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Die Falken Gottes

Die Falken Gottes

Titel: Die Falken Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wilcke
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Pistolenkugel streifte Dahlgrens Kopf und riß ihm fast das rechte Ohr ab. Nun erst begriff er, daß Gott ihm eine Warnung geschickt hatte, damit er sich von der Armee und den blutigen Kämpfen fernhielt. Dahlgren kehrte zurück nach Schweden und hoffte auf ein weiteres Zeichen des Herrn. Er wartete Wochen, Monate, schließlich Jahre. Gezweifelt hatte er an seiner Bestimmung jedoch nie, und dann endlich, fast sechzehn Jahre nachdem er zum ersten Mal von dem Falken geträumt hatte, offenbarte Gott sich ihm und zeigte ihm auf, welche Person der Rabe verkörperte und aus welchem Grund Dahlgren die beschwerliche Reise nach Deutschland auf sich nehmen mußte.
    Er glaubte, daß er dieser Person einen Schritt voraus war. Nun besaß er einen Vorteil, der es möglich machen würde, deren Verrat zu verhindern. Allein aus diesem Grund befand er sich nun in dieser Herberge, wo er seinen geschundenen Körper mit dem feuchten Tuch abrieb und sich dann nackt zu der Ledertasche hinunterkniete, in der sich die wenigen Dinge befanden, die er auf dieser Reise mit sich führte. Neben einem Gebetbuch waren das nur eine Radschloßpistole mit dazugehörigem Pulver und Munition sowie der Dolch mit dem Falkenornament, den er in Leinenstoff gewickelt hatte.
    Er holte den Dolch hervor und strich mit der kühlen Klinge über seine Haut. Bedächtig führte er die Spitze von seiner Leiste über den Bauch bis zu seinem Herzen. Das Spiel mit der Klinge erregte ihn. Rasch lenkte er sich von |84| diesen Reizen ab, indem er mehrere Vaterunser hintereinander betete, dann verstaute er die Waffe wieder in der Tasche und legte sich schlafen.

    Er erwachte erst, als die Sonne schon hoch am Himmel stand. Vermutlich waren viele Stunden vergangen. Die Strapazen der Überfahrt hatten ihren Tribut gefordert. Nun durfte er keine weitere Zeit verlieren. Er fühlte sich erfrischt und bereit, den Ritt nach Osnabrück hinter sich zu bringen.
    Dahlgren begab sich noch einmal in den Stall der Poststation, wo er außer den Pferden niemanden antraf. An einer Wand hingen an Haken mehrere Sättel und Zaumzeug. Dahlgren zögerte nicht, hob einen der Sättel herunter und trat damit zu dem Falben, der unruhig schnaufte, als er merkte, daß er reitfertig gemacht werden sollte.
    Eine Stimme ließ Dahlgren innehalten.
    »Dreckige Heringsfresser. Einer wie der andere.«
    Dahlgren wandte sich um und sah Peter Sandberg nähertreten. Der Postmeister richtete drohend den Axtstiel auf seine Brust.
    »Habe ich es doch geahnt, daß Ihr mit dem Hundsfott unter einer Decke steckt. Es wäre besser gewesen, ich hätte Euch schon gestern an die Büttel übergeben.« Er verzog das Gesicht. »Ihr Schweden seid wie eine Plage über unser Land gekommen. Ihr brennt seit Jahren unsere Städte nieder, vergeht Euch an unseren Frauen und raubt alles, was ihr tragen könnt.«
    Dahlgren ließ den Sattel zu Boden fallen. »Ich wäre für das Pferd aufgekommen, wenn ich die Mittel dazu hätte«, erwiderte er ruhig und verfolgte jede Bewegung des Postmeisters.
    »Die einzigen Mittel, die ein Dieb wie du bald brauchen wird, sind schmerzstillende Salben.« Sandberg holte mit |85| dem Knüppel aus und wollte auf Dahlgren einschlagen, doch der reagierte schneller, machte einen Schritt nach vorne und griff nach Sandbergs Schlaghand, so daß dessen Arm in der ausholenden Position verharrte. Dahlgren ballte die andere Hand zur Faust und schlug Sandberg damit so hart ins Gesicht, daß er spüren konnte, wie dessen Nase brach. Vor Schreck ließ Sandberg den Axtstiel fallen und taumelte zurück. Dahlgren langte nach dem Knüppel und ließ ihn wuchtig auf Sandbergs Stirn niederfahren. Der Postmeister sank mit einem erstickten Schrei zu Boden, dann war Dahlgren auch schon über ihm und drückte Sandberg den Holzstiel auf die Kehle. Der Postmeister röchelte. Seine Arme und Beine zappelten, doch er war hilflos wie ein Fisch, der aus dem Wasser gezogen wurde. Er verdrehte die Augen. Am Ende japste er nur noch. Schließlich erschlaffte er, und sein Gesicht wandelte sich in eine schmerzverzerrte aber starre Maske.
    Dahlgren ließ von dem Toten ab und sattelte nun endlich das Pferd. Er nahm an, daß der Falbe kräftig genug war, um mit ihm innerhalb von drei oder vier Tagen nach Osnabrück zu reiten.
    Als er das Pferd auf den Hof schaffte, war dort keine Menschenseele zu sehen. Dahlgren rieb dem Tier aufmunternd über den Hals, dann stieg er auf und trabte auf die Hauptstraße zu.

|87| Kapitel 8
    Die Arbeit an der

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