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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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verstehen.
    Immerhin ändern wir unseren Glauben nicht. Jeder Palastdiener muss dem wahren Glauben ein Lippenbekenntnis ablegen. Der Muezzin darf nicht mehr zum Gebet in die Moschee rufen, meine Mutter duldet es nicht. Und jeder, der diesem Gebot nicht folgen mag, kann entweder nach Afrika gehen oder konvertieren - oder aber er wird dem Feuer der Inquisition überantwortet. Unsere Kriegsbeute ist das Leben in diesem Luxus, doch es macht uns nicht dekadent. Wir vergessen nie, dass wir unseren Sieg der Waffengewalt und dem Willen Gottes verdanken. Wir haben dem armen König Boabdil feierlich versprochen, dass sein Volk, die Muslime, unter unserer Herrschaft ebenso friedlich und wohlbehalten leben wird wie vordem die Christen unter der seinen. Wir haben ihnen convivencia versprochen - ein friedliches Zusammenleben der Kulturen -, und sie glauben, dass wir ein Spanien erschaffen, in dem jeder, ob Maure oder Jude oder Christ, in Ruhe und Würde leben kann, da wir alle »Menschen des heiligen Wortes« sind. Der Irrtum Boabdils war, dass er diesem Waffenstillstand vertraute, und wir - wie sich bald herausstellen soll - tun dies eben nicht.
    Denn binnen drei Monaten haben wir unser Wort gebrochen. Wir haben die Juden vertrieben und drohen nun den Muslimen. Jeder soll sich zum wahren Glauben bekehren. Falls auch nur der Schatten eines Zweifels an seiner Läuterung besteht, wird er der heiligen Inquisition vorgeführt. Dies ist der einzige Weg, um eine Nation zu bilden: Indem man ein Bekenntnis zur Staatsreligion erhebt. Es ist der einzige Weg, um aus der großen Vielfalt, aus der Al-Andalus bestand, ein Volk zu machen. Meine Mutter lässt im Ratssaal eine Kapelle errichten und betet nun dort, wo es einst in wunderschönen arabischen Lettern hieß: »Tritt ein und bitte. Scheue dich nicht, Gerechtigkeit zu fordern, denn hier wirst du sie erlangen«, zu einem strengeren, weniger toleranten Gott als Allah, und niemand sucht mehr in diesen Räumen nach Gerechtigkeit.
    Doch nichts kann den Charakter dieses Palastes ändern. Nicht einmal das Stampfen der schweren Füße unserer Soldaten kann den jahrhundertealten Frieden erschüttern. Ich lasse mir von Madilla die Bedeutung der geschwungenen Schriftzeichen erklären, die in jedem Zimmer zu finden sind, und mein Lieblingsspruch ist nicht das Versprechen von Gerechtigkeit, sondern sind die Sätze in der Halle der Zwei Schwestern. Dort steht: »Habt Ihr jemals so einen schönen Garten gesehen?« Und die Antwort lautet: »Wir haben niemals einen Garten gesehen, der reichere oder süßere Früchte geboten hätte.«
    Die Alhambra ist im Grunde kein Palast wie jener, den wir in Córdoba oder Toledo besaßen. Sie ist weder Burg noch Festung. Die Alhambra sollte vor allem ein Garten sein, mit daran anschließenden luxuriösen Gemächern, damit das Leben anmute wie unter freiem Himmel. So wurde dieser Palast geschaffen: als eine Zimmerflucht von Höfen, in denen Blumen wie auch Menschen glücklich sein können. Die Alhambra ist ein Wahrheit gewordener Traum von Schönheit: Mauern, Kacheln, Säulen, die in Blumen übergehen, in Kletterpflanzen, Früchte und Kräuter. Die Mauren glauben, dass ein Garten das Paradies auf Erden darstellt, und sie haben über die Jahrhunderte ein Vermögen ausgegeben, um diesen »Al-Yanna« zu erschaffen: ein Wort, das sowohl Garten, geheimer Ort als auch Paradies bedeutet.
    Ich habe diesen Ort geliebt. Schon als kleines Kind wusste ich, dass er außergewöhnlich ist, dass ich nirgendwo etwas Lieblicheres finden würde. Und schon als Kind ahnte ich, dass meines Bleibens hier nicht sein würde. Es war Gottes Wille und der Wille meiner Mutter, dass ich Al-Yanna verließ, meinen geheimen Ort, meinen Garten, mein Paradies. Dies war mein Schicksal: dass ich schon im Alter von sechs Jahren den schönsten Ort auf der Welt kennenlernte und ihn im Alter von fünfzehn Jahren verlassen musste, heimwehkrank wie Boabdil - als sollte es mir im Leben nicht vergönnt sein, für längere Zeit Glück und Frieden zu erfahren.

 
 
D OGMERSFIELD -P ALAST , H AMPSHIRE , H ERBST 1501
 
    »Ich sage, Ihr dürft nicht herein! Und wenn Ihr der englische König höchstpersönlich wäret, kämt Ihr nicht herein.«
    »Ich bin der König von England«, erwiderte Heinrich Tudor ohne einen Funken Humor. »Und entweder kommt sie jetzt heraus, oder ich gehe verflucht noch mal mit meinem Sohn hinein!«
    »Die Infantin hat dem König bereits Nachricht geschickt, dass sie ihn nicht empfangen

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