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Die Falken Gottes

Die Falken Gottes

Titel: Die Falken Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wilcke
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Baum abstützte, während er sein Gesicht wie unter Krämpfen verzog und klägliche Laute hervorbrachte. Er spuckte aus und legte dann beide Hände auf seinen Bauch, als er sofort darauf von einem noch stärkeren Würgen geschüttelt wurde.
    Anneke gab sich nicht zu erkennen. Rasch lief sie zurück zur Kutsche, wo Karl einige Zuckerrüben an die Pferde verfütterte. Der vierschrötige Kutscher schien ihr die Sorgen aus den Augen abzulesen, und als aus dem Wald einer der gräßlichen Laute sogar bis zu ihnen drang, schüttelte er nur den Kopf und meinte: »Möchte wissen, was den gnädigen Herrn in diesem Zustand nach Münster treibt. Der Mann |135| gehört ins Bett und unter die pflegenden Hände seiner Frau.«
    »Ihr mögt Recht haben«, pflichtete Anneke ihm bei, »aber Herr Ohlin scheint darüber anderer Meinung zu sein.«
    Karl verzog das Gesicht. »Dieser Schwede ist ein unbelehrbarer Sturkopf. Als er mich in der Früh anwies, die Kutsche für eine Reise nach Münster anzuspannen, habe ich mit Engelszungen auf ihn eingeredet, sich nicht einer solchen Anstrengung auszusetzen. Man sieht doch auf den ersten Blick, wie dreckig es ihm geht, und ich bete darum, daß ich ihn nicht als toten Mann zu seiner Frau zurückbringen muß.«
    Svante Ohlin war wirklich zu bedauern. Wahrscheinlich würde sie die folgenden Nächte vor Sorge um ihren Mann kaum in den Schlaf finden. Auch wenn Anneke den Eindruck gewonnen hatte, daß die Eheleute Ohlin nicht unbedingt allzu herzlich miteinander umgingen, mußte sie an die erschrockene Reaktion der Schwedin denken, als ihr Mann in der Küche seines Hauses zusammengebrochen war. So verhielt sich niemand, den das Schicksal eines Menschen nicht kümmerte.
    Es dauerte nicht lange, bis Ohlin aus dem Wald zurückkehrte. Er setzte seine Schritte schwankend und atmete schwer. Anneke musterte ihn verstohlen und versuchte abzuschätzen, wie besorgniserregend sein Zustand war.
    Ohlin tupfte sich mit einem spitzenbesetzten Tuch den Schweiß von der Stirn. Ihm blieb nicht verborgen, daß Annekes Augen auf ihn gerichtet waren, denn er sagte mürrisch: »Dir liegt doch etwas auf der Zunge. Raus damit! Du hältst doch sonst auch nicht mit deinen Worten hinter dem Berg.«
    Anneke zögerte kurz. Dann meinte sie: »Ihr seid noch sehr schwach.«
    »Sieht man mir das etwa an?«
    |136| »Ihr kommt bleich wie eine Leiche daher und schwitzt so sehr, als hättet Ihr im Kuhstall der Monsbachs stundenlang den Kuhmist geschaufelt. Ich habe Euch vorhin im Wald gesehen. Ihr leidet unter Krämpfen und Schmerzen.«
    »Die Krämpfe gehen vorbei.« Ohlin winkte ab. »Es handelt sich nur um eine zeitweilige Verstimmung in meinen Gedärmen. Manchmal glaube ich, der Rest des Giftes in meinem Körper versteckt sich in den hintersten Winkeln meines Fleisches und vollführt heimtückische Attacken auf meinen Magen.«
    »Mir kommt es eher so vor, als würden Euch die Schmerzen die ganze Zeit über plagen. Ihr seid kaum in der Lage, einen Fuß vor den anderen zu setzen.«
    »Sie hat recht«, mischte sich Karl ein.
    »Dich hat niemand gefragt«, maßregelte Ohlin den Kutscher. »Aber wenn ihr beiden derart um meinen Zustand besorgt seid, werden wir im nächsten Dorf, das auf dem Weg liegt, eine weitere Rast einlegen. Wahrscheinlich seid ihr hungrig.«
    Anneke und Karl nickten gleichzeitig.
    Sie setzten die Fahrt fort. Anneke sorgte sich noch immer um Ohlins Konstitution, und er schien ihr das anzumerken, denn schon bald verzog er das Gesicht und meinte: »Du schaust mich so mitleidig an wie einen dreibeinigen Köter. Hör auf damit! Ich bin dem Tod noch einmal aus den Klauen gesprungen. Mit jeder Stunde spüre ich, wie ich an Kraft gewinne, und wenn wir in Münster ankommen, werde ich schon viel sicherer auf meinen Beinen stehen.«
    Anneke war davon überzeugt, daß es ihm weitaus schlechter ging, als er ihnen hier eingestand. Aber sie wollte ihn nicht länger mit ihren Sorgen behelligen, und darum fragte sie: »Was werden wir tun … dort in Münster.«
    »Wir suchen das Jesuitenkolleg auf und werden Pater Vigan einige Fragen stellen.«
    |137| »Glaubt Ihr denn, daß er mit Euch reden wird?«
    Ohlin hob die Schultern. »Selbst wenn er mich empfangen sollte, wird es schwer werden, diesem Jesuiten nützliche Informationen zu entlocken. Die Ordensbrüder sind mit allen Wassern gewaschen.«
    Ein deutlich abfälliger Ton schwang in seinen Worten mit. »Ihr scheint keine großen Sympathien für die Jesuiten aufzubringen«, sagte

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