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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Mackowski
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stellen, verstehen Sie?«
    Sarah nickte, obwohl sie nicht verstand.
    »Sie wollte meinen Lippenstift. Mein Hirn hat alles wieder durchgekaut … die Männer, die ich hatte. Ich durfte nicht … ich sollte … nicht …«
    »Was sollten Sie nicht?«, fragte Rosen und stellte fest, dass sich Irene und Patrizia auf mysteriöse Weise ähnlich waren. Beide hübsch und jung. Wahrscheinlich beide geradezu hysterische Verführerinnen.
    »Ich sollte nicht singen«, sagte Patrizia mit erhobener Stimme. »Keinen Ton. Meine Rolle als Antonia. Antonia darf nicht singen!«
    Sarah Rosen kombinierte.
    Hoffmanns Erzählungen. Das Verbot zu singen. Hatte Patrizia nicht gerade eben noch von Betrug gesprochen? Sie selbst musste etwas ausgeplaudert haben.
    »Aber Sie haben doch gesungen und sich über das Verbot hinweggesetzt«, sagte Sarah. »Stimmt doch, oder?«
    »Ja, ja«, sagte Patrizia aufgeregt.
    Sarah wurde hellhörig. Also doch. Patrizia schien die Rolle, die sie spielte, mit einem sehr bedeutsamen Ereignis in ihrer Kindheit in Verbindung zu bringen, und jetzt purzelten Vergangenheit, Gegenwart, Rolle und Realität durcheinander.
    »Es war, als ob … als … als ob mich eine Spirale nach unten gezogen hätte«, redete Patrizia weiter. »Da habe ich nachgegeben, und es hat mich abwärts gezogen, immer tiefer. Ich wollte sie … endlich … packen … und habe …«
    »Patrizia!«
    Sarah Rosen stoppte ihre Patientin. »Kann es sein, dass Sie Realität und Fantasie vermischen? Sie haben eben noch gesagt, dass Sie sich von Irene betrogen fühlten. Warum eigentlich?«
    Patrizias Augen füllten sich mit Tränen. Dann brach sie in ein langes, erlösendes Schluchzen aus.
    »Sie haben also die Zeitung gelesen und sind auf das Bild von Irene Orlinger gestoßen«, sagte Sarah und reichte ihr ein Papiertaschentuch. »Wie spät war es denn da?«
    Patrizia schnäuzte sich.
    »Ich glaube, es war … fast Nachmittag«, sagte sie.
    »Fast?«
    »Ja, dann bin ich ja zur Polizei.«
    »Der Mord ist aber laut Obduktionsbericht in den frühen Morgenstunden passiert? Wie können Sie es dann gewesen sein?«
    Sarah wusste, dass Patrizia begriff, dass mit ihrem Geständnis etwas nicht stimmen konnte, aber noch war sie zu verstört, um die Dinge, die geschehen waren, zu sortieren.
    »Ich kann mich plötzlich nicht mehr genau erinnern«, sagte Patrizia. »Mir ist schwindelig, ich weiß auch nicht. Ich weiß nur, dass sie meinen Lippenstift wollte und wir gestritten haben. Am liebsten hätte ich sie … vielleicht war es auch nur ein Gedanke. Ich weiß es nicht mehr. Ich bin … Doch, jetzt weiß ich es wieder. Es war ein Unfall. Ich habe ihr meine Hände um den Hals gelegt … und … dann … erwürgt!«
    Patrizia redete nur noch wirres Zeug.
    »Danach ist sie hart aufgeschlagen. Ich wollte noch meinen Kopf auf ihre Brust legen und ihr die Rose geben, die ich an diesem Tag aus meiner Garderobe zum Trocknen mit nach Hause nehmen wollte, da … da merkte ich, dass sie schon tot war, und ich bin gleich zur Polizei, um das Geständnis abzulegen.«
    »Wissen Sie noch, was Sie dabei gefühlt haben?«, fragte Rosen.
    Patrizia nickte.
    »Ziemlich genau sogar. Das Geständnis war, wie soll ich sagen, es war … so befreiend! Ich hätte Bäume ausreißen können, so gut war mir. Und das, obwohl mir die Beamten irgendwie nicht glauben wollten. Die ganzen Fragen, lauter Details, die ich nicht genau beantworten konnte. Trotzdem war ich verdammt glücklich.«
    »Das Geständnis hat Sie möglicherweise von einer ganz anderen Last befreit«, erklärte Sarah Rosen.
    Patrizia, die sich jetzt wieder gefasst hatte, grübelte.
    »Kann man sich denn an etwas erinnern, das man gar nicht erlebt hat?«, fragte sie plötzlich.
    Sarah Rosen fühlte, dass Patrizia selbst auf die Lösung kommen konnte, war aber so erleichtert, dass sie anfing, Erklärungen abzugeben.
    »Ja«, sagte sie, »das kann man. Es handelt sich um das Phänomen der Fausse Reconnaissance, das Freud beschrieben hat. Es passiert in einer Situation, in der tatsächlich eine Erinnerung an etwas ganz anderes ausgelöst wird. Etwas, das tief und anhaltend verdrängt wurde und mit extrem starken Gefühlen besetzt ist. Um sich vor den Qualen der eigentlichen Erinnerung zu schützen, wird das Erlebnis des Wiedererkennens auf etwas anderes übertragen.«
    »Sie meinen so eine Art Déjà vu?«, fragte Patrizia.
    »Genau. Beim Déjà vu glaubt jemand eine konkrete Situation schon einmal erlebt zu haben. Die Fausse

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