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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Mackowski
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haben aus der Vagina eine Spermaprobe entnommen. Außer den Schlägen, über die wir nicht viel sagen können, gibt es nachweislich keine sexuelle Gewaltanwendung.«
    »Reicht ja auch«, sagte Vera Kirchner und sprach dem Inspektor zugewandt, aber durch ihn durchsehend, wie ins Leere. Sie konnte nicht vergessen. François und Irene. François in ihren Armen. Der Schuss, der aus seiner Wohnung gekommen war.
    »Wer sagt denn, dass es ein Täter gewesen sein muss?«, fragte Vera vorsichtig. »Kann doch sein, dass es eine Frau war. Was meinen Sie, Dr. Rosen?«
    Dr. Rosen deutete Karlich mit einer Kopfbewegung an, dass sie genug hatte. Dann redete sie doch. »Ausgeschlossen ist natürlich gar nichts, das habe ich in der ersten Sekunde auch gedacht, aber ich kann dir versichern, Bruno, dass Statistik und Psychologie im Allgemeinen dagegen sprechen. Gewaltverbrechen, noch dazu in dieser ritualisierten Form, werden in der Regel von Männern verübt.«
    »War’s das, meine Herrschaften?«, fragte der Pathologe, in der einen Hand einen Keks, in der anderen jetzt den Kaffee.
    »Ja, vielen Dank«, sagte Karlich und nickte Rosen zu. »Komm, ich fahr dich in die Stadt, oder hast du noch was vor hier?«
    Sarah schüttelte den Kopf und schloss sich schweigend ihrem Freund an.
    »Bestimmt hat der sich hinterher nicht mal die Finger gewaschen, und nun frisst er Kekse«, hörte sie noch die Journalistin sagen.

11
    W IE ÜBLICH STANDEN ZWEI P ITBULLS vor dem Sitzungszimmer ihres Chefs, als sich die tierfreundlichsten Zeitungsmacher der Stadt zur großen Themenkonferenz trafen.
    Vera hasste Hunde. Und die schwanzwedelnden Typen, die hier arbeiteten, bis auf ihre Freundin Brit, auch. Gescheiterte Anzeigenverkäufer, Produktionsassistenten, die meisten hatten eine so genannte Lobby, gingen mit dem Alten zum Golf oder saßen in der richtigen Partei, bevor sie sich von ihm bei Faktum als Journalisten anstellen ließen. Vera war so reingerutscht. Nach ihrem Volontariat hatte man ihr einen freien Werkvertrag zugeschoben. Danach folgten fünf Jahre Knochenarbeit gegen schlechte Bezahlung.
    »Black beauty«, hatte der Chef eines Tages gesagt. »Kümmere dich um Gesellschaftspolitik, Asylfragen, und hier und da schreibst du eine Mordgeschichte, hm?« Vera hatte dieses Hm bis heute im Ohr, diese scheißfreundliche Art, mit der sich der Alte ein Alibi verschaffte für reaktionäre Sauereien, die er in seinem Blatt abdruckte und die ausgerechnet sie, eine nette, hübsche Farbige, für ihn schreiben sollte. Lange wollte sie das nicht mehr mit ansehen, aber sie brauchte das Geld. Wieso sie immer noch keine Kündigung auf dem Tisch hatte wegen gelegentlicher Arbeitsverweigerung für Themen, die sie schlichtweg nicht vertreten konnte, war ihr ein Rätsel.
    Die Redaktionsmitglieder trudelten zur Sitzung ein.
    »Morgen«, sagte Alfons Tichat. Er ließ sich zuerst ausgiebig von seinen Hunden lecken, nahm dann auf seinem Chefsessel Platz und sah ausdruckslos in eine schweigende Runde von Duckmäusern und Jasagern. Dann legte er demonstrativ seine Stirn auf den Tisch.
    Bumm.
    »Ist Ihnen nicht gut?«, fragte Vera betont fürsorglich und wollte gleich zu ihm.
    »Ganz im Gegenteil, bleiben Sie nur sitzen«, sagte er.
    Tichat hatte nur wieder sein übliches Theater gemacht. Einer der Redakteure hustete nervös, weil er sich vor Tichat fürchtete. Nur Brit, die liebenswerteste Society-Klatschbase von ganz Wien, grinste breit.
    »Was liegt an?«, fragte der Alte scharf. »Und was immer Sie mir jetzt sagen, denken Sie daran, dass wir dem Leser nahe sein müssen.«
    Die alte Leier, dachte Vera und bewegte synchron, aber stumm ihre Lippen mit.
    »Wir kriechen mit dem Leser unter die Bettdecke, sitzen mit ihm auf dem Sofa, auf dem Klo, Sie wissen schon«, sagte Tichat.
    »Brit?«
    »Thomas Gottschalk hat seine Wette verloren und muss schon wieder Weihnachten in einem Bordell feiern.«
    »Wunderbar, reden Sie mit den Damen, fragen Sie, was sie sich von Gottschalk erwarten.«
    Tichat sah in die Runde.
    »Vera?«
    »Da hat jemand eine Frau umgebracht, heute Nacht im Volksgarten, und ihr danach eine Rose zwischen die Lippen gesteckt. Der ganze Fall wird von einer Therapeutin begleitet. Eine Fallanalytikerin, Frau Doktor Sarah …« Vera kam nicht weiter.
    Tichat rieb sich die Augen und fiel ihr ins Wort.
    »Sarah Rosen! Wer sonst!«
    Raunen im Sitzungszimmer.
    Ein Windei aus der Wissenschaftsredaktion, das manchmal über Akne oder Diäten schrieb, war gleich auf

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