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Die Falken Gottes

Die Falken Gottes

Titel: Die Falken Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wilcke
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dann von ihr zu der Leiche hatte führen lassen, nachdem Oxenstiernas Magd in sein Haus eingedrungen war.
    »Ich habe dies hier bei dem Toten gefunden.« Magnus reichte Salvius, der aufmerksam seinen Schilderungen gefolgt war, ein Papier. »Es ist die Abschrift einer chiffrierten Nachricht.«
    Salvius faltete das Papier auseinander und las mit einem Stirnrunzeln den Text. »Du hast ihn so rasch entschlüsseln können?«
    »Es wurde eine gebräuchliche monoalphabetische Verschlüsselung angewandt. Darum war es nicht allzu schwierig, sie zu durchschauen.«
    Salvius ließ das Papier sinken. »Viele Analytiker würden Tage benötigen, um eine solche Chiffre zu lösen. Du bist wahrlichbegabt.« Er gab Magnus den Zettel zurück. »Es handelt sich bei dieser Nachricht also um das Grußwort des Paters Gregor Vigan aus Münster, der den Boten und einen später eintreffenden Gast im Kolleg der Jesuiten willkommen heißt.«
    »Leider teilt er uns nicht den Namen des Gastes mit, den er erwartet.«
    »Der Brief wurde an einen Mann mit Namen Bernadi abgeschickt.« Salvius rieb sein Kinn. »Ich habe den Namen nie gehört. Allerdings ist mir dieser Pater bekannt. Er wurde mir vor einigen Monaten während einer Versammlung in Münster vorgestellt. Dieser Vigan ist ein recht verkniffener Jesuit, der sich während der Diskussionen zumeist zurückgehalten hat.«
    »Welche Verbindung könnte zwischen mir und diesem Gregor Vigan bestehen?« wollte Magnus wissen.
    |112| »Das wirst du selbst herausfinden müssen. Begib dich nach Münster und sprich mit Vigan. Ich habe kein gutes Gefühl, was diesen geheimnisvollen Gast betrifft. Jemand wollte mit allen Mitteln verhindern, daß Vigan eine Antwort auf sein Schreiben erhält.« Salvius erhob sich und trat an das Fenster. Einen Moment lang schaute er nachdenklich durch die Butzenscheiben, dann sagte er: »Vielleicht besteht ein Zusammenhang zwischen all diesen seltsamen Vorgängen. Wrangels Pakt mit den Oxenstiernas, die Frau, die in dein Haus eingedrungen ist, und der Tote im Wald. Du mußt Gregor Vigan so schnell wie möglich aufsuchen. Ich werde dir einen Schutzbrief ausstellen und dir eine offizielle Aufgabe in Münster zuweisen. Und diese Schankmagd wird dich begleiten.«
    »Das kann nicht Euer Ernst sein«, entrüstete sich Magnus. »Warum sollte ich mich mit diesem Bauernmädchen abplagen?«
    »Dieses Bauernmädchen«, entgegnete Salvius spitz, »ist die einzige Person, die diesen Meuchler erkennen würde, und darum könnte sie dir in Münster durchaus von Nutzen sein.« Er trat auf Magnus zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Und seit wann ist dir die Gesellschaft einer jungen Frau unangenehm?«
    Magnus blieb skeptisch. Der Gedanke, mehrere Tage mit dieser störrischen, scharfzüngigen Magd zu verbringen, gefiel ihm nicht. »Und wenn sie sich weigert, mit mir zu kommen?« fragte er.
    »Du wirst sie zu überzeugen wissen. Ganz gleich, ob du ihr Geld versprichst oder sie mit schmeichelnden Worten betörst – du wirst schon einen Weg finden.« Salvius lachte leise und verließ die Stube.

|113| Kapitel 11
    Anneke fühlte sich noch immer äußerst fehl am Platz in der Küche, in der sie untätig herumsaß, während Ohlins Frau und die Magd Ebba unentwegt damit beschäftigt waren, Brennholz heranzuschleppen und die Abendmahlzeit vorzubereiten.
    Niemand sprach auch nur ein Wort mit ihr. Anneke war so gelangweilt, daß sie den beiden mit Freude zur Hand gegangen wäre, um sich abzulenken.
    Wie lange war Ohlin bereits fort? Es mochte eine Stunde vergangen sein, doch Anneke fiel es schwer, die Zeitspanne abzuschätzen. Durch das Fenster konnte sie erkennen, daß es noch heller Tag war, trotzdem sorgte sie sich darum, daß sie zu spät in die Schenke zurückkehren und damit den erneuten Zorn der Monsbacherin auf sich ziehen würde.
    Ab und an musterte sie Svante Ohlin. Die Frau des Hauses wirkte ruhig und in sich gekehrt. Wenn sie mit Ebba sprach, dann flüsterte sie, und an Anneke hatte sie nicht ein einziges Mal das Wort gerichtet. Was mochte sie von ihr halten? Schenkte sie den Geschichten Glauben, die Ohlin ihr aufgetischt hatte, oder hielt sie sie womöglich nur für eine weitere amouröse Eskapade ihres Ehemannes?
    Anneke fiel ein, daß sie das Gebetbuch bei sich trug. Sie langte in ihre Schurztasche, holte es hervor und klappte es auf. Es war nicht einfach, sich hier auf den Text zu konzentrieren, doch sie genoß den erstaunten Ausdruck auf Ebbas Gesicht, die es ihr gewiß nicht

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