Die ewige Nacht: Die Legende von Wasgo (German Edition)
bedeuten, dass das Muttermal, das Wasgo auf dem Rücken hatte, nicht das richtige war und es irgendwo auf der Welt einen zweiten jungen Zauberer mit einem solchen Muttermal geben musste. Aber das musste dann auch bedeuten, dass Jodaryon noch einmal in Gefangenschaft geraten sollte.
Jodaryon dachte über diese Möglichkeit nach. Wenn er wieder in Gefangenschaft geriete, müsste erneut viel Zeit vergehen, bis er daraus errettet wurde. Noch einmal sollte Jodaryon lange Zeit auf seine Freiheit verzichten müssen? Das konnte er nicht glauben. Er rief sich Wort für Wort die Prophezeiung ins Gedächtnis zurück. Nichts deutete auf eine zweite Gefangenschaft Jodaryons hin. Nichts deutete darauf hin, dass es zwei junge Zauberer mit dem gleichen Muttermal gab. Selbst wenn Jodaryon nur für kurze Zeit, nur für ein paar wenige Jahre, in Gefangenschaft geraten sollte, würde die Zeit überschritten werden, die die Prophezeiung für die Befreiung der Welt von der ewigen Nacht voraus sagte.
Jodaryon stand auf und ging ein paar Schritte, um sich etwas aufzulockern. Es musste doch eine Möglichkeit geben, um den Jungen zu befreien! Tiefe Sorgenfalten standen auf seiner Stirn. Er dachte daran, dass Bossus diesen Kampf nicht auch noch gewinnen durfte. Das würde das Ende der Menschenwelt bedeuten. Und das durfte einfach nicht sein.
Jodaryon drehte sich um und sah zum Eingang der Höhle zurück. Er sah die Kochstelle, die seit Tagen unberührt war, nämlich seit dem Tag, als es Bossus gelungen war, den jungen Wasgo in seine schrecklichen Klauen zu bekommen. Traurig drehte sich Jodaryon nach rechts. Dort sah er in seinem Geiste den schönen jungen Mann stehen, der ihn erstaunt ansah und fragte: „Wie hast du das gemacht?“
Wasgos Begeisterung galt damals einem Zauber Jodaryons, mit dem er die Zeit beeinflussen konnte. Wasgo hatte gesehen, dass die Kochstelle langsam verschwand, und danach hatte er sich selbst gemeinsam mit Jodaryon neben der Höhle gesehen und wie sie die Höhle in ihren Besitz nahmen.
Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. „Das ist es“, rief er erfreut mit einem hässlichen Lachen aus. Dieses Lachen hätte von Bossus stammen können. Jodaryons Herz war immer noch hart und wie aus Stein. „Ja, du alter Halunke, ich habe doch noch einen Trumpf im Ärmel und den werde ich jetzt ausspielen. Wasgo ist mein Freund und nicht dein Gefangener“, rief der alte Mann voller Inbrunst. Niemand vergriff sich ungestraft an Jodaryons Freunden!
Angestrengt dachte Jodaryon nach. Nur den Zeitzauber alleine konnte er nicht einsetzen. Er konnte die Zeit nicht einfach zurückdrehen, er musste auch erreichen, dass er sein jetziges Wissen behalten konnte. Wenn er nur die Zeit zurückdrehen würde, hätte er großen Schaden angerichtet. Wasgo wäre dann zwar befreit und bei ihm, aber wenn Jodaryon ohne das notwendige Wissen über das, was geschehen war, den Zeitzauber anwandte, käme der junge Mann wieder in die gleiche Situation. Und schon wäre der Schaden angerichtet.
Irgendwann musste Jodaryon wieder auf die Idee mit dem Zeitzauber kommen und alles begänne von vorne. Es konnte dann nur noch eine Zeitschleife entstehen und die Welt wäre darin gefangen. Niemand konnte mehr geboren werden, niemand sollte noch sterben können. Niemand mehr hätte neue Ideen und Gedanken. Alle Lebewesen mussten dann zwangsläufig immer wieder das Gleiche tun und denken, immer wieder nur konnte sich die Zeit von Wasgos Gefangennahme bis hin zu seiner Befreiung wiederholen, immer wieder und immer wieder. Dieser Prozess wäre endlos und nicht wieder zu berichtigen, weil niemand mehr neue Ideen entwickeln konnte, weil dafür eben keine Zeit mehr vorhanden wäre.
Jodaryon wollte trotzdem diesen Zauber anwenden, aber er musste dafür sorgen, dass ihm sein Wissen über Wasgos Gefangennahme blieb, damit er sie verhindern konnte, wenn die Zeit so weit fortgeschritten war, dass Wasgo entführt werden sollte. Dann musste sich die Welt weiter entwickeln und die Zeit weiter vergehen, so wie man es bisher kannte.
Jodaryon studierte in seinen Zauberbüchern. Es musste eine Möglichkeit für den Zauber mit einem Zeitsprung geben, in dem er sein Wissen behalten konnte. Aber er fand in den Büchern dazu keine Erklärungen.
‚Dann muss es mit logischem Denken etwas werden‘, dachte er. Er grübelte und dachte nach. Drei Tage lang. Danach musste er erst einmal schlafen. Enttäuscht und erschöpft legte er sich auf seine Schlafstatt. Kaum lag er, war er
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