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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Mackowski
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Vielleicht waren das überhaupt ihre letzten Worte, weil sie nicht noch mit ihrem Mörder …« Vera machte diese Kopf-ab-Geste. »Wenn sie nicht noch mal mit ihrem Mörder gesprochen hat.«
    »Wissen Sie was?«, sagte er plötzlich. »Sie sind eine Nervensäge.«
    Der Typ wusste doch was!
    Karl trug eine blondierte Fönfrisur. Ähnlich wie früher David Bowie. Sofort musste sie an Brit denken, in den unmöglichsten Situationen musste sie immer an Brit denken.
    »Helfen Sie mir, das Schwein zu finden?«, fragte sie ein paar Dezibel zu laut.
    Karl zuckte zusammen. Dann die Frau mit dem Scotch.
    »Was? Ich dachte, die Polizei hat den Mörder schon? Oder sind Sie von der Polizei?«
    Vera schüttelte den Kopf. »Nein!«
    Wie er das Wort Polizei aussprach. Irgendwie so geschraubt. Oder steckte mehr dahinter?
    »Glauben Sie mir, Herr … Herr Karl«, sagte Vera und wusste, dass sie ihm auf keinen Fall mit der Journalistenmasche kommen durfte. Keine Fragen, lieber vertrauensbildende Maßnahmen. »Die haben den Falschen am Wickel. Die tappen völlig im Dunkeln.« Dann schwärmte sie von François und erzählte, wie sie an die Nachricht auf seinem Anrufbeantworter gekommen war.
    »Na und?«, sagte Karl trocken.
    »Für mich ist der Hauptverdächtige der Typ, der sie auf der Straße bedroht hat«, sagte sie. »Warum hat das denn niemand den Bullen gesteckt?«
    »Das sind Mutmaßungen«, sagte Karl, bevor er sich einer kleinen Anlage zuwandte, ein paar Knöpfe drückte und in aller Ruhe eine CD ins Laufwerk legte. »Ich schwärz doch niemand bei der Polizei an!«
    Vera ließ nicht locker. Der Typ hatte angebissen. »Überlegen Sie doch mal, ausgerechnet der Mann, der Irene geholfen hat, soll jetzt als Mörder hingestellt werden und dafür auch noch in den Knast? Das ist …«
    »Roxy Music«, sagte Karl. »Brian Ferry.«
    Dann sah er Vera abschätzig an.
    »Jetzt pass mal auf, Schätzchen. Ich seh das ganz anders. An Gerechtigkeit glaub ich schon lange nicht mehr. Bei mir sickert nichts durch.«
    Vera hatte genug und wollte gerade gehen.
    »He! Warte mal!« Karl war ja richtig freundlich plötzlich. »Ist nicht gerade günstig für die Schönheit, sich hier die Nächte um die Ohren zu schlagen«, sagte er.
    Frechheit, dachte Vera, runzelte die Stirn und konnte sich gerade noch im Zaum halten.
    »Es gibt da ‘n Türkisches Dampfbad in der Rahlgasse. Ist gut für die Haut«, sagte Karl.
    »Ha … Ha … Haut?«
    Hatte der Typ ihr etwa gerade einen Tipp gegeben?
    »Aux Antilopes«, erklärte Karl und drehte die Anlage lauter. »Fest in Araberhand, arroganter Laden, aber piekfein.«
    Und schon verschwand sein Kopf wieder unter der Bar.
    Vera hatte kapiert.
    Sie musste ins Aux Antilopes, aber vorher war Semir dran. Sie zückte ihr Handy. Nach zehnmal Läuten meldete sich endlich eine verschlafene Stimme.
    »Semir?«
    »Hhm?«
    »Steh auf und schmeiß schon mal die Kaffeemaschine an. Hab da was. Ein sehr, sehr hübsches Indiz. Es steckt direkt hier … in meiner … Hose, fühlt sich ziemlich heiß an«, sagte Vera grinsend.

18
    Sarah war wieder viel zu spät dran.
    Abgehetzt öffnete sie die Tür. Eine kalte Zelle. Bis auf Stuhl und Tisch vollkommen leer. Hinter der Glasscheibe ein Mann. Sie erkannte François. François und sein schmuddeliges Hemd, das er verkehrt herum trug. Ein Mikrophon gab seine rostige Stimme wieder.
    Aufstehen!
    Sarah gehorchte.
    Die Stirn an die Scheibe gelehnt, sah sie sein dünnes Lächeln, das weder ihr noch sonst wem galt. Er hatte sein Hemd aufgerissen. Seine schweißnasse Brust hob und senkte sich.
    Zieh dich aus, flüsterte er und klopfte mit einer Klauenhand an die Scheibe.
    Sarah nickte.
    Mit großen Schwüngen ihrer Zunge leckte sie über das Glas und schrieb dieses Wort.
    Départ.
    Er nahm keine Notiz.
    Das erregte sie erst recht.
    Sie leckte weiter.
    Assez vu!
    Sein Gesicht! Es kam auf sie zu. Näher und näher, so nah, bis sich ihre Lippen auf gleicher Höhe trafen und sie nur noch die eisige Kälte zwischen ihnen schmeckte.
    Ein Kuss hinter Glas.
    Das war alles.
    Danach hatte er sie mit einer eigenartigen, hypnotisierenden Konzentriertheit angesehen, die sie nicht mehr losließ.
     
    Sarah wachte mit einem heftigen Pochen zwischen den Beinen auf.
    Dann fühlte sie eine kalte Hand auf der Wange. Jemand hielt ihr einen Telefonhörer ans Ohr.
    »Für dich.«
    »Was?«
    Sarah schob benommen den Hörer weg.
    Es machte klick, und Sarah wäre am liebsten wieder in ihren Traum versunken. In diese

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