Die Fäden des Schicksals
viel übrig. Aber darum ging es auch gar nicht. Es sollte einfach ein Dankeschön für meine Stammkundinnen sein. Und es war eine nette Party.
Margot schimpfte ein wenig mit mir, weil der gestiegene Umsatz noch immer nicht mit den Ausgaben Schritt hielt. Die zusätzlichen Einnahmen, die uns der Quilt-Pink-Tag beschert hatte, waren ein unerwarteter Segen, doch sie reichten nicht aus. Wir konnten so viel Werbung machen, wie wir wollten, doch der Cobbled Court lag so versteckt, dass kaum jemand zu uns fand. Jetzt vor Weihnachten wimmelten die Straßen von New Bern von Käufern, doch nur ein Bruchteil von ihnen verirrte sich in unseren Hof. Margot machte sich Sorgen. »Wenn die neuen Kurslisten fertig gewesen wären, hätten wir heute bestimmt zwanzig oder dreißig neue Teilnehmerinnen eintragen können. Du wolltest die Listen doch schon vorige Woche fertig machen.«
»Ich weiß. Ich kann mich nur nicht entscheiden, was für Kurse ich geben soll. Aber ich erledige es jetzt so schnell wie möglich. Ich war nur ein bisschen überlastet wegen des ganzen Weihnachtsbetriebs.«
Das war eine Ausrede. Seit Thanksgiving lief das Geschäft besser, besonders an den Wochenenden, doch von Überlastung konnte keine Rede sein. An den meisten Tagen war ich allein im Laden gewesen, nur hin und wieder unterstützt von Liza, die das Erkerfenster ganz bezaubernd dekoriert hatte. Aus dickem Vlies hatte sie eine flauschige Schneemannfamilie gebastelt, die sich an einem mit Eiszapfen verzierten Kamin »wärmte«, in dem anstelle von Holzscheiten ein Häufchen Schneebälle lag. In die Ecke hatte sie einen kleinen beschneiten Weihnachtsbaum gestellt, an dem weiße, blaue und silberne Glaskugeln an weißen Bändern hingen. Für diese Auslage hatte sie Stunden gebraucht, aber ich glaube, ihr hatte es Spaß gemacht, und es war auf jeden Fall ein echter Hingucker. Ein Foto des Fensters erschien sogar in der Zeitung, zusammen mit einem Bericht unter der Überschrift »New Berns Geschäfte putzen sich heraus«. Darin wurde Lizas Kreation als »eine der schönsten Weihnachtsauslagen des Ortes« gewürdigt. Und das stimmte auch.
Lizas Dekorationen hatten uns ein paar neue Kunden verschafft, doch keineswegs so viele, dass ich keine Zeit für die Planung der neuen Kurse gehabt hätte. Und das wusste Margot genauso gut wie ich.
»Tut mir leid«, sagte sie und legte den Arm um mich. »Bestimmt bist du nach der OP noch nicht wieder richtig auf dem Damm. Ich wollte dich nicht nerven, aber ich kann es eben nicht mit ansehen, dass du dir potenzielle Kunden entgehen lässt.«
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Du hast ja recht. Ich hätte die Listen schon längst fertig haben sollen, aber ich werde mich so bald wie möglich dransetzen. Ehrlich«, erwiderte ich und wechselte dann das Thema: »Weißt du, ob wir hinten noch ein paar von den Schokomakronen haben? Die gingen ja wirklich weg wie nichts. Kein Wunder, dass die Leute über die Feiertage zunehmen.«
»Ich sehe mal nach, was noch da ist.« Margot nahm ein Plätzchentablett und ging in den Pausenraum. Währenddessen kassierte ich bei einer Kundin, die enttäuscht war, dass noch keine neuen Kurse angeboten wurden. Ich versicherte ihr, dass der Kursplan bald fertig sein würde.
Den ganzen Nachmittag über herrschte reges Kommen und Gehen, und als das Geschäft noch lebhafter wurde, halfen Liza und Margot mir beim Bedienen. Dennoch fanden wir alle zwischendurch Zeit, uns zu einigen Kundinnen zu setzen, zu plaudern und dabei an unseren Quilts zu arbeiten. Das war schön. Einmal kam sogar Abigail vorbei, um mir ihren fast fertigen Quilt mit den Windrädchen zu zeigen. Sie brauchte nur noch an einer Seite den Rand einzufassen, dann war der Quilt fertig, und sie konnte ihn am nächsten Tag Bethany bei der Weihnachtsfeier im Frauenhaus schenken.
Als sie ihn auf dem Tisch ausbreitete, legten alle ihre Arbeit beiseite und traten näher, um sich Abigails Werk anzusehen. Anfangs war es ihr, glaube ich, ein wenig peinlich, im Mittelpunkt des Interesses so vieler Fremder zu stehen. Doch Quilterinnen bleiben einander nie lange fremd. Nachdem sie aufgehört hatte, die Blocks wie verbissen immer wieder aufzutrennen, war ihr die Arbeit recht flott von der Hand gegangen, und auch wenn die Nähte nicht perfekt aussahen, war es doch ein hübscher Quilt geworden.
»Ich kann gar nicht glauben, dass das Ihr erster Quilt ist. Er ist einfach großartig!«, rief Wendy Perkins, während sie sich ihre Strassbrille
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