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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Mackowski
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in glitzernden Glasscherben, die er vor seinen Füßen liegen sah. Wie sollte er sich nähern? Wie begreifen, dass es diesmal endgültig sein würde.
    Für immer aus?
    Zuerst legte sich ein Flimmern, dann eine weiße Fläche auf seine Netzhaut. Der Kreislauf. François fror und schwitzte gleichzeitig. Schüttelfrost.
    Er dachte an seine Verhaftung, an Claires Haare, an das Papier, das er gefunden hatte, den Fahrplan, die Tabletten. Er hörte Vera reden, Vera und Sarah, gleichzeitig.
    »Was hast du mit Claire gemacht?« Seine Stimme war matt und kraftlos.
    Die Waffe, die immer noch auf ihn zielte, kam näher. Katzan reckte seinen dünnen Hals. François, zwei Handbreit von ihm entfernt, spürte, wie ihm das Blut in den Adern pochte, wie er zum Schlag ausholen wollte, aber nicht konnte. Obwohl die Wut seinen Adrenalinspiegel in die Höhe trieb, blieb er starr. Vielleicht war das alles gar nicht wahr? Vielleicht war das nur eine Reaktion seines Körpers auf den Schock.
    François wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Verwirrt sah er in den Lauf des Revolvers und versuchte zu schlucken. Luft und Speichel blieben ihm im Hals stecken. Da stand sein Bruder, sein Verräter, und er war wie gelähmt.
    Katzans Finger umklammerten die Waffe, seine Füße trippelten lautlos auf der Stelle.
    »Schieß doch!«, rief François.
    Katzan hätte nur abdrücken müssen.
    »Na los! Worauf wartest du noch? Hast du Claire umgebracht?«
    Katzans Hände zitterten.
    »Woher …?«
    »Na komm schon«, sagte François ruhig. »Hast du sie umgebracht?«
    Katzan spannte den Revolver. Es machte Klick.
    »Nein! … Ich … ich wollte das nicht, sie …«
    »Alles über Claire«, sagte François, steckte lässig seine Hände in die Hosentasche, wartete ein paar Sekunden und brüllte endlich los.
    »Ich war in der Stadionallee. Ich hab jeden Quadratzentimeter deiner Scheißhütte auf den Kopf gestellt. Hast du sie an einen Strick gebunden und hinterher in den Park geschleift? Hast du ihr die verdammte Rose zwischen die Lippen gesteckt? Los, Mann!«
    Katzans Mundwinkel zuckten.
    »Ich wollte das nicht«, sagte er wieder.
    »Was wolltest du nicht?«, brüllte François weiter und brach jäh ab.
     
    Schwarz vor Zorn hatte er begonnen sich selbst zu zerstören und versuchte die Wut, die sich nur noch gegen ihn selbst richtete, niederzukämpfen.
    Warum machte er nicht einfach kurzen Prozess mit dem Arschloch?
    Die Wut über seine Unfähigkeit demütigte ihn stärker als alles, was geschehen war. Verwirrt drehte er sich zur Seite.
     
    Er sah Claire von der Decke baumeln, ihren Bauch, der sich langsam öffnete. Der Fötus fiel raus und mit dem Fötus die Ereignisse der vergangenen Tage. Erinnerungen, an denen Blut klebte. Die Schuld, Claire in den Tod getrieben zu haben. Die Blindheit, mit der er Katzan vertraut hatte.
    Insgeheim wartete er immer noch auf den Schuss, auf den letzten Ruck, der durch seinen Körper gehen würde, um diesem Elend ein Ende zu machen.
    »Auf was wartest du noch?«, brüllte er und war bereit zu sterben. Er wusste, dass ihm der andere nachlief, wollte sich aber nicht ein einziges Mal umsehen. Plötzlich hatte er eine Faust im Nacken. Was für ein lächerlicher Schlag, ein Schlag, der ihn nicht mal taumeln ließ. François hätte die Faust locker packen und umdrehen können, doch nichts, nur eine neue Welle der Enttäuschung kam über ihn.
    François sah auf seine Boots. Sie liefen weiter, als wären sie auf der Flucht. Sie liefen sogar weiter, als Katzan ihn von hinten ansprang, mit Fäusten auf ihn einschlug und François mit ihm zurücklief.
    Eine Weile trug er den Schädling Huckepack.
    »Claire war … Claire war … nicht ganz dicht am Ende«, schrie Katzan ihm von hinten ins Ohr.
    »Welches Ende?«, schrie François und fühlte, dass der Augenblick, auf den er gewartet hatte, längst vorüber war, und doch trug er den falschen Freund weiter, bis er ihn endlich abwerfen konnte.
    Da lag der Cafard und riss nur die Augen auf.
    »Red endlich«, schrie François weiter.
    »Sie hat nur vor sich hingestarrt, nicht geredet, nichts mehr gegessen, nichts getrunken … Ich sagte, du musst was essen, denk doch an das Kind. Ich dachte, dass sie vielleicht wieder abhauen würde, zurück nach Paris.«
    »Und das Theater mit der Rose?«, fragte François. »Erst Irene umbringen und mir auch noch einen Mord in die Schuhe schieben!«
    »Was hab ich mit Irene zu tun? Die kannte ich überhaupt nicht«, sagte Katzan.
    François ließ den

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