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Die Fallen von Ibex

Die Fallen von Ibex

Titel: Die Fallen von Ibex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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auch immer - es war eine wunderbare Nacht für einen Ritt, und wenn ihr Traum nicht nur ein Traum gewesen war, so war Aleytys auf dem Sprung, die Zel zu verlassen; zum Teufel mit ihnen. Ich werde an Ort und Stelle sein, und ich werde sie von da wegholen. Die Straße wand sich in engen Kehren über die gefurchten Ausläufer des Talendes abwärts und verlief schließlich neben dem Fluß. Sie kräuselte die Nase; Feuchtigkeit hing in der Luft und überzog auch den schwarzen Belag der Straße. „Hübsch siehst du aus. Ein Glänzen im Sternenschein, aber in deinem Bauch kringeln sich Würmer.” Sie kraulte den Hals ihres Gyrs. „Bin gespannt, ob diese Dinger wieder hinter ihr her sein werden. Gahh, was für Scheußlichkeiten!” Aber sie lächelte.
    „Kribbelig-krabbelig.” Unangefochten erreichte sie die westliche Spitze der Insel und war ziemlich verblüfft darüber. Nachdenklich kraulte sie das Gyr an einer Vertiefung zwischen den Schulterflanken und murmelte: „Siehst du - wenn man hierherkommt, als hätte man alle Zeit der Welt und auch jedes nur erdenkliche Recht dazu, dann verbeugen sie sich noch vor einem und bitten, näherzutreten.” Ihre Stimme erstarb, als sie durch das brausende Tosen des Flusses Geräusche hörte. „Oder Aleytys hat ihnen so eingeheizt, daß sie keine Zeit mehr hatten, die Straße zu beobachten.” Auf jeden Fall sah sie zu, daß sie von der Straße herunterkam. Nicht weit entfernt endete sie ohnehin direkt am Wasser und setzte sich erst auf der anderen Seite wieder fort. Shadith lenkte das Gyr auf das unkrautüberwucherte Land zwischen Fluß und Feldern. „Gut gewählter Zeitpunkt, wenn es das ist, was ich glaube, daß es ist.”
    Sie beugte sich tief über den Hals des Gyr und trieb es wieder in einen raumgreifenden Galopp. Das andere Tier folgte dichtauf, als verstehe es sehr wohl, warum diese Eile vonnöten war. Sie blickte wiederholt besorgt zu dem schattigen Flecken der Insel hinüber; das dünne Blattwerk der Wächterbäume erhob sich dort wie ein dunkler Strahlenkranz vor dem Sternenfeld. Sie galoppierte weiter, ohne anzuhalten - auch dann noch, als sie den Aufruhr im struppigen Schwarz der Hecke bemerkte… und die Silhouette eines Baumes, der wie von einem Hurrikan geschüttelt wurde. Sie fröstelte, als sie Aleytys Gedankenstimme hörte - NOT-, erkannte gerade noch einen bleichen Schemen - eine stürzende Gestalt -und hörte das Klatschen des Wassers. Aleytys. Der Traum. Trotzdem zügelte sie die Gyori nicht, sondern ließ sie weiter am Flußufer entlangjagen.
    Sie passierte die Ostspitze der Insel; jetzt zog sie ihr Gyr herum und starrte besorgt auf das dunkle Wasser hinab und hinaus, versuchte Aleytys zu entdecken - oder war sie schon vorbeigerissen worden? Mit dieser Strömung war nicht zu spaßen.
    Mit einer Explosion der Erleichterung sah sie einen bleichen Arm durch die Wasseroberfläche stoßen. Sie ließ die Zügel des hinter ihr grasenden Gyrs fallen, gab ihm mit einem Gedankenimpuls zu verstehen, daß es besser blieb, wo es war, und trieb ihr Reittier ins Wasser und auf die sich dort abmühende Frau zu. Aleytys prallte gegen die Flanke des Tieres, schlug blindlings um sich.
    Shadith und das Gyr schien sie nicht wahrzunehmen. Aleytys tauchte weg. Shadith riß das Gyr mit einem Fluch herum und erreichte Aleytys Augenblicke später wieder. Sie beugte sich zu ihr hinab, packte ihren unversehrten Arm, schrie immer wieder ihren Namen und versuchte, sie auf den Rücken des Tieres zu hieven.
    Naß, glitschig, zu schwer, brachte Aleytys den verzweifelt um sein Leben schwimmenden Gyr-Hengst beinahe aus dem Gleichgewicht … und war endlich wieder genügend bei Sinnen, um zu begreifen und Shadiths Bemühungen zu unterstützen. Schließlich schüttelte sie den Kopf, klammerte sich am Sattelpolster fest und ließ sich ans Ufer schleppen.
    Doch es war noch immer ein Kampf ums Überleben. Das Gyr stöhnte in seiner Erschöpfung, mehr als einmal schien es kurz davor, aufzugeben und sich davontragen zu lassen, aber Shadith trieb es an, summte ihm eine aufmunternde Melodie zu, liebkoste es mit der Hand und mit zärtlichen Geistfingern, und dann berührten seine Hufe Grund, und es schleppte sich aus dem Wasser und blieb röchelnd und prustend am Ufer stehen. Aleytys blieb einfach liegen, das Gesicht nach unten gewandt, eine Hand in ein struppiges Grasbüschel gekrallt.
    Shadith tätschelte das Gyr, glitt von seinem Rücken, eilte zu Aleytys hinüber. „Wir dürfen keine Zeit

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