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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Mackowski
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aufgebracht. »Was ist eigentlich mit deinem Freund, diesem … Katzan?«
    François starrte sie mit großen Augen an.
    »Das ist meine Sache. Wir sind Blutsbrüder.«
    »Blutsbrüder? Wenn du mich fragst …«
    »Ich frag aber nicht.«
    »Ist das nicht seltsam?«, sagte Rosen und redete unbeirrt weiter. »Er verspricht dir einen Job bei der Polizei, die Sache geht schief, und schon ist dein Blutsbruder über alle Berge. Hoch gehen lassen wollte er dich. Das Ganze war doch geplant.«
    »Woher willst du das wissen?«, schrie er sie an.
    »Ich weiß gar nichts, ich weiß nur, dass du Angst hast und dass diese Angst noch einen anderen Grund haben muss als die Ungewissheit, ob du Claire Wiedersehen wirst oder ob es dir gelingen wird, ein neues Leben anzufangen oder mich zu verführen. Also, hat Katzan dich bedroht, irgendwelche Andeutungen gemacht? Bist du ihm was schuldig?«, fragte sie.
    François begann zu husten.
    »Ob du ihm was schuldig bist?«
    »Lass den Kommandoton«, sagte er schroff und stellte sich mit dem Rücken zu ihr vor das Fenster. »Davon verstehst du nichts.«

26
    E IN HELLES P ING , und die Mikrowelle schaltete sich aus. Zwei Portionen Cordon bleu mit aufgeplatzten Käsebäuchen lachten ihn an. Semir nahm das Fleisch raus, schnappte sich eine Dose Red Bull und verschwand damit wieder hinter seinem Schreibtisch. In einer halben Stunde wollte er im Gefängnis sein. Der Anwalt von Dimitri Kovac hatte Haftprüfung beantragt, und jetzt musste er ihm endlich selbst auf den Zahn fühlen. Dimitri wusste etwas, da war er sicher. Er war in den Deal verwickelt, die Explosion ein geschicktes Arrangement der Mafia, die ihm zur Flucht verholfen haben musste. Doch von wem hatte er Rückendeckung?
    Semir lief zum Auto, befestigte das Blaulicht auf dem Dach und fuhr los. Er wurde dem Verdacht nicht los, dass Leo Schmidt seine Finger im Spiel haben könnte. Wenn ja, würde eine gewaltige Lawine ins Rollen kommen. Was er jetzt brauchte, waren handfeste Beweise. Wieder und wieder dachte er daran, wie Schmidt vor dem Computer gesessen hatte und sich die Daten von François Satek aufrief. Was machte Schmidt so sicher, dass Satek schuldig war? So wie er die Sache sah, war Dimitri einer dieser typischen Zwischenhändler, die von ihren Chefs dazu angehalten werden, Süßholz zu raspeln, Mädchen anzuheuern, sie in sich verliebt zu machen und dann auf den Strich zu schicken. Vielleicht hatte er so Irene in seiner Gewalt?
    Semir war verwirrt. Diese Stadt ist ein einziges Gehege, dachte er. Voller Protzigkeiten, die einem den Blick für das Wesentliche verstellen.
    Kurz vor der Staatsoper sah er, dass der Ring gesperrt war. Semir schlängelte sich mit seinem Wagen zwischen einer Gruppe von Menschen durch, die Plakate schwangen und dieses Jahr früher als üblich gegen den Opernball demonstrierten. Als ob es nichts Wichtigeres gäbe. Zum Beispiel Ausländerfeindlichkeit, Budgetkürzungen. Seit fünf Jahren hatte Semir keine Gehaltserhöhung bekommen, geschweige denn eine Beförderung, aber er konnte zufrieden sein. Seine Hände waren sauber, sein Leumund fleckenlos, auch wenn er manchmal kurz davor gewesen war, in Geschäfte einzuwilligen, die sich am Rande der Legalität bewegten.
    Semir Aydin, Alibitürke, der bisher mit niemandem auf Kriegsfuß stand, drehte um, raste die Landesgerichtsstraße entlang und hielt mit quietschenden Bremsen vor dem Untersuchungsgefängnis.
    Drei Minuten noch. Vielleicht konnte man Kovac noch eine Weile aufhalten. Als er das Auto verließ, hörte er aufgeregte Stimmen. Ein Krankenwagen. Die Schiebetüren sprangen auf. Zwei Helfer eilten ins Gefängnis.
    Semirs Handy piepte.
    »Ist was passiert?«
    Ein Kollege aus dem Drogendezernat.
    »Kovac ist entkommen und hat einen Wächter niedergeschossen. Wo bist du jetzt?«
    Semir fühlte, wie ihm vor Aufregung das Herz schlug und legte wortlos auf. Dann rannte er in das Gebäude.
    Er sah den Wärter, den es hart erwischt hatte, auf einer Trage liegen. Blut sickerte aus seiner Schusswunde, aber seine Augäpfel zuckten noch unter den geschlossenen Lidern. Dimitris funkelnder Blick fiel ihm ein, sein berühmtes Siegerlächeln, das er wahrscheinlich vom Crack hatte.
    »Wie ist dieses Schwein an eine Waffe gekommen?«, schrie Semir. Das einzige was ihn jetzt interessierte, war Kovac. Wohin war er geflüchtet, mit wem war er in den letzten Stunden zusammen? Ein Beamter nannte ihm drei Namen. Sieh mal an, dachte Semir, Leo Schmidt war also auch dabei, und fuhr

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