Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
mitfühlenden Herzen zuzuhören.
"Großmutter hatte versucht, Pa dazu zu überreden, sich Arbeit als Jagdhelfer auf Strathandrew zu suchen, aber er war zu stolz. Ich erinnere mich noch, dass er Burns zitiert hat, obwohl ich damals nicht wusste, was er damit gemeint hat. 'Dem englischen Stahl haben wir getrotzt, Mut führte unsre Hand. Doch englisches Gold war unser Ruin – So viele Halunken in einem Land!'"
Claire fasste nach seiner Hand. "Ich hätte nicht fragen sollen. Sie wollten Ihrer Heimat in Ruhe einen Besuch abstatten, um all Ihre alten Lieblingsorte zu besuchen. Jetzt habe ich stattdessen diese ganzen schrecklichen Erinnerungen aufgewühlt. Es tut mir wirklich sehr Leid."
Es tat ihr auch ihrer selbst wegen Leid. Weil sie einen Tag verdorben hatte, der vollkommen idyllisch hätte werden können – einen Tag, auf den sie noch Jahre später voller Freude hätte zurückblicken können.
Egal, was geschah.
14. Kapitel
Na, da hatte er einen schönen Schlamassel angerichtet!
Ewan warf seinem Abbild im Rasierspiegel wütende Blicke zu, während er einen Kamm durch sein Haar zog, um sich fürs Dinner präsentabel zu machen. Nicht, dass es irgendetwas bringen würde.
Wenn Claire Talbot überhaupt je geneigt gewesen war, ihn mit mehr als höflicher Duldung zu betrachten, musste sein selbstmitleidiges Geplapper über die Räumungen in den Highlands dem mit Sicherheit ein Ende gesetzt haben.
"Was hat dich überhaupt dazu verleitet, diesen Weg zu nehmen, du dummer Idiot?" knurrte er sein wütendes Spiegelbild an.
Er hatte gewusst, dass die alten Hütten in dieser Richtung lagen. Er hätte Claire ebenso gut auf einem anderen Weg nach Hause bringen können. Und warum hatte er das alles nicht ein wenig verharmlosen können, als sie die Ruinen gesehen und danach gefragt hatte, statt die ganze Sache so … tragisch klingen zu lassen?
Er hatte ihr den Wasserfall zeigen wollen – um einen seiner Schätze mit ihr zu teilen. Vielleicht um ihr zu zeigen, dass es Reichtümer gab, die man nicht kaufen konnte … und auch nicht erben. Sie gehörten jedem, der den Mut hatte, sie zu suchen, ohne Rücksicht auf Rang oder weltliche Reichtümer.
Die Wasser von Linn Riada schenkten ihre Regenbögen, ihre Musik und Magie Laird und Gillie gleichermaßen. Auf eine mysteriöse Art und Weise hatte es sie beide auf dieselbe Stufe gestellt, als er all das mit Claire geteilt hatte. Es hatte ihm vielleicht sogar einen kleinen Vorteil verschafft, denn er war der Wohltäter und sie die Empfängerin seines Geschenks gewesen. Das Dorf der Pächter hatte all das umgekehrt und ihr Mitleid für ihn geweckt.
Ewan bedachte sein Spiegelbild mit einer letzten Grimasse und machte sich auf den Weg zum Speisezimmer, wobei er sich auf einen verdammt unangenehmen Abend vorbereitete. Trotz alledem wurde sein Schritt doch unwillkürlich schneller, als er die große Treppe hinunterging. Er war weniger als eine Stunde von Claire getrennt gewesen und konnte es doch kaum erwarten, sie wiederzusehen.
Als er das Speisezimmer betrat, zügelte Ewan seine blindwütige Eile.
Claire stand gedankenverloren vor den riesigen Fenstern, die eine herrliche Aussicht auf den See boten. Jede der zahlreichen kleinen Glasscheiben in den großen Fensterflügeln war auf Hochglanz poliert worden. Claire trug ein Kleid, das dieselbe Farbe hatte wie die blauen Glockenblumen, die im Frühling die Landschaft von Argyll bedeckten. Der Schnitt war schlicht, aber sehr schmeichelhaft für ihre gertenschlanke Figur. Ewan konnte sehen, dass sie ihrem Versprechen treu geblieben war und auf die unnatürliche Einschnürung durch ein Korsett verzichtet hatte.
Ein paar süße, viel zu kurze Augenblicke lang ergötzte er sich an ihrem Anblick, der ihm so erfrischend schien wie kalter, herber Cider nach einer langen Wanderung durch die Hügel.
Dann spürte sie mit der geheimnisvollen Intuition eines wilden Rehs seine Gegenwart und wandte sich zu ihm um. "Ewan, es tut mir Leid. Ich habe gerade die Aussicht genossen."
Die ehrliche Wärme in ihrer Stimme und in ihrem Blick ließen jede Unbehaglichkeit auf seiner Seite dahinschmelzen.
Er grinste. "Das ist schon in Ordnung. Ich auch."
Vielleicht hatte sie seine unverschämte kleine Schmeichelei nicht verstanden. Oder sie zog es aus einem von zahllosen möglichen Gründen einfach vor, nicht darauf einzugehen.
Ihr Willkommenslächeln wich einem Blick voller süßer Ernsthaftigkeit, als sie um den langen Esstisch herumging und auf ihn
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