Die ewige Nacht: Die Legende von Wasgo (German Edition)
gewachsen waren! Schließlich waren sie geplatzt und hatten ihn mit einem stinkenden fauligen Brei übergossen. Antares konnte jetzt das helle, fröhliche Lachen seines Kindes hören, als das damals geschah. Wasgo war so ein lieber, artiger Junge, sehr wissbegierig und folgsam.
Alles, was die Eltern ihm beibrachten, saugte der Kleine förmlich in sich auf. Er hatte so ein großes und liebevolles Herz. Oft kam Wasgo zu seinem Vater, um liebevoll mit ihm zu kuscheln. Als Kind brauchte er viel Körperkontakt zu seinen Eltern. Als die Bohnen Antares damals beschmutzen, hatte er mit dem Jungen geschimpft. Jetzt tat es ihm leid. Wehmut ergriff sein Herz.
‚Nein, meinem Jungen darf nichts Schlimmes passiert sein. Er muss doch die Prophezeiung erfüllen‘, dachte Antares, ‚es gibt doch nur diese eine Chance‘. Antares musste seinem Sohn helfen, egal, wie. Diese eine, einzige Chance, die Welt vom Bösen zu befreien, durfte nicht vergeben werden. Wasgo musste leben. Er musste mit Jodaryon gemeinsam die Welt vor der ewigen Nacht retten. Nur diese beiden Zauberer konnten das tun. Niemand sonst. Antares war bereit aufzubrechen, um seinen Sohn zu finden. Er musste ihm helfen seine Freiheit zurückzubekommen. Und keine Frage, Antares war selbstverständlich bereit, für das Leben seines Kindes sein eigenes zu geben. Wenn es so sein musste, sollte es eben so kommen, dachte Antares mutig und entschlossen.
Das Wasser des Sees holte Antares in die Gegenwart zurück. Es begann sich zu kräuseln. Sanfte Wellen entstanden, die größer wurden. Dann aber änderte sich die Wasseroberfläche, sie wurde wieder ruhig und glatt. Ein Bild entstand im Wasser. Antares sah einen alten Mann mit grauen Haaren und einem langen grauen Bart. Seine Stirn war von vielen Sorgenfalten durchfurcht. Neben dem Mann stand Wasgo. Sie standen an einem Fluss. Wasgo ging an den Fluss heran und beugte sich über ihn. Plötzlich fiel er in das Wasser und kam nicht wieder heraus.
„Wer hat meinen Jungen geholt?“, flüsterte Antares dem See zu. Da entstand ein weiteres Bild. Dieses zeigte einen Mann, der ganz in Schwarz gekleidet war. Er hatte einen schwarzen Hut auf dem Kopf. Sein Gesicht hob sich durch seine sehr weiße Gesichtsfarbe deutlich vom Schwarz ab.
Das Bild des Sees verblasste. Antares hatte genug gesehen. Er wusste, was geschehen war. Wasgo war ein Gefangener des bösen Bossus. Was das bedeutete, wusste Antares nur zu gut. Er verlor für einen Augenblick alle seine Hoffnungen auf eine Welt, in der die Nacht von einem Tag verdrängt wird. Er hatte gehofft, eines Tages einmal die Sonne scheinen zu sehen. Von grünen Wäldern und blühenden Wiesen hatte er einmal durch andere Menschen gehört. So etwas sollte es tatsächlich einmal gegeben haben. Antares konnte sich das überhaupt nicht vorstellen. Wie mochte nur ein grüner Wald aussehen? Wie sah wohl eine blühende Wiese aus? Wie sah überhaupt eine blühende Blume aus? Antares wusste es nicht. Ob er jemals so etwas sehen durfte?
Seine Hoffnungslosigkeit wich und in ihm breitete sich Kampfeslust aus. Entschlossen stand er auf und eilte hinaus zu seiner Frau. Dabei dachte er: ‚Wenn auch ich keine grünen Wälder und keine Blumen und auch nicht die Sonne sehen darf – eines weiß ich genau: Wasgo wird all das kennen lernen. Er wird das alles sehen und genießen und sich darüber freuen. Das schwöre ich bei meinem Leben‘.
Unterdessen versetzte sich Luziferine in Trance. Sie versuchte mit Wasgo Verbindung aufzunehmen. Es gelang ihr, ihn aufzuspüren. Er war an einem dunklen, schrecklichen Ort. Sie rief ihn.
In den Ketten hängend konnte er ihre Stimme hören. Seine Hand- und Fußgelenke schmerzten ihm von den kalten Eisen, die sich in sein Fleisch drückten. Sein Gesicht war schmerzverzerrt.
‚Mutter, bist du es? ‘, fragte er in Gedanken.
‚Ja, mein Junge, ich bin es. Fürchte dich nicht. Wir, dein Vater und ich, werden dir helfen. Du hast eine Aufgabe zu erfüllen. Niemand wird dich daran hindern. Habe Mut und verzweifle nicht‘, vernahm Wasgo die Stimme seiner Mutter.
‚Aber Bossus hat mich gefangen! Wie soll ich ihm nur entkommen? ‘, fragte er.
‚Du wirst es erleben, gib die Hoffnung nicht auf, mein Junge! Dein Vater und ich sind bei dir. Wir lieben dich‘, antwortete Luziferine. Dann musste sie die Verbindung zu Ihrem Sohn lösen. Wasgo blieb alleine zurück. Tränen liefen ihm über sein Gesicht.
Antares kam zu Luziferine und nahm sie in seine Arme. Sie
Weitere Kostenlose Bücher