Die ewige Nacht: Die Legende von Wasgo (German Edition)
erwiderte die Umarmung ihres Mannes und fragte: „Und was hast du herausgefunden?“
Gegenseitig informierte sich das Ehepaar über die neugewonnenen Erkenntnisse. Danach berieten sie sich darüber, welche Möglichkeiten sie hatten, um Wasgo aus seiner misslichen Lage befreien zu können. Sie wurden sich darüber einig, dass sie die Höhle verlassen und zu ihrem Sohn eilen wollten. Wo genau sie hingehen mussten, wussten sie aber nicht. Das sollte ihnen Jodaryon sagen. Luziferine wollte mit Jodaryon in Verbindung treten. So versetze sie sich erneut in Trance.
Sie schloss ihre Augen und konzentrierte sich auf Jodaryon. Plötzlich drehte sich alles um sie herum im Kreis. Helles Licht ergoss sich vor ihrem inneren Auge. Es wirkte fast golden. Das, was Luziferine sah, war sauber und hell. Sie konnte den alten Zauberer sehen. Er saß vor einer Höhle und hatte um sich herum einen Schutzschild aufgebaut. Trotzdem konnte er sie hören.
‚Guten Tag, Jodaryon, was ist geschehen, was sollen wir tun, wie können wir helfen?‘, fragte Luziferine den Zauberer.
‚Das weiß ich noch nicht‘, antwortete Jodaryon, ‚Wasgo wurde entführt. Ich hoffe, es war Luzifer, aber ich fürchte, es war Bossus. ‘
‚Bossus war es‘, informierte Luziferine den Magier.
‚Dann müsst ihr mir helfen, meine Macht reicht nicht aus, um in den Schrein des Bösen einzudringen. Dafür brauche ich Wasgo. Ich kann ihn nur befreien, wenn ich einen starken Zauber anwenden kann. Ich habe Bossus unterschätzt. Er ist doch immer noch mächtiger als ich. Ihr müsst seine Aufmerksamkeit auf euch richten, damit ich freie Hand habe. Aber begebt euch nicht in unnötige Gefahren. Vielleicht kann uns Luzifer helfen, versucht es‘, antwortete der alte Zauberer.
Luziferine versprach es und löste sich aus Jodaryons Gedanken. Danach erzählte sie ihrem Mann, was zu tun war.
Antares saß mit seiner Frau in der Höhle am See. Er beschwor das Gewässer erneut, um dieses Mal Luzifer erreichen zu können. Der Höllenfürst ließ nicht lange auf sich warten, witterte er doch Beute für sein Reich in der Unterwelt.
Luzifer steckte seinen Kopf aus dem Wasser und so barsch, wie er es nur konnte, schleuderte er Wasgos Eltern entgegen: „Was wollt ihr denn von mir?!“
Luziferine war es, die sich als erste von dieser unfreundlichen Begrüßung erholt hatte. Sie erwiderte ebenso unhöflich: „Dein Enkelsohn ist von Bossus entführt worden und er wird misshandelt und geschlagen. Du musst ihm helfen.“
„Er ist selbst schuld daran. Warum legt er sich mit Bossus an? Er will Bossus' Macht vernichten und damit Bossus selbst. Soll er zusehen, wie er klar kommt. Als ich ihn mir damals holen wollte, habt ihr es verhindert! Wenn er jetzt also sterben muss, ist es eure Schuld! Ich bin der Höllenfürst und kein Menschenretter! Ich hole mir nur ihre schwarzen Seelen!“, geiferte Luzifer.
„Nein, so einfach ist es nicht, du Dummkopf“, schrie Antares, außer sich vor Zorn.
„Du nennst mich einen Dummkopf?“, schnaubte der Höllenfürst. Seine Augen funkelten Antares böse an.
Der antwortete beherzt: „Ja, ganz genau, ich nenne dich einen Dummkopf. Und weißt du, warum? Weil du nicht einmal ein klein wenig nachdenkst! Ständig bist du hinter den schwarzen Seelen der Menschen her, aber du denkst nicht daran, dass unser Planet unter Bossus und der ewigen Nacht immer unerträglicher wird. Es gibt heute nur noch halb so viele Menschen wie vor fünfhundert Jahren. Es wird immer kälter auf der Erde, viele Tier-und Pflanzenarten sind schon ausgestorben.
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es auch keine Menschen mehr gibt. Und dann ist auch deine Zeit hier zu Ende. Ohne schwarze Seelen wird es keine Hölle mehr geben und ohne Hölle gibt es auch keinen Höllenfürsten. Du bist der größte Dummkopf aller Zeiten, wenn du Bossus weiter unterstützt. Er tötet nicht nur unseren Sohn, auch deinen Enkel und die ganze Menschheit dazu. Und am Ende dich.“
Luzifer wurde nach Antares' Worten ganz ruhig und friedlich. Über das, was er da gerade gehört hatte, musste er erst einmal nachdenken. Er brauchte fünf Minuten, um zu einem Ergebnis zu kommen. Das waren für Wasgos Eltern lange fünf Minuten, die längsten fünf Minuten ihres Lebens. Immer wieder stöhnte Luzifer zwischendurch auf und kratzte sich mit einer Hand am Kopf. Er machte Bemerkungen wie: „Ach ja“ oder „Na, so etwas“ oder „Hm, da ist was Wahres dran“.
Endlich sprach er: „Antares, du bist
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