Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
die Empörung. Dieser verdammte Hussit wusste ganz genau, wo sie zu suchen hatten. Sollte Sepi es nicht schaffen, ihn zu bestechen, würde Jan es aus dem Mann herausprügeln.
Der Kaufmann lächelte indes ungerührt weiter und verkündete: »Das erledigt mein Freund hier schon für mich.« Er legte Jan den Arm um die breiten Schultern.
»Tod und Verdammnis, wenn er sich da mal nicht überhebt!«
Die Warnung war nicht zu überhören. Sepi nickte als Zeichen, dass er verstanden hatte. Jan ballte die Fäuste, während der Hussit nachdachte.
»Also gut, ich schaue, was ich tun kann, und Ihr gebt mir einen Preisnachlass auf die nächste Lieferung.«
»Einen beachtlichen, wenn die Dame dort ist, wo du sagst, und noch mal mehr, wenn wir erfolgreich sind.« Nun hielt auch Sepi die Hand hin.
»Alter Bazi!«, brummte der Hussit und schlug ein.
Sepi machte ein gequältes Gesicht. »Unser Handelshaus wird Bankrott gehen, wenn ich noch mehr solche Geschäfte abschließe.«
»Ach was, ich möchte wetten, du holst dir dein Gold schon irgendwie wieder.« Thomek schaute erneut zu Jan und musterte ihn mit abschätzendem Blick. Dann beugte er sich vor und flüsterte. »Nun denn. Östlich von hier gibt es eine Burg. Sie liegt gut versteckt. Man glaubt, sie sei unbewohnt, aber der Eindruck täuscht. Ein unangenehmer Zeitgenosse lebt da, einer von denen, die man nicht gern als Nachbarn hat. Es wird gemunkelt, er würde sich seine ›Gastfreundschaft‹ in barer Münze bezahlen lassen.«
»Weißt du denn, ob sich derzeit eine rothaarige Frau dort aufhält?«
»Meine Leute sahen ihn vor einiger Zeit mit so einer. Offensichtlich begleitete sie ihn nicht freiwillig.«
»Das muss sie sein«, stellte Jan fest. »Lass uns aufbrechen.«
»Immer mit der Ruhe, Herr«, mahnte Thomek. »Es ist nicht so einfach, wie es scheint. Die Burg mag baufällig aussehen, in Wirklichkeit ist sie eine Festung. Selbst mit einem kleinen Heer würde die Belagerung ein Weilchen dauern. Wenn Ihr meinen Rat hören wollt. Es wäre gesünder, ein ordentliches Lösegeld anzubieten, statt zu kämpfen. Der Burgherr ist ein Plackerer, ein Ritter zwar, doch wenig ehrenhaft, und er rechnet mit Eurem Kommen.«
»Woher …«, wollte Sepi fragen, doch Jan fuhr dazwischen:
»Stell mir fünf von deinen Männern zur Verfügung, und wir werden die Ratten ausräuchern, so wahr ich hier stehe.«
»Einen Teufel werde ich tun und auch nur einen einzigen an Euch verschwenden.« Thomeks Stimme war energisch geworden. »Aber ich könnte mich bereit erklären, einen Boten zu schicken, der um Verhandlungen ersucht. Geld führt Ihr ja mit Euch.« Er schaute von Sepi zu Jan. Sein Blick blieb merkwürdigerweise an dem Ritter haften.
Der Kaufmann nickte. »Veranlasst das, und nenn mich als Verhandlungsführer.«
»Dann seid Ihr also bereit zu zahlen?«
Doch da hielt es Jan nicht mehr auf seinem Platz. »Den Teufel werden wir tun. Diese Sache wird mit dem Schwert bereinigt und ist danach endgültig erledigt.«
Sepi zuckte mit den Schultern, und Thomek schüttelte den Kopf, wie es ein Vater tut, der sein Kind Unsinn reden hört. »Ihr habt zu viel Muskeln und zu wenig Verstand.«
»Hüte deine Zunge, Mann, von einem wie dir lass ich mich nicht beleidigen.«
Aber da war er bei dem Riesen gerade an den Richtigen geraten. »Und ich red, wie mir der Schnabel gewachsen ist, aber wir können das gerne draußen vor der Tür austragen.«
»Wohlan«, hielt Jan dagegen, »aber sollte ich siegen, wirst du uns zu dieser Burg begleiten und uns helfen, die Dame zu retten.«
K APITEL 10
»Dieser Kräutertee wirkt wahrhaft Wunder, Joseph«, lobte der Truchsess und setzte sich in seinem Lager auf.
Der Kammerherr erlaubte sich ein angedeutetes Lächeln. »Darüber bin ich sehr erleichtert, Herr. Darf ich dem Herrn Truchsess sagen, dass er heute viel besser aussieht?«
»Es geht mir auch gut, danke. Wie weit ist es noch bis Grünwald? Können wir es heute noch erreichen?«
»Nun, ich fürchte, das ist nicht zu schaffen. Der Stallmeister sagte mir, es wäre ein strammer Tagesritt oder zwei Tage mit der Kutsche.«
»So lange noch? Mir scheint, diese Reise zieht sich endlos hin. Dabei bin ich in großer Sorge wegen Margot. Und auch Margarethes Schicksal scheint wieder einmal an einem seidenen Faden zu hängen.«
Der Kammerherr machte ein betrübtes Gesicht und räusperte sich. »Mir bereitet Eure Gesundheit mehr Kopfzerbrechen. Ob Ihr nicht doch den Medicus zu Rate ziehen wollt? Sie sollen
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