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Die Fäden des Schicksals

Die Fäden des Schicksals

Titel: Die Fäden des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Bostwick
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stimmt«, musste ich zugeben. »Ich kenne mehrere Frauen, die eine Mastektomie hinter sich haben. Das ist nicht so wie beim letzten Mal, als sie nur für ein paar Tage außer Gefecht gesetzt war. Wir müssen alle ran und ihr mit dem Laden helfen, bis es ihr wieder besser geht. Ich habe nicht viel Ahnung vom Verkaufen, aber wenn ich mich nützlich machen kann …« Neben mir hustete Liza ein paarmal und unterbrach damit meinen Gedankengang.
    Margot blickte sie an. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja«, antwortete Liza mit heiserer Stimme. »Ich kriege bloß eine Erkältung.«
    »Also, auf mich kann Evelyn jedenfalls zählen«, brummte Charlie und schlug den Mantelkragen hoch. »Das konnte sie immer. Sie brauchte bloß zu fragen. Das ist alles, was ich dazu zu sagen habe. Es war nicht richtig von ihr, mich … ich meine, uns so lange im Unklaren zu lassen.«
    Margot nickte. »Ich weiß, aber sie hat es nicht böse gemeint und wollte uns auch nicht wehtun.«
    »Im Gegenteil«, warf ich ein. »Gerade weil sie uns nicht wehtun wollte, hat sie es uns verschwiegen.«
    »Genau!« Margot strahlte, weil ich ihr half, Charlies Laune zu heben. »Und weil sie ihren Fehler eingesehen hat, hat sie sich doch dafür entschuldigt und es uns heute Abend gesagt.«
    »Mmmm, mag sein.« Charlie spitzte nachdenklich die Lippen. »Evelyn und ich hatten vor, den ersten Weihnachtstag zusammen zu verbringen. Glaubt ihr, sie will immer noch, dass ich komme? Ich meine, weil Garrett hier ist und so. Ich wollte mein Entenconfit machen, aber vielleicht möchten die beiden ja allein essen.«
    »Ich bin sicher, sie hätte etwas gesagt, wenn sie es sich anders überlegt hätte«, erwiderte ich, und Margot nickte zustimmend.
    »Wenn das so ist«, sagte Charlie, dessen Ärger mit seinen dicken weißen Atemwolken zu verpuffen schien, »gehe ich jetzt am besten ins Restaurant und kümmere mich um die Ente. Und um meine Gäste. Man sollte meinen, dass die Leute an Heiligabend gern zu Hause wären, aber die Dillards geben heute Abend in meinem Lokal eine Party für ihre Freunde. Sind Sie nicht auch eingeladen, Abigail? Dann gehen wir jetzt lieber rüber. Karen Dillard kann es nicht ausstehen, wenn jemand zu spät kommt.«
    »Die Party hätte ich fast vergessen. Danke, dass Sie mich daran erinnert haben, Charlie. Ich komme gleich.« – »Gut, dann bis nachher. Gute Nacht, meine Damen, und fröhliche Weihnachten.« Er winkte uns über die Schulter zu, während er durch das Gässchen ging und um die Ecke verschwand.
    Margot und ich sagten ebenfalls Auf Wiedersehen, doch Liza blieb stumm. Ich spürte, dass ihre Augen noch immer auf mir ruhten. Ihr Starren machte mich ganz kribbelig, doch da sie genau das damit bezweckte, würdigte ich sie keines Blickes.
    »Ich glaube, ich gehe jetzt auch«, sagte Margot. »Ich muss morgen früh raus.«
    »Hast du immer noch vor, zu deiner Schwester nach Buffalo zu fahren? Vielleicht solltest du es dir anders überlegen und mit uns essen«, erwiderte ich hoffnungsvoll. Im Augenblick war die Aussicht, Weihnachten allein mit Liza zu verbringen, alles andere als verlockend. Sie hatte offensichtlich wieder eine ihrer Launen. Gott sei Dank hatte ich für heute Abend schon etwas vor, doch morgen würden wir beide unter uns sein. Da käme mir Margot als Puffer sehr gelegen. Ich hatte gehofft, Franklin würde uns besuchen, doch er wollte den Weihnachtstag bei seinen Töchtern in Manhattan verbringen.
    »Der Gedanke, dass du bei diesem scheußlichen Wetter die ganze Strecke fährst, behagt mir gar nicht.«
    Margot stieß ihr klangvolles Lachen aus, blickte nach oben auf die treibenden Flocken und breitete die Arme weit aus. »Du meinst das bisschen Schnee? Aber Abigail, ich dachte, du stammst aus Neuengland. Da glaubst du doch wohl nicht, dass ein paar Schneeflocken mich von meinem Vorhaben abbringen können.«
    »Nein, wohl kaum«, murmelte ich. »Aber man kann ja nie wissen. Um diese Jahreszeit kann es in Buffalo schwere Stürme geben.«
    »Glaub mir, ich kenne mich da aus. Ich bin nämlich dort aufgewachsen«, antwortete sie. »Ich komme schon klar, aber es ist lieb von dir, dass du dir Sorgen um mich machst. Am liebsten würde ich mich drücken und die Feiertage mit dir und Liza verbringen, aber wenn ich mich nicht sehen lasse, bekomme ich es ewig zu hören. Dann hat meine Schwester noch etwas, das sie mir unter die Nase reiben kann«, seufzte sie.
    »Kommst du nicht gut mit deiner Schwester aus?«, fragte Liza ehrlich überrascht,

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