Die fabelhaften 12 - Die Mission: Band 2 (German Edition)
Sorge. Wir sind alle irre, sonst würden wir uns kaum hier rumtreiben, oder?« Dann fügte sie ernster hinzu: »Ich hab da drin was gespürt. Da ist was in den Schrank geschnitzt. Gib mir mal das Telefonlicht.« Sie hielt Macks Handy in den Schrank. »Richtig. Man sieht es nicht. Es ist ein Flachrelief.«
Sie griff nach Macks Hand und drückte sie auf die Schnitzerei. Mack fühlte feine Erhebungen und Schnörkel.
»Das ist eine Verzierung«, raunte er.
»Ne, das glaube ich nicht. Es hat sich eine halbe Stunde in meinen Hintern gedrückt.«
Mack konzentrierte sich und ließ die Finger noch einmal vorsichtig und zart über die Schnitzerei gleiten. »Fühlt sich an wie Buchstaben.«
Jarrah sah ihm über die Schulter und langte dann an ihm vorbei, um die Buchstaben zu tasten. »Ich glaube, das ist Vargran. Es hat dieselben Buchstaben.«
»Kannst du es lesen?«
»Nicht alles. Nur ein Stück. Fühl mal da. Das ist die Zahl neun. Neun Schlangen? Neun Schlangen an der Wand?«
»Den Film kenn ich! Absolut irre!«, sagte Stefan.
Mack hörte genau hin. Keine Schritte mehr. Die Wachen durchsuchten jetzt wohl die anderen 9.998 Räume.
»Ja, das ist Vargran«, sagte Jarrah. »Neun versteckte Schlangen. Nehme ich an. Und eine Matheaufgabe.«
»Eine was?«
»Eine Matheaufgabe. Wie viel sind drei Vieren?«
»Acht?«, riet Stefan. Und dann, in die peinliche Stille: »Ich war nie gut in Mathe.«
»Zwölf«, sagte Jarrah. Sie drückte tröstend Stefans Arm. »Dafür kannst du andere Sachen.«
»Wie kommen wir hier raus, das ist eine ganz andere Aufgabe«, sagte Mack.
Er wandte sich widerstrebend von der Schrankuhr ab und stand mit knackenden Knien auf. Gerade rechtzeitig, um Neuneisens Gehstockschwert auf sich zukommen zu sehen.
Stefan bemerkte es einen Sekundenbruchteil früher und konnte einen Sekundenbruchteil früher reagieren. Er warf sich vor Mack. Die Klinge traf Stefan mitten in die Brust.
Stefan schrie vor Schreck und Schmerz auf.
Jarrah stürzte sich auf Neuneisen und warf ihn zu Boden. Das Schwert schlitterte über die glatten Bodenfliesen.
Mack fing Stefan auf, als der nach vorn sackte.
»He!«, schrie Mack.
»Huh«, bemerkte Stefan. Er legte eine Hand auf das Loch. Blut sickerte zwischen seinen Fingern hindurch.
Mack hörte Rufe und eilende Schritte. Ob es Wachen oder Elfen waren, ließ sich nicht sagen und wahrscheinlich spielte es auch keine Rolle.
»Weg hier!«, zischte Mack.
Sie rannten los, wobei Stefan nur mit halber Geschwindigkeit lief und aussah, als würde er bald noch langsamer.
Sehr viel langsamer.
9
W eg hier!«
Sie rannten. In den Hof. Dutzende Taschenlampen durchbrachen die Dunkelheit wie Leuchtschwerter. Chinesische Stimmen brüllten durcheinander.
Mack wusste nicht, was sie brüllten. »Schnappt sie euch!« wahrscheinlich.
Sie rannten durch einen Torbogen, eine Rampe hoch, eine Treppe runter, wie blind, ohne eine Ahnung, wohin es ging.
Aber während sie rannten, dachte Mack die ganze Zeit, er sollte lieber anhalten. Aufgeben. Die Wachen würden einen Krankenwagen rufen. Sie könnten Stefan das Leben retten.
Wenn sie aber aufgaben, würde Mack aus China rausgeworfen und nach Hause geschickt. Was würde dann aus den Fabelhaften Zwölf?
Das war eine dieser Entscheidungen, die Mack nicht treffen mochte. Aus für Stefan oder aus für die Welt. Das war nicht so, wie sich morgens zwischen Jeans und kurzen Hosen zu entscheiden. Hier ging es um Leben und Tod.
Aber es spielte anscheinend eh keine Rolle mehr. Denn Mack, Jarrah und Stefan ging der Platz zum Rennen aus.
Sie saßen in der Klemme. Wachen kamen aus drei Richtungen, und die vierte Richtung war eine wunderschön dekorierte Keramikwand. Zehn Taschenlampen leuchteten ihnen ins Gesicht, blendeten sie.
»Wir müssen aufgeben«, sagte Mack zu Jarrah.
Macks Telefon klingelte. Er sprang etwa einen Meter in die Luft. »Aaah!«
»Zwei … drei … sieben … neun!«, sagte Jarrah.
»Was zählst du da?« Mack holte sein Handy hervor. Auf dem Display stand die Nummer von zu Hause. Auf keinen Fall konnte er rangehen, niemals.
HEUTE HAT MACKS LEHRER GESAGT: »WO IST DER ENGLISCHE AUFSATZ, MR MACAVOY?« ICH HAB GEANTWORTET: »IN ENGLAND?« DER LEHRER SAH MICH GANZ GENAU AN. »DEIN ENGLISCHER AUFSATZ, MR MACAVOY. DEN ICH LETZTE WOCHE AUFGEGEBEN HABE.« DAS HAT MICH VERWIRRT, UND DESHALB HABE ICH GESAGT: »ACH, SIE HABEN IHN SCHON AUFGEGEBEN?« JETZT MUSS ICH DOPPELT NACHSITZEN. ICH GLAUBE, ICH RUF LIEBER MAL MACK AN, WEGEN DES
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