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Die Fäden des Schicksals

Die Fäden des Schicksals

Titel: Die Fäden des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Bostwick
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Dutzend Frauen – aufgeweckte, tüchtige Personen –, denen nie jemand eine Chance gegeben hat und die nur zu gern hier arbeiten würden«, erklärte Abigail. »Ich brauche nur ein paar Telefonate zu führen, und ihr habt so viele Arbeitskräfte, wie ihr wollt.«
    Ich hob lachend die Hände. Sosehr ich mir das alles auch wünschte, fühlte ich mich von all den Vorschlägen geradezu erschlagen. »Immer langsam! Wir sollten uns hinsetzen und in Ruhe darüber reden. Es geht alles so schnell. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass alles so einfach ist, wie es sich bei euch anhört.«
    Garrett schüttelte den Kopf. »Oh nein, versteh mich nicht falsch. Einfach ist da gar nichts. Ich habe ausgerechnet, dass wir für den Anfang außer meinen sechzigtausend noch weitere fünfzig-, besser noch siebzigtausend brauchen. Und außerdem einen Lagerraum. Wenn wir keinen günstigen bekommen, benötigen wir noch mehr Kapital. Und ich weiß nicht, ob wir das auftreiben können.«
    Abigail trat vor und wollte gerade etwas sagen, doch da erklang eine Stimme von der Treppe. Als ich mich umdrehte, erblickte ich Rob, Franklin und Wendy, die auf den Stufen standen und zuhörten. Ich wusste nicht, wie lange sie schon dort standen.
    »Ich habe ein bisschen Geld zur Seite gelegt«, sagte Rob leise. »Es sollte für meine Rente sein. Fünfzigtausend Dollar. Wenn du willst, gehört es dir, Evie. Ich möchte dir helfen.«
    Ich wusste gar nicht, was ich dazu sagen sollte. Doch bevor ich noch etwas erwidern konnte, erklärte Abigail: »Ich bin sicher, ein preisgünstiges Lager findet sich auch noch. Franklin, wer von den Leuten, die wir kennen, besitzt ein Lagerhaus hier in New Bern?«
    »Du. Mehrere sogar. Ein großes, unbenutztes liegt hier ganz in der Nähe.«
    Abigail blickte erstaunt. »Tatsächlich? Ich wusste zwar, dass wir ein paar Immobilien gekauft haben, aber ich dachte, die lägen alle in Florida. Einkaufscenter oder so etwas.«
    »Abigail«, seufzte Franklin verzweifelt. »Ich weiß wirklich nicht, warum du dir die Mühe machst und zu unseren monatlichen Besprechungen kommst. Monat für Monat treffen wir uns zum Mittagessen, und ich rede, während du in deinem Essen herumstocherst und mit jedem, der vorübergeht, ein Schwätzchen hältst. Warum vergeude ich eigentlich meine Zeit damit, dich über deine eigenen Angelegenheiten auf dem Laufenden zu halten? Du hörst mir nicht einmal ansatzweise zu.«
    Abigail lächelte. Offensichtlich machte es ihr Spaß, Franklin zu ärgern. »Franklin, mein Schatz«, gurrte sie, »du erledigst alles so gut, dass ich gar nicht zuzuhören brauche. Ich erscheine nur zu diesen Treffen, damit du ab und zu aus deinen Büro herauskommst.«
    Franklin stieß ein leises Knurren aus und fuhr fort: »Ja, Abigail, du hast Grundbesitz in Florida, aber abgesehen davon gehören dir auch etliche Geschäftshäuser in New Bern. Dieses Haus hier zum Beispiel auch.«
    »Was? Evelyn bezahlt mir Miete? Wie viel?« Damit es nicht alle mitbekamen, ging Franklin zu Abigail und flüsterte es ihr diskret ins Ohr.
    »So viel? Für diesen alten Schuppen? Meine Güte, Franklin, du vertrittst meine Interessen wirklich gut! Niemand außer dir hätte gewagt, so viel Miete für dieses Haus zu verlangen, und sie auch bekommen. Aber ich habe eine bessere Idee. Ich würde Evelyn gern das Haus hier und das Lager, von dem du sprachst, zu einem günstigeren Preis vermieten. Sagen wir, zehn Dollar im Monat für beides zusammen.«
    »Abigail!«, keuchte ich. »Das ist einfach zu viel!«
    »Zu viel? Na gut, du kannst wirklich hart verhandeln. Also fünf Dollar pro Monat.«
    »Nein! Du weiß genau, wie ich es gemeint habe. Es ist einfach zu großzügig. Du bist zu freigiebig; das kann ich nicht annehmen.«
    »Sei nicht dumm«, schalt sie. »Ich besitze mehr Geld, als ich in meinem ganzen Leben ausgeben kann. Es würde sogar für zwei Leben reichen. Ein paar Dollar Miete mehr brauche ich nicht, aber Freunde schon. Was wird aus unserer Quilt-runde, wenn der Cobbled Court schließt? Sie wird auseinanderbrechen. Und was fange ich dann mit mir an? Soll ich wieder auf diese öden Cocktailpartys gehen oder auf noch ödere Vorstandssitzungen irgendwelcher Organisationen, an denen mir überhaupt nichts liegt? Nein, danke. Glaub mir, Evelyn, das ist keine Großzügigkeit, sondern mein Selbsterhaltungstrieb.«
    Ich schüttelte den Kopf. Es war viel mehr, als ich annehmen konnte, und davon würde ich mich auch durch spitzfindige Argumente nicht abbringen

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