Die Fahrt der Slanderscree
Strahl ihn getroffen hatte. Während Ethan sich vom Deck aufrappelte, stapfte September zur Reling, spähte hinüber und gab befriedigte Laute von sich.
»Dir macht das Töten Spaß, nicht wahr, Skua?« Ethan strich sich über den Überlebensanzug.
Der Hüne drehte sich zu ihm um. »Nein, Jungchen, du verstehst das völlig falsch. Ich habe überhaupt keine Freude am Töten. Was mir gefällt, ist meine Feinde zu vernichten. Das war schon immer Teil meiner Natur und wird es immer bleiben.«
Der Eisklipper ächzte und wieder taumelte Ethan. Mehrere Hauptsegel waren gesetzt, und jetzt füllte der Wind auch die Focksegel. Ta-hoding behandelte das Ruder behutsam wie ein Baby und ließ das Schiff, vollen Gebrauch von den Spieren machend, vom Dock abrücken. Die ersten Strahlen der Morgenröte küßten die Spitzen des Hauptmastes mit flüssigem Gold.
Sie waren auf dem Weg.
Es schien Ethan, daß jede Planke, jeder Nagel und Bolzen krachte und knarrte, als der Kapitän sein Schiff auf das Eis lenkte. Ta-hoding versuchte das Schiff mit Wind und Spieren zu lenken, um die notdürftig gespleißten Steuertaue so wenig wie möglich zu belasten. September winkte Ethan zu sich an die Reling.
Eine kleine bewaffnete Menge versammelte sich auf dem Dock. Es waren keine Strahler zu sehen. Die Pfeile und Speere, die sie ihnen hinterherschickten, blieben weit hinter dem Schiff zurück, während Ta-hoding dessen Bug herumbrachte und auf die Hafenöffnung richtete.
Ein paar von Massuls Kriegern chivanierten mehr zur Schau auf das Eis hinaus. Sie waren keine wirkliche Bedrohung für die Slanderscree. Sie schossen heran, warfen einen Speer oder eine kleine Axt, falteten ihre Dan zusammen und schwenkten nach rechts oder links ab, um nicht in die Reichweite der Waffen des Eisklippers zu geraten. Ein Bogenschütze wagte sich zu weit vor und bekam ein paar Armbrustbolzen ab. Das machte allen Gedanken an eine weitere Verfolgung ein Ende.
Sie glitten aufs offene Eis hinaus, und noch immer gab es oben am Berg keine Anzeichen für eine Reaktion. Ethan fragte sich, wie Massul auf eine umfassende Erklärung dessen reagieren würde, was Bamaputra und seine Leute tatsächlich vorhatten. Würde er glauben, daß seine Schirmherren und Geldgeber nicht die Absicht hatten, ihm zu helfen, sondern vielmehr den Tod von Abertausenden seiner Art zu verursachen, damit sie anschließend seine Welt stehlen konnten? Daß er nur dem Namen nach Oberherr sein würde, der über ein paar traurige Überreste eines einstmals stolzen und unabhängigen Planetenvolkes herrschte?
Und Corfu? Wozu taugte ein Handelsmonopol, wenn die meisten Kunden tot waren?
Nicht, daß es etwas geändert hätte. Selbst wenn sie beide Tran von der Wahrheit überzeugen könnten, würde Bamaputra sie einfach zugunsten willigerer Helfershelfer fallen lassen. Unter allen Gattungen gab es immer diejenigen, denen Versprechungen wichtiger waren als die Wahrheit. Er würde aber wohl auch gar nicht die Chance bekommen, sie zu überzeugen.
Ta-hoding wirbelte das Steuerrad herum, die mögliche Belastung der gespleißten Kabel jetzt nicht mehr achtend, und brüllte seinen Matrosen zu, Segel zu reffen. Ethan runzelte die Stirn. Das war der letzte Befehl, den er vom Kapitän erwartet hatte.
Er stürzte, gefolgt von September, zum Bug. Dort standen sie Seite an Seite und sahen nach unten, während die Slanderscree, die gerade begonnen hatte, Geschwindigkeit aufzunehmen, zum Halten kam.
Im Licht der aufsteigenden Sonne schimmernd, blockierte eine Sperre aus riesigen, X-förmig verschweißten Metallträgern ihren Weg. Diese waren über ein langes, dickes Metallrohr miteinander verbunden, so daß das Ganze wirkte wie ein kurzes Stück immens vergrößerten Stacheldrahts. Jedes X ruhte auf einem Paar Metallkufen, denen nicht unähnlich, die den Eisklipper trugen. Das gesamte gigantische Tor hatte seinen Angelpunkt in einem Bauwerk auf einer Landspitze genau westlich der Stadt. Stetiges Licht hinter den Fenstern aus echtem Glas ließ auf eine unabhängige Energieversorgung schließen. Selbst auf die Entfernung konnte Ethan die Massen bewaffneter Tran erkennen, die sich auf der felsigen Halbinsel versammelten, um die Torstation zu schützen.
Die Sperre riegelte den Hafen völlig von dem darunterliegenden offenen Eisozean ab. Selbst wenn sie irgendwie die Energiezufuhr zu den kleinen Maschinen unterbrechen konnten, die das Tor bewegten, hieß das nicht, daß sie es dann bewegen konnten. Nicht wenn der
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