdem muss ich als Mensch auf der Erde leben. Ich finde das nicht schlimm, ganz im Gegenteil. So konnte ich deinen Vater kennen lernen, der ein sehr mutiger und liebevoller Mann ist.“
„Und was wollte mein Großvater von mir?“, wollte Wasgo wissen.
„Er will dich zu sich holen. Er will, dass du bei ihm in der Hölle leben sollst“, antwortete Wasgos Mutter.
Wasgo war beunruhigt. Eine schwere Hand drückte dem Kind auf die Brust, so dass er kaum noch Luft bekam. Er fürchtete sich. Er hatte noch so viele Fragen, aber er war ein Kind. Und Kinder fragen nicht endlos weiter, wenn sie die Antworten der Erwachsenen respektieren. So wurde er still. Luziferine ahnte, was in dem Jungen vor sich ging. Sie wiegte ihn in ihren Armen und sagte liebevoll: „Du musst keine Angst haben, mein Lieber. Dein Vater und Onkel Sinclair werden dich so lange beschützen, bis du selbst auf dich aufpassen kannst. Und auch ich bin immer für dich da und werde auf dich aufpassen.“
*****
Wasgo alias Antares lief durch den Wald. Unablässig rief er nach Onkel Sinclair. Endlich kam eine Antwort. „Hier bin ich“, hörte
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