Die Fährte des Nostradamus
Glocke. Steve. Stell Dir die Glocke auf dem Kopf gedreht vor. Was siehst Du dann?
„Ich werd nicht mehr.“ Nun sah auch Steve, was Kirsten und Sheldon meinten. „Mensch!“
Pater Hanson war neugierig geworden, und schaute ihnen interessiert über die Schultern. „Was ist denn mit der Glocke?“ Hanson selbst stand in der Vergangenheit oft vor dem Becken, und sah sich die unzähligen Figuren und Symbole an. Aufgefallen war ihm jedoch nie etwas.
Kirsten stand wieder auf, und schaute den Pater viel sagend an. „Sie stehen direkt davor, Pater. Ihr Taufbecken ist die Glocke, die dort in der Szene abgebildet ist.“
Kirsten ging ein paar Schritte und schaute sich das Becken aus einiger Entfernung an. „Eindeutig. Das eherne Meer ist mit der Glocke identisch. Sie wurde lediglich auf den Kopf gestellt und mit einem bronzenen Fuß versehen. Wahnsinn!“
Sheldon und Steve schauten sich das Becken nun auch von weitem an und kamen zu demselben Schluss.
„Dann ist ja wohl klar, was zu tun ist, Kirsten… Elaine. Sag mal, wie sollen wir Dich denn jetzt eigentlich ansprechen?“ Steve fuhr sich durchs Haar und grinste.
Kirsten lachte verhalten. Es war schon seltsam, mit welchen Dingen sie sich in letzter Zeit auseinander setzen musste. Bei all den geheimnisvollen Erlebnissen der vergangenen Stunden hatte sie ihren Humor nicht verloren. Eine alte Seele teilte sich ihren Körper mit ihr, oder ein verborgener Teil ihrer Seele war endgültig erwacht. Wie auch immer man es nennen wollte. Ihre Persönlichkeit wollte sie unter keinen Umständen ablegen. Auch wenn bei bestimmten Situationen die Elaine in ihr stärker in den Vordergrund trat, war sie noch immer Kirsten Moreno und wollte weiterhin wie Kirsten Moreno behandelt werden.
„Ich bin und bleibe was ich immer war. Kirsten Moreno! Daran wird sich nichts ändern. Und auch Sie bitte ich, mich nicht wie eine Heilige zu behandeln. Wir leben schließlich in einer aufgeklärten Zeit.“ Pater Hanson nickte schweigend. Die drei Frauen zeigten keinerlei Regung, aber Kirsten war sich sicher, dass sie ihrer Bitte nachkommen würden.
„Gut. Wenn das jetzt geklärt ist… Dann wollen wir mal sehen, was wir der Glocke entlocken können. Steve, kannst Du mir bitte etwas besorgen, was wir als Schlegel benutzen können?“
Steve schaute sich um. Die Abbaye stand voll von Werkzeugen, die von den Handwerkern für die Restaurierung benutzt wurden. In einer Ecke fand er ein Beil, das für ihre Zwecke geeignet schien.
„Ich glaube, damit würden wir die Glocke nur unnötig beschädigen“, meinte Sheldon mit einem Blick auf das grobe Werkzeug. „Warte mal. Ich werde das Ding ein wenig entschärfen.“ Er ging zu einen Eimer, über dem ein feuchter Lappen zum trocknen gelegt war, und wickelte den Lappen über das scharfe Eisen. „ So, das müsste funktionieren.“
Steve gab Kirsten das Beil und trat einen Schritt zur Seite. „Bitte schön. Ich bin mächtig gespannt, was passieren wird.“
Das waren alle und nahmen ebenfalls Abstand von Kirsten, damit sie ungehindert Schwung holen konnte.
Kirsten wog das Beil abmessend in der Hand. Es war nicht zu schwer, doch der große Respekt vor dem historischen Kunstwerk ließ sie zögern. Es kostetet sie einige Überwindung die Glocke anzuschlagen doch schließlich siegte die Neugierde. Entschlossen holte sie Schwung, und schlug das Beil gegen den oberen Rand. Viel zu schwach, wie sie sofort merkte. Ein verhaltener Gong ertönte, und veranlasste Sheldon mit den Augen zu rollen. „Etwas mehr Kraft solltest Du schon aufbringen, Kirsten. Immer feste drauf…“
Kirsten fand die Bemerkung überflüssig, und bedachte Sheldon mit einem genervten Blick. Dann holte sie erneut aus, und legte all ihre Kraft, in den Schlag,. Das Resultat war ungleich deutlicher.
Ein dunkler, satter Ton erfüllte die Abbaye, und ließ alles in ihr erzittern. Die Vibration war so stark, das Kirsten die Schwingung noch in sich spürte, als der Klang längst verstummt war. Alle schauten sich erwartungsvoll an, doch nichts geschah.
„Soll ich etwa noch stärker schlagen? Mehr ist nicht drin Leute.“
„Nein. Ich denke, die Lautstärke war schon richtig“, meinte Steve grübelnd. Wir sind die Sache noch nicht richtig angegangen, wenn Ihr mich fragt. Last uns noch einmal die Abbildungen studieren. Ich bin sicher, dass die Glocke angeschlagen werden muss. Da gibt es keinen Zweifel. Aber es fehlt noch was. Wir übersehen etwas Entscheidendes.“
„Drei Engel schweben
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