Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fäden des Schicksals

Die Fäden des Schicksals

Titel: Die Fäden des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Bostwick
Vom Netzwerk:
aber stärker engagieren, richtig?«
    »Ja!«, bestätigte ich, froh darüber, dass er verstanden hatte, worum es mir ging.
    »Die Künste, die verschiedenen Büchereien und Gemeindeorganisationen werde ich weiterhin im gleichen Maße wie bisher unterstützen, doch daneben möchte ich mich stärker auf Wohlfahrtsorganisationen konzentrieren, die Armut, vor allem Kinderarmut, bekämpfen.«
    »Ich bin sicher, wenn wir es richtig anfangen, können wir die Lebensumstände vieler Kinder in unserem Staat nachhaltig verbessern!«, fügte ich aufgeregt hinzu. »Und ich möchte mir die Organisationen und Projekte, die ich unterstütze, persönlich ansehen. Seit ich im Frauenhaus aushelfe, die Menschen dort kennengelernt und etwas über ihre Bedürfnisse und Probleme erfahren habe, weiß ich, dass man einen Krieg nur auf dem Schlachtfeld gewinnen kann. Du als alter Soldat solltest das doch wissen, Franklin.«
    »Ich war sechs Jahre bei der Nationalgarde. Damit habe ich mir mein Jurastudium verdient. Aber ich war nur ein Bürohengst und habe nie an einem Kampfeinsatz teilgenommen.« Den Stift in der Hand, blickte er kurz von seinen Notizen auf. »Weiter.«
    »Wie schon gesagt möchte ich mich stärker persönlich einbringen. In einer so wohlhabenden Gemeinde wie der unseren sollte es nicht so viele Arme geben. Ich glaube, das liegt nur daran, dass die Reichen vor den Problemen um sie herum die Augen verschließen. Es ist eine Schande! Du weißt doch, wenn sich erst Reiche und Arme von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen, wird es keine Armut mehr geben!« Um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, schlug ich mit der flachen Hand auf Franklins Schreibtisch, bevor ich fortfuhr.
    »Wir müssen es so einrichten, dass ich für den Rest meines Lebens nicht üppig, aber angenehm leben kann. Und wenn mein letzter Dollar für meinen Grabstein draufgeht, dann haben wir unsere Sache gut gemacht.« Von dem ganzen Gerede bekam ich eine trockene Kehle. Also goss ich mir etwas Wasser aus dem Krug auf Franklins Schreibtisch ein und trank einen Schluck, bevor ich weiterredete.
    »Abgesehen natürlich von den Vermächtnissen, die ich in meinem Testament festsetze. Wo wir gerade davon sprechen, wäre es nicht an der Zeit, das Testament zu überarbeiten? Ich möchte Liza und ihren zukünftigen Erben etwas hinterlassen. Keine Riesensumme, doch genug für ein nettes Haus und obendrein für eine Art Ausbildungsfonds. Was, glaubst du, würde das kosten? Franklin? Warum schreibst du nicht weiter?«
    Franklin legte den Stift hin und schaute mich an, besser gesagt, er starrte mich an, wie jemanden, den er schon einmal getroffen hatte, auf dessen Namen er sich jedoch nicht mehr besinnen konnte. Ich rutschte unbehaglich auf meinem Stuhl herum. Franklins forschender Blick war mir unangenehm.
    »Was ist?«, fragte ich, als ich das Schweigen nicht länger ertragen konnte.
    »Abigail, was ist los mit dir? Die Feiertage sind gerade erst eine Woche vorbei. Ist dir vielleicht Ebenezer Scrooge aus Dickens’ Weihnachtsgeschichte erschienen? Oder bist du um Mitternacht mit den drei Geistern der Weihnacht herumgetollt?«
    Ich verzog das Gesicht. »Haha, sehr witzig, Franklin.«
    Er nahm die Brille ab und putzte die Gläser mit seinem Taschentuch. »Im Ernst, Abigail. Du hast dich verändert, und zwar entschieden zum Guten, möchte ich meinen. ›Wenn sich erst Reiche und Arme von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen, wird es keine Armut mehr geben!‹ Das hat doch Reverend Tucker vor zwei Wochen in seiner Sonntagspredigt gesagt. Ich saß in der letzten Reihe und du in der vierten. Sonst setzt du dich doch auch immer ganz nach hinten, Abigail. Und außer an hohen Feiertagen gehst du nie zur Kirche. Ist es das? Hast du Gott gefunden?«
    »Sei doch nicht dumm, Franklin!«, blaffte ich ihn an. »Ich habe immer an Gott geglaubt und bin auch immer in die Kirche gegangen. Es ist nur so, dass ich jetzt … Na ja, jetzt gehe ich eben öfter. Das ist alles.«
    Es kränkte mich, dass er so erstaunt über meine Großzügigkeit war. Als ob ich nicht schon seit Jahren Millionen gespendet hätte. Und jetzt, wo ich noch ein bisschen mehr geben wollte, tat er so, als hätte ich auf meinem Geld gesessen. »Wirklich Franklin, du stellst mich wirklich schlecht hin.«
    »Das tut mir leid, Abbie.« Es klang aufrichtig. »Ich wollte dich nicht verletzen. Ich versuche nur zu verstehen, woher dieser plötzliche Sinneswandel kommt. Du willst dein ganzes Geld weggeben. Du hast vor, Liza

Weitere Kostenlose Bücher