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Die Fallen von Ibex

Die Fallen von Ibex

Titel: Die Fallen von Ibex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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ich mehr als genug ins Schwitzen gekommen.”
    „Es ist nicht dasselbe.” Shadith rutschte wieder im Sattel hin und her, griff hinunter, berührte die kleine, bloßliegende Hautfläche zwischen dem oberen Ende ihrer Beinkleider und dem Rand des Lendentuchs. „Oje, du wirst heute noch Arbeit bekommen, Heilerin. Man sollte meinen, dieser Körper wäre das Reiten gewöhnt. Vielleicht kommt es auch daher, daß ich mich anders im Sattel halte.” Sie griff unter die Jacke und kratzte sich hingebungsvoll. „Äh, Lee, wirklich, so ein eigener Körper bringt wirklich zwei oder drei Nachteile mit sich.”
    Aleytys gluckste. „Die Zeit heilt alle Wunden, uraltes Kind.”
    „Du bist mir wirklich eine große Hilfe. Pah!”

7
    „Was sagst du dazu?” Shadith drehte den Haken aus dem Maul des Fisches, hielt den zuckenden Körper hoch und gab sich alle Mühe, ein sehr professionelles Gesicht zu präsentieren. Der Fisch war lang und dünn, knorrig, mit Warzen und vielen Narben übersät; aus offenen Wunden sickerte Eiter. Sie hielt ihn noch einen Moment hoch, dann warf sie ihn ins Wasser zurück. „Genug, um selbst einem Müllschlucker den Appetit zu verderben.” Sie blickte stirnrunzelnd über die Schulter auf die anderen gefangenen Fische.
    „Glaubst du, daß sie eßbar sind?”
    Aleytys gähnte, beobachtete kurz ihren eigenen Schwimmer, der weit draußen im Fluß energisch auf und ab tanzte, und entschied, daß das nur das Zerren der Strömung war. „Ich sehe sie mir nachher an.” Sie ruckte an der Rute, daß der Schwimmer noch hektischer hüpfte, und betrachtete die Fische. „Glaubst du, daß die Ausbeute für uns beide reicht?”
    „Hmm. Wer putzt sie?”
    „Losen wir’s aus.”
    „Hah!” Shadith rollte ihre Angelschnur zu einer kleinen, ordentlichen Rolle auf. „Dann kann ich es genausogut gleich selbst machen.”
    Aleytys lächelte. „Willst du behaupten, ich würde schummeln?”
    Sie holte ihre Schnur ein.
    Shadith schniefte und ließ sich neben den aufgehäuften Fischen nieder. „Du hast gewisse Talente …”
    „Das soll wohl einen Sinn ergeben?”
    „Ja.” Shadith nahm einen der schlaffen, schlangengleichen Fische auf; strich über die harten und sehr scharfen Flossenstacheln.
    „Häßlicher Kerl.”
    „Aber eßbar, hofft man.” Aleytys setzte die Beilklinge auf den Stiel und hackte Äste von einem gefallenen Baum, dessen totes Holz spröde war wie Glas und mit orangefarbenen Kristallen durchsetzt, die sich spiralförmig ausbreiteten. Sie sammelte die leichten Stücke auf und trug sie zum Feuerloch, das sie ganz in der Nähe des Ufers gegraben und mit blankgeschliffenen Flußsteinen eingefriedet hatte. Sie kniete sich nieder, warf Shadith einen knappen Blick zu und stapelte das Holz an. „Nicht nötig, daß du dich beeilst”, stichelte sie schließlich und schluckte jeden heftigeren Protest hinunter. Shadiths Messer hieb rücksichtslos in den Fisch hinein, schlitzte den Bauch auf und schabte die Eingeweide heraus.
    „Ja Muttchen.” Shadith blickte weder auf, noch änderte sie ihr Vorgehen. Energisch säbelte sie die gefährlichen Flossen ab.
    „Genausogut kann ich mit einer Wand sprechen.” Aleytys holte weiteres Holz.
    8
    „Was wirst du tun?” Aleytys nippte von dem Cha, dann trank sie den Becher leer.
    „Tun?”
    „Nachdem wir diese Welt verlassen haben.”
    „Hab’ noch nicht viel darüber nachgedacht.” Shadith suchte zwischen den Gräten nach einem letzten Stückchen zarten, weißen Fleisches, stellte den Teller auf das Gras neben sich. „Werd’ mich wohl für eine Weile bei Swardheld einhaken, nehme ich an. Und du? Nach Vrithian, meine ich. Wirst du auf Wolff bleiben?”
    „Ich weiß es nicht.”
    Shadith schnaubte. „Spielchen spielen.” Sie erhob sich, rieb die fettigen Hände gegeneinander. „Wo ist die Seife? Schon gut, ich sehe sie. Du stellst Papierziele auf, weil du Angst davor hast, dich gewissen Dingen zu stellen… Dinge, die an dir zehren.” Das Handtuch über der Schulter rannte und rutschte sie zum Ufer hinunter und landete dicht am Wasser auf einem Brocken durchweichten Holzes. „Du wirst Grey nicht verlassen, nicht, wenn du nicht mußt.
    Es sei denn, er schmeißt dich ‘raus - wegen Swardheld oder irgendeiner Dummheit, die du machst. Das war eine verteufelte Prügelei, die ihr beiden da hattet, nachdem Swardheld abgehauen war.” Sie kniete sich nieder und wusch die Hände.
    „Du solltest das Wasser nicht auch noch mit dieser Seife verschmutzen.”

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