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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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Margarethe?«
    Die junge Frau nickte, aber sie fühlte sich nur halb so mutig, wie sie tat. Am liebsten hätte sie sich in Albrechts Arme geflüchtet. Ängstlich lauschte sie nach draußen und wünschte sich gleichzeitig, nichts hören zu können. Die Reiter mussten wie die Berserker wüten. Das Geräusch der niedersausenden Streitäxte und das Brechen von Knochen würde sie ihr Lebtag nicht mehr vergessen. Ganz offensichtlich drangen Wenzels Schergen sogar in die Häuser ein, denn man vernahm das Bersten von splitterndem Holz und dumpf, wie aus weiter Entfernung, die um Gnade flehenden Stimmen der Bewohner.
    Margarethe wünschte sich ein weiteres Mal, doch auf Margot gehört zu haben. Das hier war mit Abstand das Schrecklichste, was sie je erlebt hatte. Leise und am ganzen Körper zitternd schloss sie sich den Ave Marias der Magd an, während sie ihren Kopf an Jans Schulter barg, der seltsam starr den Arm um sie gelegt hatte. Vermutlich war auch ihm bewusst, dass sein Jagdmesser ihnen in diesem Fall nichts nutzen würde. Wenn jemand sie davor bewahren konnte, Schaden zu nehmen, dann höchstens die Heilige Jungfrau.
    »Wenn ich nur mein Schwert zur Hand hätte«, flüsterte der junge Adelige mit zornbebender Stimme, »dann würde ich’s der Bagage zeigen. Sich an wehrlosen Menschen zu vergreifen. Das ist schändlich.«
    Margarethe drückte sich noch fester an Jan. Sie wusste, dass der junge Böhme es bitter ernst meinte.
    Irgendwann wurden die Todesschreie vom Wimmern der Verletzten abgelöst. Die drei Freunde halfen sich gegenseitig und auch der jungen Frau aus dem Kellerloch heraus. Sie klopften sich den Schmutz von der Kleidung, umgingen den Viehmarkt und hasteten, zwischen den leblosen Körpern hindurch, die Straße hinab zur Moldau. Das Weinen und Jammern derer, die einen geliebten Menschen in seinem Blute liegen sahen, begleitete sie den ganzen Weg über. Margarethe begann, neben den Schergen des Königs auch die Wut des Pöbels zu fürchten. Wenn sie jemand als Mitglieder des Hofes erkannte, war es gut möglich, dass man sich in aufschäumendem Zorn an ihnen vergriff, um am König Rache zu nehmen. Endlich hatten sie die Moldau erreicht, deren Ufer in der Neustadt unbefestigt geblieben waren. Hier war es ruhiger, und es waren kaum mehr Verletzte zu sehen. Die drei verlangsamten ihre Schritte und folgten dem Lauf des Stromes. Margarethe konnte nicht anders, als sich ständig umzudrehen. Der Weg bis zur Zeltnergasse schien sich eine Ewigkeit hinzuziehen. Die Rothaarige hätte vor Erleichterung jubeln mögen, als der Palast der Königin endlich in Sicht kam. Die Wachen waren verstärkt worden, doch erstaunlicherweise hatte dabei niemand an die kleine Gartenpforte gedacht.
    Wie durch Zauberei war die Magd mit ihrem Kind plötzlich wieder hinter ihnen. Sie humpelte stark und drückte sich sofort gegen eine Hauswand, als sie sich entdeckt sah. Margarethe zupfte Albrecht am Ärmel und deutete auf die junge Frau. Dieser verstand sofort. Sie mussten die Verfolgerin abwimmeln, bevor sie den Palast der Königin betreten konnten. Er stupste Margarethe an, dass sie die Sache regeln sollte. Die Waldeckerin nickte und baute sich vor der jungen Mutter auf.
    »Was rennst du uns nach?«, fragte Margarethe barsch. »Hast du keinen Ort, wo du hingehörst?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Nein, Herrin«, flüsterte sie leise, »ich bin derzeit nicht in Stellung.«
    Margarethes Mundwinkel zuckten. Wie konnte es sein, dass diese einfache Frau ihre Tarnung so leicht durchschaut hatte?
    »Wir können dir auch nicht helfen. Müssen selbst sehen, wo wir bleiben«, antwortete sie abweisend.
    »Ich dachte nur, da Ihr so geradewegs auf den Palast der Königin zuhaltet, könntet Ihr vielleicht ein gutes Wort für mich einlegen. Schließlich habe ich Euch einen Dienst erwiesen …«
    »Was redest du da«, unterbrach Jan sie. »Wir sind einfache Leute genau wie du, und nun lass uns in Ruhe.«
    »Das kann ich nicht«, erwiderte die Magd schüchtern.
    »Mit uns kannst du aber nicht ziehen. Da würden wir von der Herrschaft schön was zu hören bekommen.«
    Doch die junge Mutter bettelte weiter. »Die Burg ist groß. Werden da nicht immer fleißige Hände gebraucht?«
    »Nicht, dass ich’s wüsste!«, wies Jan sie ab.
    Die Magd schaute aus großen braunen Augen zu Jan hoch. Tränen sammelten sich in ihnen. Das Kind drängte sich stumm an sie. Es war ein mageres, hohlwangiges Mädchen, das die drei unverwandt anblickte. Margarethe dauerte der

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