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Die Fallen von Ibex

Die Fallen von Ibex

Titel: Die Fallen von Ibex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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symbolischen Stromes und die klaren, realen Wasser vereinten sich. Das Fieber wich schnell, die kleinen, eiternden Wunden regenerierten und schlossen sich, das Gift wurde herausgespült -und Shadith seufzte, blinzelte und sah in Aleytys’ Gesicht empor. Sie hob einen Arm an, runzelte die Stirn, bewegte ungelenk die Finger und berührte Aleytys’ Hand. „Lee? - Was…”
    Aleytys setzte sich auf die Fersen. „Deine kleinen Freundinnen wollten dich an einen Baum verfüttern.”
    „Wie bitte?” Shadith versuchte sich aufzusetzen. „Gott, ich fühle mich wie zerschlagen.”
    „Warte. Leg dich wieder zurück, ja?”
    Aleytys legte dem Mädchen die Hand auf die Schulter, speiste Energie in ihr Innerstes, einen kurzen Stoß, dann löste sie den Kontakt. „Besser?”
    „Ein wenig.” Shadith stemmte sich hoch, klopfte ihre Kleider sauber - und stand infolgedessen augenblicklich in einer kleinen, bleichen Staubwolke. „Ich habe Hunger, glaube ich wenigstens.
    Durstig bin ich aber ganz bestimmt.” Mit dem Daumen zeigte sie Richtung Wasser. „Ist es genießbar?”
    „Und kalt.”
    „Gut. Das Bad kommt anschließend.” Sie zupfte an ihrer Jacke, klopfte auf die Beinkleider. „Die verwachsen noch mit meiner Haut.”
    4
    Die Gyory schlängelten sich zwischen struppigen Gebüschgruppen hindurch, und der auffrischende Wind blies jetzt aus dem Norden heran, peitschte auf sie ein, fauchte schräg über sie hinweg, kalt und trostlos. Der Regen hielt sich noch immer zurück. Sie ritten nach Südwesten und kürzten so eine weite Straßenschleife durch das Ödland ab.
    Die ersten Dutzend Minuten ritten sie schweigend, dann suchte Shadith erschrocken den Himmel ab. „Wo ist der Falke?”
    „Mittlerweile bestimmt wieder jenseits der Berge.” Aleytys sprach gelassener, als ihr zumute war, und behielt den Blick unerschütterlich auf die brodelnden Wolken gerichtet. Sie war müde und fror, trotz der Rast am Fluß, in deren Verlauf sie geangelt und sich von den Strapazen der Walddurchwanderung erholt hatten, und sie fühlte sich von Shadiths Verärgerung überfordert.
    „Du hast ihn weggeschickt?” Shadiths Brauen zogen sich zusammen; ihr ganzer Körper schien sich anzuspannen wie eine Stahlfeder.
    „Hör auf, die Krallen auszufahren, du Knirps. Natürlich habe ich ihn nicht zurückgeschickt. Als wir endlich aus dem Wald heraus waren, war er weg. Die Dryaden haben deine Verbindung zu ihm durchbrochen - und zwar in dem Moment, in dem sie dich mit ihrer Speisekammer bekanntgemacht haben. Er war heilfroh, wegzukommen. Er wollte zu seinem Weibchen zurück.”
    Shadith ritt in düsterem Schweigen weiter; den Blick finster auf den sich hebenden und senkenden Kopf des Gyrs gerichtet. „Also gut, akzeptiert”, murmelte sie nach einer Weile.
    Weiteres Schweigen zwischen ihnen. Sie folgten dem Ufer einer schmalen Wasserrinne, die sich zusehends noch mehr verengte; sie ließen ihre Gyory auf die andere Seite überwechseln und wandten sich dann wieder nach Südwesten.
    „Lee.”
    „Was ist?”
    „Ich muß irgendwann die Kleider wechseln.”
    Aleytys machte eine gönnerhafte Geste zu dem sie umgebenden struppigen Bodenwuchs hin. „Such dir eine Stelle aus.”
    „Nein. Du weißt schon, was ich meine.”
    „Ja. Aber ich habe keine Ahnung, was ich dagegen tun könnte.”
    Shadith streckte sich, reckte die Arme dabei so hoch sie konnte, so daß sich ihr Körper ganz dem schaukelnden Gang des Gyrs anpaßte. Sie gähnte, rekelte den Oberkörper und ließ die Arme wieder sinken. „Jemanden überfallen, wenn wir an den Städten vorbeikommen.”
    „Das ist eine großartige Idee.”
    „Naja, wir könnten eins von unseren Silberstücken dalassen. Da Metalle hier nicht gerade häufig sind, müßte es hier eine Menge wert sein.”
    „Oder überhaupt nichts, weil es so wenig Metalle gibt. Verdammt.” Aleytys streckte sich ebenfalls und spähte über den Kopf des Gyrs hinweg auf die breite Wasserrinne vor ihnen - sie war einfach zu breit und zu tief, als daß sie hätten überwechseln können.
    „Verdammter Falke. Jetzt könnten wir ihn wirklich gebrauchen; würde uns eine Menge Mühe ersparen.” Sie stellte sich in den Steigbügeln auf und starrte den unregelmäßig geformten Spalt entlang. Ein erster schwerer, kalter Regentropfen zerspritzte auf ihrer Nase. Sie wischte die Nässe mit dem Handrücken fort. „Weißt du, Shadi, ich werde das Gefühl nicht los, daß wir klüger gewesen wären, wenn wir einen Tag gelagert

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