Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
hier in Augsburg einen guten haben, den selbst der Herzog zuweilen konsultiert.«
Bischishausen winkte ab. »Das kostet nur Zeit. Lasst uns lieber die Pferde einspannen.«
»Aber Herr, Ihr seid noch lange nicht so weit, reisen zu können«, wandte Joseph erschrocken ein, obwohl er wusste, dass der Truchsess ein Dickschädel war.
Bischishausen würde sich von seinem Vorhaben nicht abbringen lassen, selbst wenn es ihn das Leben kostete.
Hans von Sachsenheim schnaufte ärgerlich. Sie hatten viel Zeit dafür gebraucht, Margot in eine Kutsche zu sperren. Die junge Frau schrie Zeter und Mordio, sobald man ihr die Gelegenheit dazu ließ, und wollte augenblicklich zurückgebracht werden. Am liebsten hätte der Hofmeister sie mit einem kräftigen Schlag ins Gesicht zum Schweigen gebracht, aber er fürchtete, dem Kind damit ernsthaft zu schaden. Und so achtete er einfach darauf, dass sie gut gefesselt und geknebelt hinter verschlossenen Vorhängen saß.
Da der Weg immer schlechter und enger wurde, mussten sie die schwere Kutsche immer wieder mit der Hand anschieben und Gestrüpp und Äste aus dem Weg räumen. Überdies hatte sich Sachsenheim während der eisigen Nacht im Freien auch noch erkältet und mahnte sich nun selbst zur Geduld. Unwillkürlich griff er nach einem Tuch, um die feinen Tröpfchen aufzufangen, die bei jedem Nießen aus seiner Nase stieben. Eine weitere eisige Nacht im Freien hinter sich, mahnte sich der Sachsenheim zur Geduld. Am Ende des Tages sollte er einen Gasthof erreichen, wo er vorerst bleiben wollte. Angeblich wusste der Wirt, wo Weida zu finden war, und würde ihm einen Boten schicken. Ihm würde er Margot übergeben, denn auf der Osterburg würde niemand nach ihr suchen. Und sobald die Angelegenheiten ihrer Heirat geregelt waren, würde er sie als seine Gemahlin heimführen.
Margarethe tigerte wie eine Wildkatze in ihrer Kammer hin und her. Sie hatte das Gefühl, langsam den Verstand zu verlieren. Jan ganz in der Nähe zu wissen und doch nichts tun zu können machte sie rasend. Wütend hämmerte sie mit den Fäusten gegen die Wände. Doch so schäbig das Gebäude auch wirkte, ihr Gefängnis war ausgesprochen stabil gebaut. Grübelnd legte sie sich wieder aufs Bett und stellte sich vor, ihr Freund würde mit Truppen anrücken und endlich diese Mauern niederreißen. Der Gedanke gab ihr neuen Mut. Andererseits konnte sie sich das alles auch bloß einbilden. Sie hatte nur wenige Worte aufgeschnappt. Was, wenn sie sich auf jemand ganz anderen bezogen? Was, wenn es gar nicht um Jan gegangen war? In ihrer Verzweiflung kniete Margarethe nieder und tat etwas, das sie schon lange hatte tun wollen: Sie betete. Gott prüfte sie, wie er es einst mit Jonas im Bauch des Walfisches getan hatte, da war sie sich plötzlich sicher. Sie musste einfach nur standhaft bleiben, dann würde sie gerettet werden. In ihren Gedanken sprach sie zur Jungfrau Maria und wiederholte die Gebete des Rosenkranzes.
Dann plötzlich hörte sie gedämpfte Hufschläge. Ihr wurde bang ums Herz.
»Lieber Gott, lass es nicht Jan sein, der in die Falle geht.«
Aber es ertönten kein Waffenklirren oder andere Kampfesgeräusche. Während der nächsten Stunden fürchtete und hoffte sie zugleich, die Tür möge aufgehen und der Vogt würde ihr triumphierend erklären, man habe ihren Freund gefangen genommen. Doch als nach einer gefühlten Unendlichkeit der Riegel tatsächlich zurückgeschoben wurde, sagte der Vogt lediglich: »Nun ist es bald so weit. In zwei Tagen brechen wir auf zur Osterburg. Du bist sicher erleichtert, hier herauszukommen.«
»Noch mehr würde ich mich freuen, wenn man mich laufen ließe«, dachte Margarethe.
Weida lächelte glücklich. »Du wirst dein neues Zuhause mögen.«
»Ein Gefängnis ist es – nichts anderes.«
»Das liegt ganz bei dir.«
Ungewohnt leidenschaftlich wohnte er Margarethe an diesem Abend bei. Danach lag er keuchend neben ihr, eine Hand auf ihrem Bauch. »Bestimmt ist er schon da drin, mein Sohn. Winzig klein noch, aber doch bereits ein Mensch. Wenn ich ihn doch nur sehen könnte.« Er drehte sich zu ihr herum und stützte den Kopf in seine Hand. »Margarethe, falls irgendetwas dazwischenkommt, ich meine, falls mich Gott zu sich ruft, bevor du niederkommst, willst du ihn dann Heinrich nennen? Es ist ein alter Schwur meiner Familie, dass jeder männliche Abkömmling diesen Namen trägt. Du wirst dich doch daran halten, oder?« Seine Stimme hatte einen sentimentalen Unterton.
Margarethe
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