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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Mackowski
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links liegen lässt. »Rühr mich an«, sagt das Herz. Und hinterher gleich das Gegenteil.
     
    Die Frau bewegte sich in Zeitlupe und so stolz, als liefe sie immer nackt. Das Handtuch war runtergefallen. Sie strich nur das nasse Haar zurück.
    »Ich werde dir was zeigen«, sagte sie. »Glaubst du, dass ich dir was Schönes zeigen kann?«
    Sie wirkte so selbstverständlich. Greifbarer als diese Therapeutin, die ihm plötzlich wieder in den Sinn kam.
    Die Frau war jetzt nahe genug. Sie zog den Reißverschluss seiner Hose auf und nahm seinen Schwanz aus dem Schlitz. Zwei Finger angefeuchtet, rieb sie seine Eichel ein. Er dachte dabei an Sarah Rosen, wie sie sich über sein Gesicht gebeugt hatte.
    »Der ist ja ganz rot«, sagte die Frau. Dann begann sie zu saugen.
    »Mach den Lippenstift weg«, sagte er, zog ein Taschentuch aus der Hosentasche und wischte ihr den Mund ab. Sie sah jung aus mit ihren Sommersprossen um die Nase. Er schätzte sie auf zwanzig.
    François sah, wie sich ihr Kopf hoch und runter bewegte, wie sie sein Glied umfasste, und wühlte mit beiden Händen in ihrem Haar. Langsam begann er sich wieder zu schätzen.
    Sie machte es nicht wie die anderen. Sie lutschte in kleinen Portionen, so, als wollte sie lange etwas davon haben.
    »Komm hoch«, sagte er.
    Wieder nahm er ihr Kinn in seine Hand. Als sie sich aufrichtete, packte er sie an den Hüften und lenkte sie aufs Bett.
    »Sag mir deinen Namen!«
    Sie schwieg, legte sich lächelnd in die Kissen und drehte sich auf den Bauch.
    »Wieviel willst du?«, fragte er.
    »Gar nichts«, sagte sie.
    Ihr Hintern bettelt nach meinem Schwanz, dachte er, drang in sie ein, hörte sie laut atmen und im Rhythmus seiner Stöße sprechen.
    »Irene«, sagte sie keuchend, »reicht das?«
    »Nein!«
    Hinterher legte er sich neben sie auf die Seite und klemmte ihre Hände unter seine Achseln.
    »In ein paar Tagen hat mich das Orient zum letzten Mal gesehen. Krieg ‘nen ganzen Batzen Geld. Von meinem Vater!«
    »Lass mich raten. Du bist … Millionärstochter?«
    Die Frau stand auf, ließ den BH um ihren Zeigefinger kreisen und versuchte, ein Kichern zu unterdrücken. »So ungefähr. Bringst du mich noch nach Hause?«
    »Klar«, sagte François und biss sie in die Oberlippe, zart nur, damit sie ihn nicht vergessen würde.

7
    Es WAR DIE LETZTE S ITZUNG AN DIESEM T AG . Sarah Rosen sah auf ihre Armbanduhr und schlug die Beine übereinander. Genau zehn Minuten noch, dann würde sie ihre Praxis schließen. Vor ihr auf der Couch lag Patrizia Heral, 30 Jahre, Sopranistin, festes Engagement an der Wiener Staatsoper. Eine dunkelhaarige Frau mit blendender Figur und großem Talent. Ihre Kleidung war unauffällig, aber modisch: weite Baumwollhose, Twinset. Slipper aus Wildleder. Alles in Dunkelgrau.
    Manisch-depressiv stand im Arztbericht ihrer letzten Einweisung in die Psychiatrie, die vier Jahre zurück lag, doch Sarah Rosen misstraute Diagnosen wie diesen. Patrizia war eine Frau der Zerstörerklasse: Schnitzereien mit Taschenmesser oder Rasierklinge an Armen und Beinen, Tablettensucht und lebensbedrohliche Jagd auf Männer für One-night-stands, die sie nachts, meist nach der Vorstellung in Parks oder auf der Straße auflas. Zwei Selbstmordversuche.
    Die Psychiater hatten Seroquel vorgeschlagen, ein Medikament gegen Schizophrenie, aber Sarah Rosen war sicher, dass Patrizia weit entfernt war von einer Persönlichkeitsspaltung, außerdem hielt sie nicht viel von der Behandlung mit Psychopharmaka. So setzte sie nach einer schwierigen Anfangsphase Lithium ein, um die Stimmungsschwankungen ihrer Patientin in den Griff zu bekommen.
    Patrizia kam viermal die Woche. Sie hatte mit ihr traditionell analytisch gearbeitet. Gute therapeutische Allianz, professionelle Distanz.
    Seit kurzem jedoch schienen die Stunden eine Wendung zu nehmen. Patrizia war nervös und unzufrieden. Sie entwickelte eine krankhafte Angst davor, auf der Couch zu liegen, und schreckte meist gegen Ende der Stunde wie aus einem Alptraum hoch.
    »Seit Tagen denke ich an nichts anderes«, sagte sie. »Ich stelle mir beim Einschlafen vor, wie es wäre, wenn Sie mich berühren. Warum sind wir uns nie privat begegnet. Warum kommen Sie nicht ein einziges Mal in die Oper?«, fragte sie wütend.
    »Können Sie das präzisieren?«, fragte Rosen, erstaunt über die Kehrtwende ihrer sexuellen Fantasien, die bisher nur auf Männer gerichtet waren.
    Patrizia war aufgestanden und sah entschlossen in das Gesicht ihrer Therapeutin. »Sie

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