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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Mackowski
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Nächstenliebe, grübelte sie. Therapie oder Sex. Das kam aufs Gleiche raus.
    »Ich hab sie nicht umgebracht. Sie war …«
    François suchte nach einem Wort. Dann fuhr er sich mit der Hand in den Nacken und starrte vor sich hin.
    »Merkwürdig, sie sagte, dass sie nichts von mir wollte. Jedenfalls kein Geld.« François erzählte, wie er Irene vor dem Hotel Orient zur Hilfe gekommen war.
    »Und dann?«
    »Was und dann?«, fragte er abfällig.
    »Hat sie über ihr Privatleben gesprochen?«, fragte Rosen.
    »Ging nicht.« François grinste. »Sie hatte den Mund voll.«
    »Wie?«
    »Blowjob!«
    Sarah Rosen wusste, dass er sie brüskieren wollte. »Falls sie dir nicht auch das Gehirn … rausgeblasen hat, solltest du jetzt mal zur Sache kommen.«
    »Ganz neue Töne, Lady.«
    François zog laut die Nase hoch. Dann endlich sprach er von dem Mann, der Irene Orlinger bedroht hatte und der ihm später am Anleger wiederbegegnet war. »Um den kümmert sich diese Journalistin«, sagte er.
    »Welche Journalistin?«
    »Vera, Vera Kirchner.«
    »Weiter«, sagte sie, verwundert darüber, dass sich François und Vera kannten.
    »Hat Irene Orlinger denn über diesen Mann gesprochen?«
    »Nein. Der war ihr scheißegal. Sie wollte sowieso aussteigen.«
    »Wo aussteigen?«
    »Als Prostituierte, ist doch klar.«
    »Gar nichts ist klar. Warum wollte sie aussteigen?«
    »Sie sagte, dass sie von ihrem Vater einen Batzen Geld bekommt.«
    »Und wer ist dieser Vater?«
    »Hat sie nicht gesagt.«
    »Aha«, sagte Sarah ungeduldig.
    »Wir hatten was Besseres vor, Frau Doktor.«
    Sarah stakste nervös durch die Zelle. Sie nahm an, dass der Mann, den François beim Mexikoplatz in der Baracke wiedererkannt hatte, der Zuhälter von Irene Orlinger war.
    »Glaubst du, dass Irene Drogen genommen hat?«, fragte sie.
    »Keine Ahnung«, sagte er.
    »Oder dass sie selbst Geschäfte gemacht hat? Kokain, Heroin, Tabletten?«
    »Ich sagte doch: Keine Ahnung.«
    »Dann eben anders. Fangen wir noch mal von vorne an. Also: Ihr seid aufs Zimmer, habt Sex gehabt, und sie wollte kein Geld. Sie hat dir gesagt, dass sie bald aus dem Schneider ist, und dann, was ist dann geschehen? Seid ihr noch woandershin?«
    »Ja«, sagte er.
    »Ja? Ja und?«, fragte sie ungeduldig. »Du hast mich doch hierher bestellt.«
    »Sie wollte noch spazieren gehen«, sagte er gelangweilt.
    »Wie romantisch. Wo denn?«
    »Im Volksgarten, aber eigentlich war das kein richtiger Spaziergang.«
    »Sondern?«
    »Ich hab sie nach Hause gebracht, zu ihrer Wohnung an den Opernring. Wir sind durch den Park und haben da noch …«
    »So viel ich weiß, ist der nachts geschlossen«, sagte Sarah Rosen.
    »Stimmt, aber sie kannte da so eine Stelle. In der Nähe von der Tankstelle. Dahinter kann man durch.«
    »Ist euch jemand gefolgt?«
    »Nein.«
    »Hat sie irgendwas Bestimmtes gesagt? Über ihre Gefühle, Gewohnheiten, Freunde, Männer?«
    »Sie sagte, dass sie schlecht schlafen kann und dass sie dann manchmal aufsteht und mitten in der Nacht joggen geht.«
    »Joggen? Wo denn?«
    »Im Volksgarten.«
    »Aber doch nicht in dieser Nacht.«
    »Weiß nicht«, sagte er. »Kam mir auch komisch vor. Wie gesagt, ich hab sie nach Hause gebracht. Sie, sie … wollte nicht noch mal, dass ich reinkomme. Bin nur bis zur Tür.«
    »Weißt du noch, was sie angehabt hat?«, fragte Sarah Rosen.
    »Klar. Diese Schlangenhose, einen Mantel aus Samt und …«
    »Stopp mal. Das war, als du sie nach Hause gebracht hast, richtig?«
    »Richtig«, sagte er genervt.
    »Wenn sie also noch mal in den Park gegangen ist, dann höchstens in Joggingsachen, oder? Die Polizei hat sie aber in diesen Kleidern gefunden.«
    François schwieg.
    »Was geht dir jetzt durch den Kopf?«, fragte Rosen.
    »Dass uns doch jemand gefolgt ist. Einer, der wusste, dass sie diesen Spleen hatte, mitten in der Nacht in den Park zu laufen. Einer, der diese Stelle hinter der Tankstelle kannte.«
    François hatte sich in eine Ecke gekauert und den Kopf an die Wand gelegt. War ihr wirklich klar, mit wem sie es zu tun hatte? Sie wusste nichts über Legionäre, nur, dass die meisten von ihnen gestörte Typen sind, mehr noch, die meisten sind Psychopathen, aber der hier? War dieser Chaot zu einem Mord fähig? François saß da mit angewinkelten Knien und fror. Er sah erbärmlich aus.
    »Der Täter könnte sie auch schon in ihrer Wohnung umgebracht und dann in den Park gebracht haben. Wen kann sie denn so spät noch reingelassen haben?«, wollte Rosen wissen. »Hat

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