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Die Fallen von Ibex

Die Fallen von Ibex

Titel: Die Fallen von Ibex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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zu sein.” Den Worten mangelte es an Energie, als sei das schwache Interesse, das die weise alte Frau an Aleytys, an deren Problemen und der ganzen Situation hatte, versiegt.
    Ohne ein weiteres Wort zog sie sich in weite Fernen zurück, und die Augen schlossen sich mit einer Endgültigkeit, die jede weitere Störung ausschloß.
    Aleytys beobachtete noch eine Weile die dunkler werdenden Wellen, dann erhob sie sich müde und kehrte ins Lager zurück.
    Dreißigster Tag
    Allmählich wich die Küste zurück. Juli war nicht einmal mehr ein Gespenst - abgesehen von einigen schmerzlich traurigen Erinnerungen, die zu unpassenden Zeiten wiederkehrten, besonders, wenn Aleytys spät in der Nacht erwachte und nicht mehr einschlafen konnte.
    In der 30. Nacht seit ihrem Aufbruch von Yastroos Kontinent schleuderte Aleytys die Decken beiseite, erhob sich und wanderte ruhelos umher. Die Insel schaukelte sanft unter ihr, und die Wellen plätscherten leise und beständig gegen die Ufer. Sie befanden sich jetzt in der Nähe des Äquators und wurden in jener weit ausladenden Kehre vorangetrieben, die sie schließlich über den weitesten Teil des Ozeans und zu der kleineren Landmasse tragen würde.
    Eine heiße, windstille Nacht, in welcher der Vollmond so tief und nahe am Himmel hing und so hell schien, daß man in seinem Licht lesen konnte. Sie kehrte auf die Lichtung zurück und kramte in ihrem Gepäck, bis sie das kleine, schwarze Buch fand. Damit ging sie wieder zur Inselspitze. Auch hier regte sich kein Lüftchen. Sie ließ sich auf den Wurzeln nieder und blätterte die Seiten durch. Die Neustadt-Ruinen. Die Faulstellen. Die Liste der Eingeborenensiedlungen in der Ebene, die Gewohnheiten der dort lebenden Menschen, die Gefahren; eine Skizze der unterschiedlichsten Kulturen, mit denen man möglicherweise in Berührung kam. Der Dryadenwald und die Städte in der Ebene, die Ausgestoßenen, nichts über die Ekansu; dafür jedoch ausreichend über die Inseln und deren Eigenheiten. Diesen dünnen, schwarzen Band in ihrem Besitz zu wissen, hatte ihr eine vage Zuversicht gegeben; ähnlich derjenigen, die ihr der Brief ihrer Mutter gegeben hatte, damals; etwas, woran sie sich festhalten konnte, nicht real, nicht unbedingt notwendig, mehr wie ein hübscher Teddybär, an den man sich kuscheln konnte. Sie lachte ein wenig über sich selbst. dann wandte sie sich dem letzten Kapitel zu und las es noch einmal.
    ESGARDS AUFZEICHNUNGEN:
    Wer immer mir nachgefolgt ist - wenn du dir eine passende Insel geschnappt hast, stehst du am Rand des Bekannten. Die Satellitenfotos werden - obgleich nur begrenzt brauchbar - für den Rest der Reise genügen müssen. Je nach Jahreszeit und Glück kann die Passage über das Meer zwischen neunzig und hundertfünfzig Tagen dauern. Im Sommer wie im Herbst suchen furchtbare Unwetter den Ozean heim, welche die Insel zerschmettern oder kentern lassen können, so daß du tausend Kilometer von jedem Land entfernt im Wasser strampelst. Genügend aufgemuntert? Schwer zu sagen, wo du wieder auf Land treffen wirst; um dergleichen konnte ich mich nie mit der gebotenen Sorgfalt kümmern. Ich weiß es nicht. Die Inseln nähern sich jedenfalls mehrmals dem Land, liegt die große Ozeanpassage erst einmal hinter ihnen. So dies möglich ist, sollten die Sümpfe gemieden werden, auch wenn dies eine Menge zusätzlicher Tage auf dem Meer bedeutet. Alle nur erdenklichen Bilder von diesen Sümpfen zeigen überdeutlich, daß sie absolut tödlich sind. Der Dryadenwald ist dagegen nur ein Kinderspielplatz, und da du mittlerweile so weit gekommen bist auf meiner Fährte, wirst du wissen, wie sehr der Begriff Kinderspielplatz auf diesen Wald zutrifft. Schwer, dir zu raten, mein Nachfolger; also nutze dein eigenes Urteilsvermögen. Ich habe mein Zielgebiet auf jener Karte eingekreist, die ich in diesem Buch zurücklasse. Folge mir dorthin. Ich werde weiterhin mein Zeichen hinterlassen, früher oder später wirst du darauf stoßen. Ich habe Ausschau gehalten nach dir, und ich glaube zu wissen, wer du bist. Nachfolgerin. Du wirst mir folgen, und du wirst mich finden, und dann wirst du deine Antwort erhalten. Ich wünsche dir Glück, Nachfolgerin, und nicht allzu viele katastrophale Überraschungen.
    KENTON ESGARD - KE
    Aleytys schloß das Buch, sah es einen langen Moment an und schleuderte es dann in jäher Verärgerung in die mondhellen Wogen hinaus, die an der Insel vorüberglitten.
    Sie stützte das Kinn auf beide Hände und ließ die stille,

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