Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fäden des Schicksals

Die Fäden des Schicksals

Titel: Die Fäden des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Bostwick
Vom Netzwerk:
Kreuzworträtselheft, das Margot mir während meiner Genesungsphase mitgebracht hatte. Die restlichen Geschenke stammten alle aus dem Laden. Nachdem ich noch eine Garnrolle, ein Päckchen mit Stecknadeln und eins mit Sicherheitsnadeln, ein Maßband mit der Aufschrift Cobbled Court Quilts sowie eine Stick-schere in den Strumpf gestopft hatte, platzte er fast aus allen Nähten.
    Grinsend hielt Garrett das Maßband hoch, das wie eine rosa-schwarz geringelte Schlange herabbaumelte. »Ich weiß ja, dass du dir immer ein Mädchen gewünscht hast, Mom, aber jetzt solltest du dich so langsam damit abfinden, dass ich niemals quilten werde.«
    »Sehr witzig. Ich dachte doch bloß, du könntest ein bisschen Nähzeug gebrauchen. Du hast bestimmt jede Menge Hemden im Schrank, an denen ein Knopf fehlt.«
    Garrett nickte. »Stimmt. Ich habe sie alle mitgebracht und meine schmutzige Wäsche dazu. Ich dachte, du würdest dich mit Freuden darum kümmern.«
    »Vergiss es, mein Schatz. Aber ich zeige dir gern, wie man einen Faden einfädelt.«
    »Hm, irgendwie habe ich mir schon gedacht, dass du das sagen würdest. Aber man kann’s ja mal versuchen.«
    Er beugte sich zu mir hinunter und nahm mich in die Arme.
    »Danke für die Geschenke, Mom. Es ist genau das, was ich brauche. Aber jetzt musst du deine aufmachen.«
    Es schien, als stammten Garretts Geschenke vom Flughafen in Seattle und aus dem Flugzeug. Außer einem Pfund Kaffeebohnen und einem Becher, einer Baseballkappe der Seattle Mariners und einer kleinen Seattlefähre als Christbaumschmuck bekam ich noch eine Tüte Brezeln, einen Plastikkopfhörer, eine Augenmaske und eine dünne blaue Decke, die noch in ihrer Plastikhülle steckte. Alles trug den Aufdruck derselben Fluglinie.
    Als ich mit dem Auspacken meines Strumpfes fertig war, lachte ich Tränen. »Wie hast du das hingekriegt? Hast du dich mit den Stewardessen angefreundet oder gewartet, bis sie dir den Rücken kehrten, und die Sachen dann geklaut?«
    »Oh, sehr liebenswürdig«, erwiderte Garrett mit gespielter Entrüstung. »Da mache ich mir die Mühe, Geschenke für dich auszusuchen, und du stellst mich als Dieb hin. Das hier ist nicht das billige Zeug, das wir armen Schweine im Zwischendeck bekommen haben, sondern stammt aus der ersten Klasse. Selbstverständlich bin ich den Stewardessen um den Bart gegangen. Anders ging es doch nicht. Da, wo ich saß, bekamen wir nicht mal Brezeln. Für die Sachen musste ich ganz schön Süßholz raspeln.«
    Er streckte die Arme aus, als wollte er sich räkeln, und winkelte sie dann in Bodybuilder-Pose an. »Allerdings hatte ich schon immer Glück bei den Damen«, fügte er in dem öligen Herzensbrecherton hinzu, den er während seiner Highschoolzeit eingeübt hatte. »Ein Blick auf diese Muskeln, und sie sind Wachs in meinen Händen.«
    »Tatsächlich? Ich habe allerdings läuten hören, dass du in Seattle noch immer keine Dates hast. Oder gibt es vielleicht etwas Neues zu berichten?«, fügte ich erwartungsvoll hinzu. Ich machte mir Sorgen, weil Garrett niemals Verabredungen und erst recht keine feste Freundin hatte. Er war ein ansehnlicher junger Mann, der stets gute Laune verbreitete. Auf dem College war er mit einigen sehr netten Mädchen ausgegangen.
    »Nein, tut mir leid, Mom. Nichts Neues von der Mädchenfront. Ich habe einfach keine Zeit, mir eine Freundin zu suchen. Ich arbeite mehr als siebzig Stunden die Woche, und am Wochenende – das bei mir am späten Samstagabend anfängt – bin ich zu kaputt, um noch auszugehen. Dann gehe ich einfach nach Hause und schlafe durch bis Montagmorgen.«
    »Und in der Firma? Im Büro muss es doch ein paar Mädchen geben.«
    Er schüttelte den Kopf. »In meiner gesamten Abteilung ist nicht eine Frau. Die einzige, die ich den ganzen Tag über zu Gesicht bekomme, ist Antoinette, unsere sechsundfünfzigjährige, verheiratete Putzfrau mit ihren Krampfadern und der schlechten Laune. Aber so langsam fängt sie an, mir zu gefallen, das kann ich dir sagen.« Ich stimmte in sein Lachen ein, aber nicht unbekümmert. Auf seine typische Art und Weise, alles mit Humor zu nehmen, machte er sich über seine Probleme lustig. Doch ich wusste, dass er einsam war.
    »Aber wie sieht es mit dir aus?«, wechselte er das Thema.
    »Hast du jemanden kennengelernt? Mir scheint, dieser Charlie hat was für dich übrig.«
    Ich erhob mich vom Fußboden und ging in die Küche, um Frühstück zu machen. »Charlie? Wir sind nur Freunde?«
    Garrett, der mir nachgekommen

Weitere Kostenlose Bücher