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Die ewige Nacht: Die Legende von Wasgo (German Edition)

Die ewige Nacht: Die Legende von Wasgo (German Edition)

Titel: Die ewige Nacht: Die Legende von Wasgo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rusch
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eingerichtet. Jodaryon nutzte diese Gelegenheit, um seine Zauberkünste zu testen. Hatte er all seine Zauber zurückerhalten können? Schnell war eine Kochstelle vor der Höhle entstanden und innen zwei Schlafstätten. Dann stellte sich Jodaryon vor die Höhle und versuchte einen Zauber des höchsten Schwierigkeitsgrades. Außer ihm gab es angeblich höchstens noch einen Zauberer, der diesen Zauber beherrschte, und der war kein anderer als der böse Bossus.
    Die Augen geschlossen und stumm Formeln ausstoßend, sah Wasgo den großen Meister vor der Höhle stehen. Beschwörende Gesten schickte Jodaryon zum Himmel empor. Doch Wasgo kam es vor, als wenn nichts geschah.
    Jodaryon hingegen war zufrieden, er freute sich, sprang von einem Bein auf das andere und klatschte in die Hände. Dabei rief er immer wieder: „Es hat geklappt, juchhu, es hat geklappt. Nun, Bossus, wird es dir bald an den Kragen gehen.“
    So fröhlich hatte Wasgo den alten Mann noch nie gesehen. Verständnislos starrte Wasgo ihn an und drehte sich zur Höhle um. Er traute seinen Augen nicht. Was er sah, war einfach nur unglaublich für ihn. ‚Wie hat der alte Mann das nur fertig gebracht?‘, fragte sich der Jüngling.
    Die Kochstelle vor der Höhle war verschwunden. Schon als Wasgo fragen wollte, warum Jodaryon die Kochstelle wieder weggezaubert hatte, sah er Jodaryon und sich um die Höhle kommen. Was die beiden vorhin taten, wurde jetzt von den sich vor Wasgo befindlichen Jodaryon und Wasgo erledigt. Wasgo konnte sich selbst beobachten. Er begriff, dass der alte Zauberer die Zeit beeinflusst hatte. Aber wie hatte er das nur getan? Das mussten die Gesten zum Himmel und die stummen Beschwörungsformeln gewesen sein, die der große Zauberer gemurmelt hatte.
    Langsam verblassten Jodaryon und Wasgo vor den Augen des Jünglings und alles war so, wie er es in Erinnerung hatte. Die Kochstelle stand wieder da, wo sie vorher gewesen war. „Wow, wie hast du das gemacht? Hast du die Zeit verschoben?“, fragte der jüngere den älteren Mann.
    Jodaryon bestätigte das und meinte: „Jetzt haben wir Zeit für deine Ausbildung.“
    „Wie hast du das gemacht?“, wollte Wasgo wissen.
    Jodaryon grunzte: „Das ist einer der schwersten Zauber überhaupt. Den kann ich dir nicht so schnell beibringen. Es gibt nur noch einen Zauberer, der das eventuell hinbekommt, und das ist Bossus. Ich hoffe aber, dass er diesen Zauber nicht beherrscht. Du wirst andere Zauber von mir erlernen, und zwar solche, die wir für unseren Kampf gegen Bossus brauchen werden.“
    „Ja, das reicht mir auch vollkommen aus. Wir wollen ja nur die Welt von der ewigen Nacht befreien“, überlegte Wasgo.
    Am nächsten Tag sollte seine weitere Ausbildung beginnen. Schon bald stellte der junge Mann fest, dass die Ausbildung durch den großen Meister etwas ganz anderes war als das, was er mit seinem Vater erlebt hatte. Und doch begriff Wasgo, dass Antares ihm die wichtigsten Grundlagen der Zauberei beigebracht hatte. Viele der Zauber, die Jodaryon ihn lehrte, hatten ihren Ursprung in den Zaubern des Antares.
    Fast noch in der Nacht weckte Jodaryon den jungen Wasgo. „Komm und zieh dich an, wir haben zu tun“, murmelte der alte Mann dem jungen zu.
    Der streckte sich erst einmal, gähnte von Herzen und sagte dann: „Es ist aber doch noch dunkel!“
    „Um zwölf Uhr mittags ist es auch dunkel. Also los, hoch mit dir, du Weltbefreier! Du glaubst doch nicht etwa, dass Bossus schläft? Der weiß genau, was wir beide im Schilde führen“, entgegnete der alte Zauberer in einem leicht ungehaltenen Ton. Dabei war der noch gar nicht so alt, er stand mit seinen sechshundert Lebensjahren erst kurz über der Mitte seines Lebens. Ein Mann wie Jodaryon konnte mindestens eintausend Jahre alt werden. Jodaryon sah nachdenklich aus. Nach einer Pause sprach er mit seiner tiefen Bassstimme weiter: „Ich wundere mich sowieso, dass es immer noch so ruhig ist. Was führt der alte Tyrann nur im Schilde?“
    „Du hast Recht, mein alter Freund“, sagte Wasgo und schwang seine Beine aus dem Bett. Er zog sich an und fragte: „Gibt es hier irgendwo Wasser? Ich möchte mich gerne etwas waschen.“
    „Eben da will ich mit dir hin. Zum Wasser“, erwiderte Jodaryon.
    Sie liefen gemeinsam durch den finsteren Wald und kamen an einen Fluss. Unser junger Freund beugte sich über das Wasser und wollte hineingreifen, als eine riesige Hand aus dem Wasser auftauchte und nach ihm griff. Ehe sich Wasgo versah, wurde er in das

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