Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)
zurückscheute, ihm ihr verweintes Gesicht zu zeigen, hob sie den Kopf und funkelte ihn wütend an. "Warum hast du mich dazu gebracht, dir meine alten Gefühle zu offenbaren, Ewan? Warum hast du auf dem Fest mit mir geflirtet und mich auf dem Heimweg geküsst? Nur damit du mich zum Narren halten kannst?"
Ihre Fragen ließen ihn zusammenzucken, während er noch protestierte. "Ich hab noch nie etwas so Dummes gehört!"
Sie war dumm gewesen, das stimmte – dumm, ihm zu vertrauen! "Das ist genau die Art von grausamem Trick, die ich früher von dir erwartet hätte. Aber ich dachte, du hättest dich geändert."
Der Schurke hatte noch nicht einmal so viel Anstand, so auszusehen, als schäme er sich angemessen. "Aber ich habe mich nicht geändert, oder? Zumindest nicht, wenn es nach dir geht. Ich bin immer noch nichts anderes für dich als ein Diener, der zu tun hat, was du sagst."
Wer war jetzt dumm? Sie hatte noch nie so über ihn gedacht, nicht einmal, als er wirklich noch im Dienst ihrer Familie gestanden hatte. Und jetzt erst recht nicht.
Eine neue Welle des Elends brach über sie herein. Sie wusste, dass der Alkohol die Schuld daran trug, dass ihre Gefühle so verletzlich dicht unter der Oberfläche lagen. Morgen würde sie vielleicht alles bereuen, was sie heute Nacht sagte und tat. Aber sie konnte ihre Empfindungen keinen Augenblick länger in ihrem Inneren einschließen.
"Du hast mir zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl gegeben, schön zu sein", rief sie, "aber es war alles nur Lüge! In Wirklichkeit findest du mich zu abstoßend, um mich zu berühren … sogar für Geld!"
Damit vergrub sie ihr Gesicht wieder in den Armen, in der Hoffnung, dass er gehen und sie alleine ihrem Kummer überlassen würde. Ihre Anschuldigung hing in der zerbrechlichen Stille, bis sie sich langsam fragte, ob er fortgegangen war, ohne dass sie es gehört hatte.
"Schreib dir das eine hinter deine betrunkenen Ohren, Claire Talbot." Ewan schleuderte ihr die Antwort entgegen, während er aus der Tür rauschte. "Du bist es nicht, die ich abstoßend finde. Es ist dein verdammtes Geld!"
Es nieselte nur noch, als Ewan aus der Seitentür trat und zu Fuß auf das Dorf zuging. Er hätte den Ponywagen nehmen oder eins der Pferde aus den Ställen von Strathandrew satteln können, aber die explosive Mischung von Gefühlen in seinem Inneren verlangte nach irgendeinem physischen Ventil. Gehen war das Sicherste, was ihm einfiel. Außerdem wollte er bei den Talbots nicht noch mehr in der Schuld stehen.
Die ganze erniedrigende Konfrontation mit Claire ging ihm immer wieder durch den Kopf. Allein der Gedanke, dass sie tatsächlich die Frechheit besaß, wütend auf ihn zu sein! Dass sie ihm vorwarf, ihr etwas vorzumachen, so wie manche Frauen in Amerika ihm beim Versuch, sein Geld in ihre gierigen Finger zu bekommen, etwas vorgemacht hatten.
Schon bei dem Gedanken daran fühlte er sich schmutzig.
Zunächst einmal war er keineswegs stolz auf sein Benehmen in der vergangenen Woche. Er hatte Tessa mit dem unausgesprochenen Versprechen zurückgelassen, dass er ihr einen Antrag machen würde, sobald sie ihre Verlobung gelöst hatte. Selbst wenn sich seine Gefühle geändert hatten, was er mittlerweile bezweifelte, hätte er keine andere Frau küssen sollen – vor allem nicht ihre Schwester!
Ein Geräusch auf der Straße vor ihm weckte Ewan aus seinen schuldvollen Überlegungen. Eine kleine Prozession von aufund nieder wippenden Lichtern kam auf ihn zu, begleitet von den Geräuschen von Menschen, die ungewöhnlich laut sprachen und lachten. Verdammt! Es mussten die restlichen Leute aus Strathandrew sein, die gerade von der Ceilidh zurückkamen.
Ewan erstarrte einen Moment lang auf der Stelle, dann sprang er in den Graben und kletterte ein Stück den Hügel hinauf, um sich hinter ein paar Büsche zu ducken. Er fühlte sich wie ein elender Feigling, der sich ohne ein Wort davonschlich, aber er ertrug die Vorstellung nicht, sich ihren Fragen zu stellen, wo er um diese Nachtzeit hinging oder warum.
Mit einem Gefühl von Bedauern lauschte er, wie sie vorbeigingen, wobei er Rosies, Glennas und Jocks Stimmen aus den anderen heraushörte. Was für ein Gerede würde es wohl unter ihnen geben wenn sie bemerkten, dass er fort war? Wie würde Claire seinen plötzlichen Aufbruch erklären?
Als die Stimmen in der Ferne verklungen waren, ging er wieder zurück auf die Straße und weiter auf das Dorf zu. Außer dem Wind in den Bäumen und seinen eigenen
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